Tagebuch der Götter
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Tagebuch der Götter

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 ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)

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Rex Dei
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BeitragThema: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptySa 27 Nov 2010 - 18:05

Als die Zeit noch nicht in Normen und Grenzen eingeteilt- und als die Welt noch nicht geschaffen war existierte bloß das Nichts- eine Masse aus Dunkelheit, doch im Grunde nur das Nichts. Licht und Dunkelheit können nicht unabhängig von einander existieren- und so ward es Licht als die Finsternis in das Nichts einzog.
Drei Urgötter erhoben sich daraus- standen in Kontrast mit finsterer Dunkelheit- füllten einen Teil der Leere. Thalanis war die Frau unter den dreien, ihr Name bedeutete soviel wie ‘Stark-Frau’. Die beiden anderen Götter waren Brüder- der eine starke und schöne Batândamas und der kluge und mächtige Vanaelda. Die Götter einigten sich darauf einen Ort zuschaffen an dem sie wohnen konnten- ein Haus der Götter, ein Paradies für die Seele.
Gemeinsam- Hand in Hand arbeiteten sie daran hinein in die düstere Leere eine Welt zu schaffen, einen Ort der ihnen geweiht sein sollte. Jeder nutzte seine Macht- und jeder opferte seine Unsterblichkeit dafür. Zusammen erschufen sie also ihr Heim- eine Welt- welches sie auf den Namen Ekladinja [gesprochen: Ikladinja] tauften.
Der Grundriss nahm alsbald Form an und die Urgötter zogen ein in ihre Welt- in das Etwas in der Leere. Das von ihnen geschaffene reichte aber noch lange nicht aus- jeder wollte dieser Tristes mehr Farbe schenken, mehr Kontraste, mehr wunderlichen Glanz und atemberaubende Schönheit. Sie sammelten die Sandkörner der Zeit und sperrten sie hinein in ein Uhrenglas- bannten die Zeit, welche über das Geschehen auf Ekladinja richten sollte. Sie schufen ein Licht, welches die Finsternis abhalten sollte- und bestimmten die Helligkeit am Tage und in der Nacht- der Teilung nach, welche die Zeit verlangte- geschaffen ward Zeit, Tag und Nacht.
Batândamas riss in seiner Stärke Felsen aus dem ebenen Boden- schaffte Kuhlen, welche Thalanis mit ihren Tränen füllte- setzte Gebirge an die Orte wo er die Felsen absetzte- ein Kontrast der Höhen und Tiefen- von Berg und Meer. Und Vanaelda verzierte den glatten und harten Stein mit weichen Gräsern- schmückte sie mit mächtigen Bäumen und reihte sie zu Wäldern zusammen und gemeinsam strukturierten sie die Welt- schenkten ihre wundersame Kontraste und erlöste sie von monotoner Ebenmäßigkeit- geschaffen ward Berg und Tal, Meer und Wüste, Wald und Flur.
Sie erbauten sich einen Tempel- ein gigantisches Haus auf dem höchsten Berge- mit dem fruchtbarsten Tal und dem klarsten Wasser und zogen ein. Doch mit der Zeit da wurde es ihnen zu still auf ihrer Welt- kein Geräusch verletzte dieses drückende Schweigen der Welt. Thalanis und Vanaelda wanderten Hand in Hand durch ihre Wälder und nach ihrem Interesse erhoben sich wundersame Wesen- alte Geister hinein in ihre Welt, gestärkt durch ihre Macht- dazu berufen zu wachen und zu schützen und um der Melodie willen erschufen sie den Wind, welcher sie von nun an ihre Ohren mit seinem Liede verwöhnen sollte. Batândamas hielt nicht viel davon und wollte lieber etwas haben was ihm an Schönheit glich- etwas was wundersam und atemberaubend zugleich war und so schaffte er Mutter Natur- gab ihr die Macht zu schaffen und überließ ihr die Bevölkerung der Welt. Die daraus resultierenden Streitigkeiten zwischen den Dreien zogen erste Grenzen zwischen die Götter- Thalanis und Vanaelda wollten lieber selbst bestimmen was erschaffen wurde doch Batândamas hielt dagegen und so lebte der Geist der Natur auf und erlangte unaufhaltsame Macht- jetzt lag es an ihr zu schaffen. Doch Hinter dem Rücken von Batândamas legten die beiden anderen Urgötter fest, dass die Wesen, welche die Natur erschaffen sollte bloß zweitrangig waren und es an ihnen liegen sollte denen zu gehorchen, welche sie über sie stellten. Ein Geheimnis, welches gewahrt und vor den Augen des anderen Urgottes verborgen blieb. Doch mit ihrer verlorenen Unsterblichkeit hatten die Urgötter auch so etwas wie Gefühle erlangt und eben diese waren nunmehr ans Tageslicht getreten und nicht mehr das neutrale verband einander. Denn so geschah es, dass sich der Urgott Vanaelda und die Urgöttin Thalanis einander zu lieben begannen und alsbald vereinigten sie sich- und ihr erster Sohn verließ den heiligen Schoß der Mutter. Sie nannten ihn Lômiabâ [Sohn der Luft] und schenkten ihm die Gabe eine Lebensform zu erschaffen, welche über die Wesen von Mutter Natur herrschen sollten. Als Batândamas davon Kenntnis erhielt eilte er erbost darüber, dass sein Bruder die Frau bekommen hatte und somit das Recht zu Vermehrung zu eben diesen und forderte auch ein Kind- ein Kind welches er in die Welt setzen konnte um sich für die Nachwelt zu sorgen. Doch Thalanis und Vanaelda schlugen ihm lachend diesen Wunsch aus und meinten zu ihm er solle sich doch ein Kind von Mutter Natur schenken lassen. Wütend über diese Worte zog Batândamas wieder ab- und begann innerlich seinen Bruder und seine Frau für ihr Glück zu hassen.
Während Lômabâ langsam zu einem jungen Mann heranreifte vereinten sich die beiden Urgötter erneut und nannten ihre Kinder, welche Zwillinge waren, Amancairwen [Tochter des Wassers] und Neviâth [Sohn des Feuers] und schenkten auch diesen Kindern die Gabe eine Lebensform zu schaffen, welche über Mutter Natur’s Geschöpfe zu richten vermochte. Und alsbald folgte auch ihr viertes Kind, welchem sie den Namen Firithwilya [Sohn des Felsens] gaben.
Allesamt wuchsen unter der Liebe ihrer Eltern auf- unter Thalanis’ gütiger Liebe und unter Vanaelda’s mächtiger Schule auf. Es lag nun an den vier Kindern der beiden Urgötter eine Lebensform zu erschaffen- ein neues Leben in die Welt ihrer Eltern zu setzen. Mit seinem zwanzigsten Lebensjahr wurde jedem diese Macht völlig zu Teil und das Ritual sollte abgehalten werden.
Lômiabâ, der erste Sohn, welcher tänzelnd wie der Wind die Welt durchschritt und musikalisch begabter war als der Wind, erschuf ein Volk, welches das älteste Ekladinja’s sein sollte- ein Volk, welches keine Gestalt hatte- ein Wesen, welches einem Geiste glich, ein Wesen, das im Nebel lebte, ein Wesen, welches nach dem Vorbild der Weltengeister geschaffen wurde- den Eltern nacheifernd- er erschuf die Kinder des Nebels, die Khibilmâi.
Als das Zwillingspaar Neviâth, welcher robust und impulsiver Natur war, und Amancairwen, welche so ruhig und kühl war wie das Wasser und Heilung schenkte, das Alter erreichten als das sie ein Volk erschaffen durften- waren sie unterschiedlicher den je. Neviâth erschuf ein Volk, welches in den Bergen lebte- ein Volk, welches stark und robust war, zäh und unglaublich feurigen Gemütes- erschuf die Khazâd- welche um Volksmund Zwerge genannt werden während seine Schwester ein sanftes und ausgeglichenes Volk erschuf, welches weise war und verschwiegen- alt und mächtig, sie erschuf die Vanya, die Elfen. Das die beiden sich im inneren verbundener waren als all die anderen Götter wusste niemand- zu Tage kam jedenfalls nur die Rivalität.
Noch ehe- das letzte und vierte Kind Vanaelda’s das Alter erreichte und ein Volk nach Ekladinja entsenden konnte erhob sich der nun mittlerweile dem Hass und den Neid verfallnen Batândamas und richtete seine Macht gegen die so friedlich lebende Familie.
Gigantisch war der Hass als sich die Liebe sich gegen ihn aufbot- als der erste Krieg die so friedfertige Welt erzittern lies.
Batândamas stellte sich nun gegen seinen jüngeren Bruder- gegen jenen, welcher so viel bekommen hatte was er nicht verdient hatte. Blind vor Hass zog er gegen ihn in die Schlacht, Stärke gegen Macht. Batândamas hatte nie verstanden- wieso jemand der nicht einmal halb so schön war wie er soviel Glück verdient hatte- warum sein kleinerer Bruder die Frau bekommen hatte und nicht er. Der Kampf der Urgötter riss die Dunkelheit entzwei und Sphären entstanden- dunkle Nischen in der Finsternis und auch Ekladinja wurde aus ihrem Gleichgewicht geworfen- Kampf der Giganten.
Schließlich streckte Batândamas den Göttlichen nieder- zerriss seinen Leib und tränkte die Welt in das dunkle Blut seines Bruders- nur noch der Sonnenuntergang erzählt blutrot von diesem Blutbad- jeden Tag, jede Nacht- jeden Abend- jeden Morgen.
In seinem Rausch wandte sich der tobende Gott nun zurück zum Hause der Familie- er wollte sie alle auslöschen- er wollte die Welt von seinen Neidern und Peinigern bereinigen.
Flehend warf sich die Urgöttin vor die Füße des verbliebenen Urgottes- flehte ihn an ihre Kinder zu verschonen, er solle sie nehmen und den Kindern nichts antun. Mühsam verschonte er die Ausgeburten seines Bruders, ließ die Kinder am Leben und nahm sich die Frau und erfüllte sich einen langersehnten Wunsch. Voller Eifersucht und Neid riss er ihre Kleider vom Leibe und vergewaltigte sie- und sie hatte nur noch den Hass für ihn übrig- den Hass und den Schmerz.
Und so ward Thalanis schwanger von Batândamas und bald sollte sie gebären- und ihr fünftes Kind in die Welt setzen- ein Kind was sie so sehr hasste. Und so kam es, das sie den vierten Sohn gebar und kurz nach der Geburt verstarb- den Willen zu leben verloren, dem Schmerz erliegend.
Voller Rachsucht erzog Batândamas seinen Sohn Dûncraban [Sohn der Gerechtigkeit], er hatte ihn so benannt weil er seiner Meinung nach nur gerecht war, dass er auch einen Sohn bekommen hatte und dass er nun auch ein Volk in die Welt setzen konnte- ein Volk, welches sein Sohn ihm schenken würde. Doch mit der Zeit in der sein Sohn heranwuchs kam der übrig gebliebene Urgott langsam wieder zur Vernunft- wurde beschenkt von Einsicht. Und er sah sein Verbrechen ein, seine grausame Missetat und er schämte sich dafür- und begann nun jemand anderen zu hassen, er begann seinen Sohn zu hassen, nannte ihn von nun an nur noch Dâurkhatrân [Sohn des Hasses].
Den Hass des Vaters spürend erdrosselte Dâurkhatrân seinen Vater im Schlaf- tötete den letzten Urgott und blieb allein.
Still beobachtete er, wie auch Firithwilya sein Volk, den Mensch, in Ekladinja Einzug gewährte- und er war nur den Hass gewohnt- kannte nichts anderes außer Brutalität, Wut, Rache und todbringenden Hass. Er wollte auch- wollte ebenso ein eigenes Volk, wollte seine Macht ebenso seinen Geschwistern. Und ungeschult in jeglicher Form der Ästhetik schuf er ein Volk- ein widerwärtiges und hässliches Volk- er erschuf den Dämon- ein Monster ohne Herz, ein Wesen, welches nur lebt um zu zerstören. Doch auf der Welt war kein Platz mehr- Ekladinja war besetzt von seinen Stiefgeschwistern, welche ihn bloß auslachten- ihn so sehr hassten für das was er war. Und so verzog sich der junge Gott hinein in die Finsternis, hinein in die Leere.
Mehr als fünf Jahrhunderte gingen ins Land bis die vier Göttergeschwister wieder etwas von ihrem ungewollten Bruder wahrnahmen. Die Dunkelheit hatte ihre Finger um die Welt in Mitten des Nichts gelegt- drohten zuzupacken. Die Völker waren jung- kaum alt genug um allein auf ihren Beinen zustehen- und dann brachen die Heerscharen der Schattenkreaturen über sie herein- die Welt wurde dunkel und Dâurkhatrân erhob sich von seinem Thron der Dunkelheit- getrieben vom Hass- getrieben von Rache. Denn er war hässlicher als seine Geschwister- nicht ansehbar- ein Grauen und hatte nur die Fähigkeit Tod und Verderben zu bringen- reine Zerstörung.
Lômiabâ, Neviâth, Amancairwen und Firithwilya verließen ihren Wohnsitz und wurden Zeuge der Maßlosen Zerstörung, welche die Welt ihrer Eltern erfahren musste. Die Macht der Geister verblasste- und wurden erdrückt unter der Welle des Monsters, welches ihre Welt in Schatten tauchte. Ihre Völker wurden hingemäht wie trockenes Gras- denn allein waren sie nichts.
Gegen die Macht der Vier hatte der einzelne Gott genug etwas entgegen zu setzen- die Geschwister hatten ihn maßlos unterschätzt und ihre Welt drohte brennend zu sterben…
Die Geschwister fassten brüderlich einander Hand und führten ihre Völker zusammen- eine Armee gegen einen Feind- Bündnis der Götter. Und wieder prallten zwei gigantische Mächte gegeneinander- und diesmal hielt Ekladinja nicht stand- viel dem Machtkampf zum Opfer und barst in tausende Teile. Die Welt gab es nicht mehr…
Der Verlust war gigantisch- alles war nicht mehr da wo es sein sollte- das Nichts schwappte in die Welt hinein und löschte gigantische Teile der Welt aus- verwandelte sie in trostlose Wüsten und brennende Schattenlandschaften. Doch die vier Göttlichen hatten es geschafft ihren Feind, ihren Bruder- den Weltenfresser- auf einen Weltensplitter zu bannen, er saß fest. Gemeinsam webten die Götter einen Zauber- ein Gefängnis für den alten Feind und das Siegel der vier Elemente versiegelte die Ketten, welche sie ihm umgelegt hatten- eiskalt und eisern.
Der Feind war geschlagen- die Welt war zerschlagen- und die Götter hatten für diesen Zauber ihre Göttlichkeit opfern müssen und waren nun bloß einer ihres Volkes. Mächtige Magier, Diener der Elemente. Und so gründeten sie ihre Orden- Magierorden für jedes Volk. Die Zwerge bildeten einen Orden des Feuers, unter den Kindern des Nebels versammelte sich der Orden der Luft, die Elfen schlossen sich zum Orden des Wassers zusammen und die Magier der Menschen wurden Diener des Erdordens.
Doch die Welt war gespalten- und es gab keine Möglichkeit von einem Splitter zum anderen zu gelangen.
Die Zwerge blieben in ihren Hallen aus Stein, die Menschen in ihren Gefilden, die Elfen konnten ihre Wälder nicht verlassen und das Volk im Nebel war heimatlos. Und der Krieg war noch lange nicht geschlagen…
Düstere Zeiten der Trauer und der Unverbundenheit zogen ins Land- während Könige ihre Reiche wieder aufzubauen versuchten- während man die Schattenbrut vernichtete. Die Hauptstädte waren auf den größten Splittern erhalten geblieben- Splitter, welche größer waren als die anderen und einen großen Teil, der zerbrochenen Welt ausmachten.
Und als die Götter, welche nunmehr dem Altern und dem Leben als Nichtgöttlicher ausgesetzt waren versiegten und verstarben betrat eine neue Macht- eine neue Gruppe von Wesen das zerbrochene Ekladinja- die Wächter.
Ihnen wohnte eine unbekannte Macht inne, welche es ihnen erlaubte, eine Brücke zwischen den einzelnen Splittern herzustellen, feste Brücken brauchten unglaublich viel Macht und so wurden erst die Königreiche verbunden- vier feste Brücken, welche die Völker vereinen sollten. Man hatte einen Teil der Brücke wie eine Art Portal auf einem Splitter und man musste hindurch treten und kam im günstigsten Fall auf der anderen Seite wieder an. Doch die Brücken waren je nach Position und Machart schwach und es wurde nicht garantiert, das man von einer Welt in die andere kam, den kein Splitter glich dem anderen- aus einer Welt waren dutzende Welten geworden- ein Puzzle, welches niemand mehr zusammen setzen konnte….




Die Welt hatte sich gewandelt- ein ganzes Jahrtausend war vorbeigezogen und der alte Feind war schon lange totgeglaubt. Die Königreiche hatten sich wieder aufgebaut und auch wenn es immer noch keine vereinte Welt gab so konnte man wenigstens zwischen den Splittern hin und her reisen. Doch sicherlich waren nicht einmal die Hälfte aller Splitter entdeckt und miteinander verknüpft worden. Die Orden waren untereinander nahezu verfeindet, weil man versuchte sich an Macht zu übertrumpfen und die eigentliche Aufgabe, die darin bestand über das Siegel zu wachen und es zu erneuern, war schon lange vergessen. Doch diese Aufgabe war eben nur den Orden bewusst gewesen und niemand anderes konnte über das Wissen verfügen das Siegel zu erneuern. Niemand kannte das alte Geheimnis noch und niemand glaubte mehr an den Weltenfresser es war für viele einfach nur eine Geschichte gewesen- veraltet und unwichtig, eine Schauergeschichte, welche man nur den Kindern erzählte wenn sie abends zu oft aus ihren Betten stiegen.
Die Hallen der Zwerge waren tief in die Berge geschlagen worden und sie hatten den größten Teil der Rohstoffe und Erze für sich- weil sie eben die Splitter bewohnten, welche von Berglandschaften und Gebirgen durchzogen waren. Sie waren das stärkste Volk unter den Völkern- im Kampfe kaum zu bezwingen und ihre Festen in den Bergen waren nahezu uneinnehmbar.
Das alte Volk der Elfen hatte sich in den bewaldeten Splittern ausgebreitet und lebte zurückgezogen in ihren Wäldern doch je nach Volksstamm und Siedlungen waren die Elfen in regem Kontakt zu ihrer Außenwelt auch wenn sich die jähe Rivalität zwischen Zwerg und Elf auf die beiden Götterzwillinge zurückführend stärker ausgeprägt hatte. Die Elfen waren die einzigen, welche sich nicht an den Kriegen zur Ausweiterung ihrer Gefilde beteiligt hatten- sondern lebten mit dem was sie hatten- doch griff man sie an so waren sie bitterlicher Verteidiger und nahm man ihnen etwas weg- so schlugen sie mit aller Härte zurück.
Das Volk im Nebel- die Kinder des Lômiabâ waren zu einer Minderheit geworden und lebten nur auf einem einzigen Weltensplitter- sie waren keine gigantische Volksgruppe sondern eher ein altes und friedliebendes Volk, welches als einziges vollkommen zusammenhielt und nach den alten Sitten und Bräuchen lebte- auch wenn sie die Gefahr des Weltenfressers sehr gering einstuften- versuchten sie ihren Pflichten nach zu kommen- doch das Oberhaupt des Luftmagierordens war nicht mächtig genug das Siegel aufrecht zu erhalten oder gar die anderen Oberhäupter dazu zu bringen ihren Pflichten nach zu kommen- und schließlich hatte auch dieses Volk ihre Bemühungen eingestellt.
Die Menschen hatten sich prächtig entwickelt und bildeten den Mittelpunkt von allem- während sich andere Völker nach ihrem Glaube nur in eine Richtung bewegten, bewegte sich der Mensch in sämtliche Richtungen und blieb nicht stur auf einem Pfad. Die Festungen waren meist von Zwergen erbaut worden- zumindest die Hauptstadt und zentrale Verteidigungsburgen- doch war das Volk der Menschen auch das Volk, welches am wenigsten von allen zusammenhielt. Kriege innerhalb des Menschenreiches waren nur allzu zahlreich und Grafen und Barone schlugen sich oft genug die Köpfe ein. Und auch war das Volk der Menschen, jenes Volk, welches seiner Pflicht als erstes nicht nach gekommen waren- und es lag auch an ihnen, dass die anderen Völker ihre Pflichten nicht mehr wahrnahmen- denn sie waren zentrale Macht und zahlenmäßig die Überlegenheit schlechthin- sie bewohnten die meisten Splitter und sie waren auch das Volk, welches die anderen oftmals zurück zu drängen versuchte.
Im Allgemeinen war die Situation alles andere als friedlich- Hass untereinander und Hass gegeneinander herrschte fast überall. Ein anders rassiger wurde nicht gern gesehen- Grenzgebiete bildeten zwar Ausnahmen- aber im Grunde waren die vier Völker keine Freunde.
Und langsam aber sicher erstarkte der alte Feind- denn er nährte sich von Hass und er nährte Hass- ein Teufelskreis- welcher zur Vernichtung Ekladinja’s führen würde.
Klirrend fiel weißer Schnee auf den zugefrorenen Weg, pfeifend schrie der Wind in die Welt und wirbelte das kalte Weiß auf. Es war mitten im Winter, kurz vor dem Fest des Sieges- einer Feierlichkeit, welche jährlich stattfand um den Sieg über den Weltenfresser zu feiern. Die zugefrorenen Seen und Weier glitzerten im Sonnenlicht und reflektierten das Licht. Der Winter war in diesem Teil der Welt immer besonders hart und raffte jedes Jahr dutzende Menschenleben hin.
Er lächelte als der Hauptstadt entgegenblickte. Der Wind wehte über das Land und ihm stand noch ein ganzer Tagesmarsch bevor ehe er die Hauptstadt erreichte. Hier auf der Hügelkette bot sich ein Ausblick auf das Land vor ihm- er hatte gerade das Dorf verlassen. Wenn er sich beeilte dann war er mit dem Sonnenuntergang bei den Stadttoren.
Javier seufzte und schulterte seine Tasche erneut- dieses Fest war wirklich etwas was er sich nicht entgehen ließ. Und derart große Veranstaltungen hoben auch die Wahrscheinlichkeit auf einen anderen Wächter zu treffen- deren Anzahl verschwindend gering geworden war. Den letzten Wächter hatte er vor sechs Jahren getroffen- nach einem Angriff von Dämonen. Er konnte es spüren- die Festen dieser Erde sollten bald schon erneut erschüttert werden- auch wenn er nicht sagen konnte wieso. Er blickte kurz der Sonne entgegen und dann setzte er an zu seinem Marsch Richtung Menschenhauptstadt…..
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptySo 28 Nov 2010 - 2:27

Tiefster Winter herrschte im Land- und herrschte in der Hauptstadt der Menschen. Haus an Haus reihten sich die kleinen Gebäude aneinander, den Straßen aus Pflasterstein entlang. Von rötlich-braunem bis hin zu tief grauem groben Backstein bauten sie sich zwischen den Straßen hindurch, nahmen Platz an Stellen, an denen sie Platz nehmen konnten. Nahmen Natur ein und gaben Unterschlupf für die Menschheit. Windschiefe Dächer zierten sie, klappernde Fensterläden, welche leise quietschend auf- und zu schwangen, Türen, unter denen der Wind pfeifend ins Haus gelangte. Rauchend standen sie da, zwangen die Menschen, Umwege zu gehen, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Schornsteine, welche den dunklen Rauch des Feuerholzes aus den warm knisternden Kaminen in die frische und reine Luft entließ. Aus den kleinen kaminbeheizten Häusern drang der Duft von frischen Mahlzeiten, der Duft der Vorbereitung. Der Vorbereitung auf das bevorstehende Fest.
Kälte zog sich durch die Stadt, durch die gesamte Welt. Oder das, was von ihr übrig geblieben war. Kleinere und größere Splitter kennzeichneten die Welt namens Ekladinja, welche vor bereits einem ganzen Jahrtausend zerstört worden war. Übrig geblieben waren nur viele einzelne Scherben, auf denen verstreut die einzelnen Völker lebten. Hier, auf dem zersplitterten Erdteil der Menschen, in der Hauptstadt herrschte reges Treiben an dem heutigen Tage. Alles war beschäftigt, alles streifte durch die eisigen Straßen, durch die beinah unerträgliche Kälte, welche jedes Jahr zahlreiche Opfer forderte. Sie fraß sich in die Häuser, die einzig von wärmendem Feuerholz im Kamin beheizt wurden. Sie fraß sich durch die langen winterlichen Gewänder der Menschen, ließ sie erzittern, ließ sie bis auf die Knochen frieren. Sie gefror Wasser zu Eis- lange Eiszapfen prägten die Häuschen, dekorierten sie gemeinsam mit der dicken Schneeschicht, die sich still und sanft nächtlich über sie gelegt hatte.
Die Menschen liefen eilig über die Hauptstraße, schlüpften in wärmende Geschäfte, um ihre Einkäufe zu erledigen, tauschten ihr hart Verdientes gegen Mehl, Eier und weitere Lebensmittel. Kinder schrien durcheinander, freuten sich über den Schnee. Sie bewarfen sich trotz der Kälte mit dem kalten Nass, während ihre Mütter sie besorgt vor sich herschoben, um sie vor Unterkühlung zu schützen und schnell ins Warme zu bringen. Rote Wangen soweit das Auge reichte. Überall Menschen, welche sich um die Vorbereitung des Festes zu kümmerten. Der Sieg über den Weltenfresser wurde jedes Jahr zu dieser Zeit mit einem großen Festmahl, Wein und Bier, Tänzen und Gesängen gefeiert. Alle fanden sich in der Hauptstadt zusammen, um dieses jahrtausendzurückliegende Ereignis, den Sieg, zu feiern. Und, damit alles perfekt war für den großen Tag, wurde alles mehr oder weniger planmäßig vorbereitet.
Inmitten unter ihnen stand Arisu. Zwischen all den Menschen hielt sie sich auf, besuchte die große Hauptstadt der Menschen. Das scheinbar junge Mädchen, die Wächterin eines Portals, welches die Verbindung zu anderen Erdsplittern herstellte, war gekommen, um dieses Ereignis mit anzusehen und zu feiern.
Als würde sie mir der Umgebung verschmelzen stand sie da, beobachtete die Hetzerei der Menschen, keiner beachtete sie. Es störte sie nicht. Ein Lächeln umspielte die Lippen des Mädchens. Sie spürte die frostige Kälte in ihren Gliedern, doch nur langsam setzte sie sich in Bewegung. Sie schlängelte sich an den Menschen vorbei, lief ziellos durch die Stadt. Ihre Haare wehten im schneidenden Wind der Winterkälte, während sie mit der Hand durch den Schnee fuhr, welcher Zentimeter hoch auf dem breiten Geländer vor einem Gebäude lag. Sanft berührte sie den lieblichen Schnee, nahm ihn hin, wie er war, liebte ihn, wie er geschaffen wurde. So und nicht anders. Sonst wäre es schließlich kein Schnee. Oft wurde über diese kalte abscheuliche Nässe geklagt, doch wie konnte man sich über ein Phänomen der Natur wirklich beschweren? Schnee im Winter oder unerträgliche Hitze im Sommer würde es immer wieder geben. Jahr für Jahr. Es sollte hingenommen werden, es sollte das Beste daraus gemacht werden. Man sollte die guten Seiten des seichten Schnees entdeckten und nicht ständig über ihn klagen.
Arisu schob etwas Schnee auf ihre Hand und beobachtete, wie er durch ihre Körperwärme dahin schmolz. Dabei dachte sie über das Bevorstehende nach. Das Ereignis wurde in großen Kreisen gefeiert. Viele Menschen fanden sich zusammen. Möglicherweise würde sie jemanden ihrer Art treffen- schließlich war sie in die Hauptstadt gereist. Dort war die Chance höher, als wenn sie weit weg von dem zentralen Punkt das Ereignis gefeiert hätte. Sie hatte bisher nicht darüber nachgedacht, wen sie hier wohl antreffen könnte, sie war es gewöhnt, die einzige von ihrer Art in der Umgebung zu sein, schließlich war es ihre Aufgabe, den Wesen dieser Welt ein Portal zu öffnen, um zu entfernten Splittern dieser Welt zu gelangen. Nichts weiter als dies. Dabei traf man selten auf andere Wächter. Doch nun, bei diesem Fest, bestand durchaus die Möglichkeit einem eben dieser zu begegnen.
Es wäre sicherlich nicht uninteressant. Schon viele Jahre hatte Arisu keinen Wächter mehr gesehen. Doch allzu viele Hoffnungen wollte sie sich nicht machen. Sie würde sich darüber freuen, wie sie sich über vieles freute. Sie war ohnehin ein fröhliches und dennoch ruhiges Wesen, besaß fast immer ein Lächeln auf den Lippen. Und wenn sie keinen Wächter antraf, würde sie es, wie alles wortlos hinnehmen und das Beste daraus machen, auch wenn sie dies insgeheim nicht erhoffte. Es wäre großartig, wenn sie einem Wächter begegnen würde.
Arisu schüttelte leicht den Kopf. In ihren Gedanken hatte sie nicht bemerkt, wie der Schnee geschmolzen und von ihrer Hand getropft war. Sie ließ sie sinken und durchquerte in guter Laune die Stadt, besichtigte sie in der eisigen Kälte und freute sich auf das bevorstehende Fest.
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptySo 28 Nov 2010 - 12:57

Früh senkt sich blutrot das Licht zum Abgrund, taucht die Welt für kurze Momente in das Gedenken an den Göttlichen- ehe es ganz verschwindet und die Welt in schimmerndem Blau zurück lässt.
Weißer Atem stößt vor ihm in die klirrende Winterkälte, wird vom Wind davon getragen, hinein in dunkle Abendstund. Schwerfällig setzt er einen Fuß vor den anderen, weil jeder Schritt in dem Neuschnee zu ertrinken droht. Die Sonne wirft für einige Momente noch letzte Strahlen über den Rand der Scherben ehe sie vom Nichts verschluckt wird- ehe der Mond ihren Platz einnimmt. Silbern glänzt nun der leichte Schnee, welcher weich vom Himmel fällt, ganz sacht, ganz sacht und vorsichtig deckt er die Welt zu.
Flackernd wirft die Hauptstadt ihr Licht dem Wanderer entgegen, zu dem sich andere Menschen gesellen- Männer, welche gerade von ihren Arbeiten im Wald zurück kehren, Menschen, welche bloße Besucher des Festes sind und ebenso von weit her gereist kommen, Menschen, welche Schutz vor der Kälte suchen wollen und Menschen, welche aus dem gigantischen Holztor schreiten um ihre nächtlichen Wachposten einzunehmen.
Gesangsfetzen schallen durch die Nacht- warmer und wohltuender Geruch von Gewürzen und Rauchschalen liegt in der Luft und helllodernd laden die Fackeln am Straßenrand zum Eintritt ein.
“Frohes Fest” ruft man dem Jüngling entgegen ehe man wieder vorbei eilt und eine Person begrüßt, welche man für lange Zeit nicht mehr gesehen hatte.
Sanft lächelnd durchquert der zugeschneite Junge das emporragende Tor und schaut hoch zum Himmelszelt, welches dunkel über ihnen ragt und ihnen strahlendweißen Schnee hinab sendet- weiß die Farbe des Friedens und der Reinheit.
Schwer schwelgt der Rauch durch die Gassen der Straßen, mit Girlanden geschmückte Fachwerkfassaden lachen ihm entgegen und flackerndes Licht neben den Pforten weißt ihm den Weg- herzliches Miteinander in den Zeiten des Hasses.
Der Wind zerrte nach wie vor an den Kleidern und der Schnee umwirbelte wunderlich die Menschen- umkreiste sie im Tanze der Natur- nistete sich ein in den schwarzen Haaren und lag auf den Schultern. Leicht zitternd und halbdurchgefroren setzt er seinen Weg fort- hält vor einem Gasthaus der Mittelschichten, tritt ein. Warme Luft schlägt ihm entgegen- freudig prasselt ein großes Feuer in dem steinernen Kamin des Wirtshauses und Rauchschwaden tummeln sich an der hölzernen Decke. Trautes Beisammensein mit einem Humpen Bier wird hier gefeiert und freudiges Lachen regiert die Stimmung- Grüße und einladende Gesten werden dem Neuankömmling zu teil doch er lächelt nur freundlich- grüßt zurück und geht weiter. “Ein Zimmer für die Festtage bitte-” richtet er seine Worte an den Wirt, welcher ihm ein frohes Fest wünschend einen Schlüssel reicht. “Ihnen auch ein gesegnetes Siegesfest” mit diesen Worten dreht sich der Wächter wieder fort und erklimmt die hölzernen Stufen hinauf zu den Räumlichkeiten. Dort legte er den verschneiten Umhang ab und ließ ihn achtlos neben dem leeren Kamin zu Boden fallen- wo dennoch bald durch ein Wink seiner Hand ein Feuer auflodert- den Schnee schmilzt und den feuchten Mantel trocknet. Javier fährt sich durch das feuchte Haar und wirft sein Gepäck neben dem Bett zu Boden- setzt sich ans Feuer um sich zu wärmen. Brennend treibt das Feuer das nasse Kalt hinfort- schenkt wärmende Lieblichkeit.
Nachdem er müde in den Schlaf gesunken war und unsanft von dem Gegröle unten in der Schenke wieder ins Leben zurück gerufen wurde erhob er sich ächzend und stellt sich ans Fenster und schenkt der Welt einen Blick in die Ferne- weiß glitzert das silberne Licht der Sterne auf dem kalten Schnee- schenkt wundersame Wunderlichkeit.
~Zeit zu gehen
Leise summend schlingt er sich den Mantel wieder um die schmalen Schultern und verlässt das Gasthaus- auf dem Wege zum Fest.
Plötzlich zupft jemand an dem violetten Mantel des jungen Wächters und lächelnd zu ihm auf. “Guten Abend- mein Herr” ein kleiner Jungen- goldblondes Haar, schneeweiße Haut und strahlendes Blau schimmerten ihm entgegen- “Vater und Mutter würde es sicherlich freuen, wenn sie mit uns zu Abend essen”
Ein mattes Lächeln wird dem Jungen geschenkt und eine behandschuhte Hand fährt ihm durch die blonde Haarpracht “Frohes Fest- mein Kleiner” haucht er und die leise Stimme des Wächters hallt durch die Straße “Sag, wie heißt du?”
“Casper-” antwortet das Kind brav und schaut erwartend zu dem Mann auf- begutachtet das halb gezeichnete Gesicht.
“Schöner Name-” murmelte Javier und geht in die Knie um mit dem Jungen auf einer Augenhöhe zu sein “Wo sind denn deine Eltern?”
“Oben- in den Festsälen. Am großen Bankett, Vater würde es sicherlich freuen, wenn er mit einem Wächt-”
“Schsch-” der Blick des Mannes wird lieblich verheimlichend und legt dem Kind einen Finger auf den Mund “Ich will dich begleiten, kleiner Prinz” meint er lächelnd und richtet sich wieder auf, reicht dem Kinde seine Hand, welches freudig danach greift. “Das wird Vater freuen” lächelt der Kleine und trottet neben dem Fremden und doch so bekannten Mann her.
Gemeinsam- Hand in hand suchen sie ihren Weg zu den oberen Gefilden der Stadt- hinein in das Distrikt des Adels, hinauf zu den gehobenen Kreisen der Stadt.
--
Und anderswo in der Stadt nimmt jemand eine Frau bei der Hand und lächelt sie an “Frohes Siegesfest- meine Dame” ein Junge mit weißblondem Haar lacht mit seinen blauen Augen die Wächterin an “Mein Vater- würde sich freuen, wenn sie mich zu unserem Tisch begleiten würden”
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptySo 28 Nov 2010 - 22:04

Langsam ergoss sich das warme Rot der Abendsonne über die Stadt, tauchte sie in dämmriges Licht, um bald darauf dem Mond zu weichen. Dunkelheit legte sich um den Horizont. Sie umarmte die Stadt, schmiegte sich an sie, während diese, das Herz der Menschenwelt, von innen zu strahlen schien. Überall- in Gaststätten und kleinen Familienhäuschen- brannte Licht, erhellte die Stadt und schenkte ihr Aufmerksamkeit.
Noch immer fiel sanft der Schnee zu Boden, legte sich still und heimlich über die dicken Schneeschichten, bildeten neue silbern im fahlen Mondlicht schimmernde Decken. Menschen saßen zusammen, genehmigten sich einen Schluck Wein des Anlasses Willen. Eingepackt in dicke schützende Gewänder und Mäntel, war es doch kalt, bereitete ihnen rote Wangen, Nasen und Ohren. Nach jedem getanen Atemzug hinterließen sie weiße Wölkchen in der Luft, welchen langsam gen Himmel aufstiegen. Die Stimmung war fröhlich und die Menschen ausgelassen. Keinen Streit gab es- wie sonst- alles war friedlich und feierte gemeinsam das Fest. Irgendwo vernahm Arisu das Lachen kleiner Kinder, welche freudig um ihre Eltern herum sprangen, tänzelten und glücklich waren.
Noch am Mittag waren die Menschen hektisch hin und her gelaufen, hatten bei Vorbereitungen geholfen und gestresst gewirkt. Nun aber schienen alle zufrieden mit ihrer Arbeit zu sein, entspannten sich, ließen sich auf ihre Stühle sinken und verbrachten gemeinsame Stunden mit Familie und Freunden. Die Gasthäuser waren gut gefüllt, es waren viele hergekommen, um den Siege ebenbürtig zu feiern. Arisu hatte sich vor wenigen Stunden noch eine Weile in der Stadt umgesehen, hatte Menschen, welche ihr begegneten freundlich begrüßt und ihnen ein frohes Fest gewünscht. Zwischenzeitlich war sie in einem der bis dahin nicht allzu überfüllten Gasthäuser verschwunden, hatte sich ein Zimmer genommen, in dem sie die Nacht über bleiben wollte, und hatte sich von der eisigen Kälte ein wenig erholt. Einige Zeit war er für sie zu ertragen gewesen, doch der schneidende Wind und der weiße Schnee wurden für jeden irgendwann zu kalt. Sie mochte den Winter dennoch. Sie mochte jede Jahreszeit. In jeder von ihnen gab es Vor- und Nachteile, welche sie bewusst nutzten konnte.
Nun, am Abend des großen Ereignisses, stand Arisu wieder auf der langen Hauptstraße. Sie setzte einen Fuß vor den anderen, auf dem Weg zum Feste. Sie war erst wenige Meter die Straße entlang gegangen, als auf einmal jemand am Saume ihres Kleides zog. Sie drehte sich um und sah in das Gesicht eines weißblonden kleinen Jungen, welcher sie mit strahlenden blauen Augen ansah.
„Frohes Siegesfest, meine Dame.“, begrüßte er sie höflich lächelnd, „Mein Vater- würde sich freuen, wenn Sie mich zu unserem Tisch begleiten würden.”
Mit einem Lächeln auf den Lippen beugte sie sich zu dem Jungen herunter. „Vielen Dank, dir auch ein frohes Fest. Gerne will ich dich begleiten, Kleiner. Nur wohin?“
„Rauf zu den großen Festsälen. Vater wartet sicher schon.“
„Oh, dann sollten wir keine Zeit verschwenden und deinen Vater warten lassen, nicht wahr?“ Sie lächelte den Jungen an, welcher ihre Hand nahm, während sie sich aufrichtete.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu den Adeligen- den gehobenen Kreisen der Hauptstadt. Sie schlängelten sich am Rande der Straßen zwischen den Menschen hindurch, der Junge führte die Wächterin. Die Straßen waren noch immer voll, doch es war ruhiger, entspannter, keiner drängelte, jeder wartete geduldig, keiner schimpfte, wenn es nicht schnell genug voran ging. Bald kamen sie an eine Stelle der Straße, an der sich die dichte Menschenmasse lichtete.
„Hast du denn auch einen Namen?“, fragte Arisu lächelnd den kleinen Jungen.
„Ja, ich heiße Julian.“
„Hübscher Name.“ Welch liebliches Kind. Unschuldig und rein.
Aus den Häusern drang warmes Licht, erhellte ihnen den Weg zu ihrem Ziel. Überall hing der Duft des Festes, überall waren laute fröhliche Gespräche im Gange. Schnee fiel weiterhin leise auf die Welt hinab. Wind zerrte an Gewändern und Haaren der Menschen. Doch nichts daran änderte etwas an der ausgelassenen Stimmung.
Arisu hielt noch immer die Hand Julians, stieg durch die Schneeschicht hinauf zu den Adelsgefilden, hinterließ Fußspuren neben denen des kleinen Jungens. Leise knirschte es, wenn sie auf das weiche Nass traten. Langsam näherten sie sich ihrem Ziel. Bald darauf sahen sie die die großen Festsäle. Das junge Kind schritt zügig voran, schneller als zuvor. Vermutlich konnte er es kaum abwarten, wieder bei seinem Vater zu sein, begleitet von der Wächterin Arisu. Schweigend folgte sie ihm, bis er vor den Sälen stehen blieb und sich zu ihr umdrehte. „Wir sind da.“
Arisu lächelte ihn wieder an und trat hinter ihm durch den Einlass. Menschen in schicken Gewändern und Kleidern standen beisammen, hielten edle Gläser mit Rotwein in der Hand. Die Wände waren mit schweren Vorhängen dekoriert. Kronleuchter zierten die hohe Decke. An den Seiten standen lange Tafeln, in der Mitte ein freies Tanzfeld für die Gäste.
Der kleine Begleiter der Wächterin führte sich zwischen den Adeligen hindurch zu einem Hochgewachsenen Mann mit freundlichen ebenso blauen Augen. Er beendete gerade eine Unterhaltung, warf einen Seitenblick auf seinen Sohn und wandte sich dann ihr zu.
„Guten Abend.“, begrüßte Arisu ihn höflich. Dabei lächelte sie, wie sie es fast immer tat.
„Guten Abend, herzlich Willkommen, Miss.“, erwiderte er ebenso höflich, reichte ihr die Hand.
„Vielen Dank für die Einladung, euer Hoheit.“
Bevor sie etwas Weiteres sagen konnte, trat ein junger Mann mit halb gezeichnetem Gesicht in Begleitung eines kleinen goldblonden Jungen zu ihnen…
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyDi 14 Dez 2010 - 19:38

Das Herz des Kleinen schlug schneller mit jedem Schritt, welchen sie gemeinsam taten- was vielleicht daran liegen mochte, dass der junge Mann zwei Schritte machen musste wenn der Wächter einen tat- oder aber weil ihn innerlich derartige Euphorie gepackt hatte und in seiner Brust der Stolz schwelte einen Wächter gefunden zu haben, welcher ihm auch noch bereit willig zu seinem Vater- dem König der Menschen- folgte. Denn Wächter waren gern gesehene Gäste- geachtete Weise, welche man gerne sah und ebenso mit Respekt zollte wie einen Heiligen. Denn wer einen Wächter gefunden hatte, hatte die Möglichkeit auf einen anderen Splitter zu gelangen- hinein in eine andere Welt- ohne sich großartig sorgen zu machen nicht am richtigen Ende wieder heraus zu kommen. Denn immerhin waren die Wächter, jene, welche es problemlos schafften zwischen den Splittern zu wandern, welche verbunden waren- auf welche art und weise auch immer. Und wenn man als Mensch oder sonstig irdenes Wesen Glück haben sollte konnte es gar sein, dass ein Wächter eine neue Brücke schaffte.
Doch die Dienste eines Wächters in Anspruch zu nehmen war gar nicht einmal so einfach- viele Wächter taten den Götterkindern keine Gefallen sondern irrten einfach nur auf der Welt herum auf der sie gestrandet waren und wiederum andere hatten den Völkern geholfen und waren so entkräftet gewesen, dass sie gestorben waren- obwohl das Alter und die Zeit nicht an der Lebenskraft zerren konnte. Ein Wächter- war etwas so sagenumwobenes Geheimnis wie die Suche nach dem Sinn des Sinns. Es gäbe Antworten- wenn man denn richtige Fragen stellen konnte- es war ein Spiel- eins zu zwei macht drei- ganz simpel doch finde vier und vor dir steht mordendes Getier. Reimend Reigen bilden sanft die Sprossen jener Leiter, welche zu erklimmen ist- wenn der Durst nach Wissen hinein gesät ist, ins Tristes.
Königlich und dennoch ärmlich wie ein Bauer- heimatlos und dennoch überall beheimatet- still und schreiend zu gleich- bunt wie trostlos, weiß wie schwarz- gut wie bös- Gottes Bote.
Viele Könige hatten sich in den Versuchen sich mit den Wächtern gut zustellen selbst verloren- ihre Reiche in Armut und Verderben geritten- Versuche jegwelcher Bestechung waren fehlgeschlagen. Und dennoch erbarmten sich die Wächter der Menschen- keine Unmenschen in Unmenschlichkeit- sie waren eine Stütze, ein belastbarer Gehilfe, welcher nur half, wenn man ihn auch helfen ließ. Eigenwillig und doch gefügig- stur und dennoch weltoffen- ein Gefäß der Kontraste.
Sie bildeten die Harmonie- sie bildeten das zu werdende, das Ideal- Übereinkunft jegwelchem, welches gegenstrebend zu einander stimmt.
Sie waren das was nicht sein konnte und doch war- sie waren Götter ohne Göttlichkeit und Menschen ohne Menschlichkeit- sie waren nichts und dennoch alles. Ihre Hände hielten die Welt in ihren Fugen- ihre Macht schloss den Kreis, ihre Macht war existentiell für Ekladinja- sie waren jene, welche die Fäden zogen, Zentren der Welt.
Sicherlich unterschieden sich die Wächter ineinander, untereinander, voneinander. Jeder Wächter war noch individueller als die Individualität- sie waren so unterschiedlich, dass sie sich in ihrer Unterschiedlichkeit so sehr glichen, dass sie wieder gleich waren. Sie kannten einander und kannten sich dennoch nicht- hatten einander gesehen und wussten doch nicht wen sie vor sich hatten.
Sie waren verbunden miteinander- erkannten einander- ihre Aura- unverwechselbar- stetig gleich und so vielsagend wie die Bibliothek von Alexandria. Ein Wächter war verschlossen und nur ein Artgenosse konnte- wenn er denn begabt genug war- immer wissen wie sich der andere fühlte, wispernd erzählten die Mächte des Wächters ihre Geschichten.
Das war eine Bedingung gewesen- ein Makel- niemals konnte ein Wächter einem anderen Wächter seine Gefühle vorenthalten- und so war es oft zu Streitereien gekommen und auch oft zur Behebung von Missverständnissen- alles hatte Für und Wider. Man musste nur wissen wie man die Zeichen zu deuten hatte- was erneut ein Hindernis in den weg stellte- denn, jene waren nicht deutlich- nur der Herz in der Brust wusste zu sagen- doch viel zu viele hatten verlernt auf das Lied ihres Herzens zu hören- bei anderen war das Herz verstummt.
Sein junger Weggefährte wurde zunehmender erregter- seine Hand zerrte merklich an dem Mann, welcher jedoch nur sanft lächelnd seinen Weg entlang schritt- während der Junge nahezu auf der Stelle zu rennen schien. Wie zauberhaft doch kindliche Freude sein konnte- und wie schnell sie doch schwinden konnte. Der Atem stieß mit ruhiger Regelmäßigkeit weiß hinauf zum dunklen Firmament.
Das Reigen- das Geigen und das süße Spiel von Melodien drang zu ihnen- drang durch die kalte Wintersnacht. “Wir sind da, Sir” meinte der Junge und stand mit dem Wächter vor einem Tor, welches beschlagen war mit Silber, welches das Licht des Mondes fing und schwach leuchtete. Hinter dieser Tür befand sich der Thronsaal- befand sich königliche Regentenstätte, das Heim des Jungen, das Heim der Macht.
Wuchtig schwang das Holz zur Seite und gab den Blick auf tanzende Paare frei- ermöglichte den Blick auf den Wächter. Mit dem Knallen der Pforten gegen die Wände stockte die tanzende Flut aus höchstem Geblüt und die Musik verharrte in der Stille- alle Blicke richteten sich gen Tor. Ein Raunen ging durch die Menge- ein Wächter, besuchte ihr Fest.
Javier setzte einen Schritt nach vorn- sobald die Sohle mit gekonnter Stärke auf poliertes Marmor aufkam schallte Echo durch den Raum- Schritt für Schritt. Eine Gasse hatte sich gebildet- hinauf zum Thron des Königs- welche der Wächter nun durchschritt, gefolgt von dem eingeschüchterten jungen Prinzen, den Blick auf die Menge richtend- von links nach rechts, von rechts nach links- bis schließlich blutiges Weinrot gemeinsam mit grauem Schwarz den König fixierte.
Stunden schienen zu vergehen, bis der Wächter die Thronstufen erreichte und sich demonstrativ vor dem König auf die Knie fallen ließ- spöttisch zu Boden grinsend. “Seit gegrüßt, eure Hoheit”
“Seiet eben so herzlich gegrüßt, Javier Gwandarin” hallte die kräftige Stimme des Königs durch den aufgebrachten Thronsaal. “Man möge mit den Feierlichkeiten fortfahren!” rief der König und klatschte in die Hände- woraufhin die Musik wieder erwachte und sich die Gemüter der Gäste wieder fassten.
Der König erhob sich von seinem Thron, welcher weiß war wie der Schnee, und verziert nach zwergischer Meisterarchitektur, und trat die Stufen hinunter, stand vor dem Wächter, welcher sich wieder erhoben hatte und lächelte “Schön, dass du gekommen bist”
Javier grinste breit “Wohl wahr, alter Freund…”
Der König ging neben dem Wächter in die Hocke und grinste seinen jüngsten an. “Gut gemacht, Casper” und strich ihm durchs Haar.
“Was verschlägt dich hier her-?” hauchte Javier der anderen Wächterin von hinten ans Ohr und setzte das Weinglas an- rote Flüssigkeit, benetzte den Rachen “Wie Das Blut der Götter die Sonne benetzt-” murmelte er und lachte leise.
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyMi 15 Dez 2010 - 18:08

Welch ein Auftritt. Noch vor wenigen Minuten hatte ausgelassene Stimmung im Saale des Königreiches geherrscht. Geladene Gäste- adelige Menschen- hatten sich unterhalten, genüsslich einen Schluck teuren Wein getrunken oder mit ihren Partnern oder Partnerinnen auf der freien Fläche zur sanft berauschenden Melodie der Geigen getanzt. Fröhliches Gelächter war zu vernehmen gewesen, Gesprächsfetzen schwangen durch die Luft, klangen an Ohren anderer. Nirgendwo Streitereien- alles friedlich. Der König hatte soeben Arisu herzlich begrüßt. Sie. Eine Wächterin. Wesen ihrer Art bekam man nicht allzu oft zu Gesicht. Man musste Glück haben, auf solche zu treffen und dazu Wächter, welche einen bereitwillig auf andere Splitter führten. Selbst für Adelige und Könige war es eine Ehre, Wächter in ihr Schloss einzuladen, welche sogar bereit waren, bei ihnen zu erscheinen. Sie wurden wie Heilige behandelt, wurden von allen geehrt durch ihre große Macht. Ohne sie wäre Ekladinja keine Welt. Ohne sie gäbe es sie nicht als ein Ganzes. Sie waren diejenigen, welche Verbinden zu anderen Splittern herstellten, welche Brücken erschafften und die einstmals zerstörte Welt zusammenhielten, wenn es jedoch auch viele Wächter gab, welche sich nichts darum gaben, den von Gotteskindern Wesen das mächtige Portal zu helfen.
Arisu stand vor dem Throne des Königs, neben ihr der kleine Julian, schüchtern an seinem Hemde zupfend. Die Musik drang leise zu ihr herüber, während sie sich vor dem König leicht verneigte. Soeben hatte sie den Mund geöffnet, hatte die Absicht, Worte aus ihrem Hals zu entlassen- als das große Eingangstor schwungvoll aufglitt und ein junger Mann in den Pforten zu erblicken war. Augenblicklich wurde es still im Saal. Totenstill. Gespräche wurden abgebrochen, keine tanzenden Schritte auf dem Marmor zu hören. Die Blicke der Menschen richtete sich auf den Grund der Stille. Alle Aufmerksamkeit lag auf den Mann- dem Wächter- welcher nun Schritt um Schritt durch den Saal auf den Königsthron tat. Die Gäste waren zurückgewichen, bildeten einen Gang für den Ankömmling. Dieser schritt anmutig hindurch- lediglich seine Sohlen gaben auf dem kühlen Marmor Geräusche wieder. Blicke rissen an ihm, zerrten an seinem Antlitz. Jeder wollte einen Blick auf ihn erhaschen, jeder wollte ihn sehen- den mächtigen Wächter, welcher auf ihrem Feste erschien. Minuten glichen Stunden- eine Ewigkeit schien es zu dauern, bis der junge Herr den König erreicht hatte. Aufgeregtes Raunen ging durch die Menschenmasse von Adeligen. Spannung waberte durch die knisternde Luft, legte sich wie eine Decke um die Gemüter aller.
Nach schier einer Ewigkeit trat der Wächter direkt vor den Thron, ließ sich auf die Knie nieder und begrüßte den König. Dieser erwiderte den Gruß ebenso herzlich, erhob sich aus seinem Sitz und forderte die Menschen auf, wieder dem Feste die Aufmerksamkeit zu schenken. Gleich darauf befreiten sich die Adeligen aus ihrer Starre. Die verstummte Musik setzte wieder ein, Gäste führten ihre Gespräche fort, Pärchen ihre Tänze zum Ende.
Arisu hatte das gesamte Szenarium stumm beobachtet. Ihr Augen waren auf den Wächter gerichtet gewesen- ihr Blick ruhte noch immer auf ihm. Sie schmunzelte. Wenige Minuten zuvor war sie durch die nun wieder verschlossenen Pforten getreten- ebenso wie er. Der Unterschied jedoch bestand darin, dass sie für weitaus weniger Aufruhr gesorgt hatte. Sicherlich, der ein oder andere hatte sich ebenfalls zu ihr umgedreht, hatte sie beobachtet, sich nach einem Blick auf sie gesehnt. Schließlich war auch sie eine Wächterin. Doch sie hielt sich lieber im Hintergrund, war froh, nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Im Gegensatz zu dem Neuankömmling. Welch selbstbewusstes Auftreten, welch anmutiger Gang durch die Masse. Es schien, als hätte er sich geradezu daran ergötzt, die Blicke aller Menschen auf sich gezogen zu haben, bis hin zu seinem überheblichen Kniefall vor dem König, welcher ihn bereits lange zu kennen schien.
Der zweite kleine Junge- Casper hieß er- schritt schüchtern zu seinem Bruder Julian, unschlüssig, was er nun tun sollte. Arisus Blick wendete sich von dem Herrn ab, ruhte für kurze Zeit auf den Kleinen, als ihr etwas ins Ohr geflüstert wurde. „Was verschlägt dich hier her-?”
Der Wächter stand hinter ihr, ein edles Glas, gefüllt mit Rotwein in der Hand haltend. Die Wächterin drehte sich um- wandte sich wieder dem jungen Herrn zu. Mit leichtem Lächeln, welches auf ihren Lippen lag, musterte sie sein Gesicht. Die eine Hälfte war gezeichnet wie eine Maske. In aller Ruhe genehmigte auch sie sich einen Tropfen Wein ehe sie zu einer Antwort ansetzte.
„Sei gegrüßt-“, erwiderte sie wispernd. „Ich wurde eingeladen, ebenso wie du, wie ich anzunehmen gedenke. Der Kleine-“ Arisu deutete auf Julian- „hat mich hergeführt.“
Ein weiteres Mal setzte sie das Glas an ihre Lippen. Das schimmernde Rot des Weines rann ihren Rachen hinab, der schwache Geschmack des Alkohols verbreitete sich in ihrem Mund. Sie wartete ruhig ab, ob ihr Gegenüber etwas erwidern würde- oder nicht. Den Blick auf ihm ruhend, nahm sie im Augenwinkel die Bewegungen der weiteren Gäste wahr. Viele Pärchen tanzten zum Klang der Musik auf der Tanzfläche, andere hatten sich in ihre Gespräche vertieft und wieder andere sahen immer wieder zu ihnen herüber und tuschelten aufgeregt. Arisus Lächeln wurde breiter. Die Aufmerksamkeit hatte sich wohl doch nicht ganz von ihm abgewandt.
Draußen in der Stadt richtete sich der Minutenzeiger der Kirchturmuhr auf die 12. Es schlug 8 Uhr. 1… 2… 3… 4… 5… 6… 7… 8…
Wieder kehrte mit dem Schlagen der Glocken Stille im Saal ein. Ein paar wenige Gespräche wurden im Flüsterton weitergeführt und zu einem Ende gebracht. Die Pärchen beendeten ihren letzten Tanz, die Musik wurde leise. Der König trat hervor- stand in seiner Pracht als Oberhaupt vor seinem Thron mit ausgebreiteten Armen. Arisu wandte ihre Augen Richtung König, blieb jedoch, wo sie war.
„Seiet alle ein weiteres Mal herzlichst gegrüßt, meine Gäste.“, begann er mit einer ausholenden Armbewegung. „Jeder hier kennt gewiss die Gründe für unser Zusammentreffen hier in den Festsälen. Nun, wie der Name bereits sagt, finden wir uns hier zusammen, um ein Fest zu feiern. Das Siegesfest.“
Der König legte eine kurze Pause ein. Keiner der Gäste sprach. Gebannt warteten sie darauf, was als nächstes gesagt wurde. Leise vernahm man das Atmen seiner nebenstehenden Gäste- mehr nicht. Spannung lag in der Luft.
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyDo 16 Dez 2010 - 21:35

Ruhend tastete sein Blick ihre Gesichtszüge ab- ganz sanft, kaum zu spüren. Sein Augen unbewegt und doch auf weiter Reise in ihre Augen, die Spiegel, jener Seele, welche sie in sich trug, ihre Lebensessenz, welche dafür Sorge trug, dass sie nicht nur ein willenloses Püppchen an einer Schnur war. Er blinzelte und zog sich zurück- zurück aus ihrer Seele- hinaus aus ihrem Geiste. Er setzte das fein geschliffene Glas an die kalten Lippen- welche sich an den kalt gebrannten Sand schmiegten, und begutachtete noch einmal das Mädchen vor ihm. Ihr Haar glänzte leicht von der Feuchtigkeit, welche der Schnee den Haaren verliehen hatte, getautes Eis. Er hob sacht den Arm und der blutrote Alkohol schwappte an seine Lippen, floss zaghaft in seinen Mund, umgarnte seine Zunge, spielte ihr das Spiel der Betörung. Wie berauschend doch die Wirkung war- wie simpel doch diese so schillernde Flüssigkeit haben konnte. Er setzte das Glas wieder ab, das Blut der Trauben verharrte in der Stille. Die kindliche Wächterin war so rein- so unscheinbar rein und kindlich und dennoch strahlte sie diese Bodenständigkeit aus- sie war schüchtern aber sicherlich nicht, weil sie sich vor ihren Mitmenschen fürchtete. Warum sie im Hintergrund blieb sollte bei ihr bleiben- es war nicht seine Berufung sich in die Geheimnisse von anderen einzumischen.
Er horchte ihrer Stimme- diesem Klang, mit dem sich die Seele Gehör verschaffte, dieser Melodie von Herz und Gefühlen- denn es war die Kommunikation, welche den Menschen ihre Charakter schenkte. Jede Handlung, jedes Wort war doch eine Kommunikation ob gewollt- ob ungewollt war unrelevant. Er ertränkte ein Lächeln in dem Wein und richtete sich dann auf “Welch rationaler Grund” schmunzelte er “Aber- darauf bezog sich meine Frage nicht, Mylady.” Er nickte ihr zu und richtete den Blick an ihr vorbei. “Es ist jedes Mal das selbe” meinte er und lächelte den Tuschelnden zu, welche sich erwischt abwandten und aus dem Blickfeld flüchteten. Er grinste leicht “Traurig- nicht wahr Arisu?”
Noch ehe sie etwas hätte erwidern können schlug die Kirchturmuhr mahnend in die Nacht- starker Klang, welcher durch die Nacht hallte und sich in den Weiten der Welt verlor- bis sie niemand mehr hörte. Mit dem letzten Klang erstarb die Musik, erstarb der Frohsinn der Melodie, verlor sich der Takt in der Stille. Die letzten Schritte wurden schwingend getan bis man abrupt zum stehen kam und sich formierte- Gesichter nach vorn, Blick auf den König. Im Gegensatz zu den anderen hob Javier nur die Augenbrauen und schaute den König amüsiert an- der Mann war noch nie ein Mann der großen Worte gewesen aber er wusste wie er sein Land zu regieren hatte- er war ein fairer König und beliebt unter dem Volke. Unter ihm war bis jetzt die längste Friedensperiode angehalten- er war Gerechtigkeit mit zu großem Herzen- er hatte Neider, doch niemand wagte es diesen König in Frage zu stellen. Er war gerecht- doch sehr konsequent und hielt sich an seine Gesetze.
Er begrüßte seine Gäste noch einmal in gänzlicher Höflichkeit und erinnerte überflüssiger Weise an den Anlass dieses Festes- der Brauch des Adels.
Der König ließ seinen Blick über die Menge schweifen und lächelte, freundlich “Ich denke- es gibt nichts Besseres unser freudiges Beisammensein mit einem ordentlichen Festmahl zu feiern” er klatschte in seine enorm großen Hände und die Seitentüren wurden aufgestoßen- Pagen eilten hinein und begannen hastig damit die Tische voll zustellen- mit allerlei Speisen. “Ich hoffe, dass für jeden etwas dabei ist, was man essen kann” er lachte und unter den Ansässigen lachte man auch “Guten Appetit meine lieben Untertanen, möge euch dieser Tag wohl bekommen”. Er trat die Stufen seines Throns wieder hinunter “Nehmt doch bitte Platz”. Die Traube aus Gästen teilte sich auf und jeder fand seinen Platz, eine Tafel wurde direkt vor dem Thron errichtet- hinter der man einen gigantischen, wuchtigen Stuhl stellte und andere edle Stühle hinzugruppierte- des Königs Speisetafel.
Der König stieg die letzten Stufen hinunter und trat an die beiden Wächter heran “Meine werte Dame” er lächelte leicht und bot Arisu seinen Arm an “Wenn sie so freundlich wären mich zum Speisen zu begleiten? Es wäre mir eine Große Ehre von einer Wächterin zu hören, was sie zu erzählen hat.” er lächelte freundlich und wandte sich dann mit dem Mädchen ab, welche den Arm genommen hatte, führte sie an die Tafel, zog ihr den Stuhl zurück und bot ihr den Platz direkt neben sich an. Als sich Arisu schließlich gesetzt hatte, ließ er sich seinen eigenen Stuhl vorrücken und nachdem er sich gesetzt hatte wieder zurück an den Tisch rücken.
Mit an ihren Tisch setzten sich die beiden Kinder, Javier und ein paar sehr hohe Adelige. Der hölzerne Tisch war befüllt mit allerlei Köstlichkeiten, edle Delikatessen aus den Provinzen des Landes, Rezepte der alten Kulturen zubereitet von gelernter Hand. Der Duft des Essens drang an die Nasen, es roch gut, sehr gut sogar. Allerlei frisches Fleisch wurde auf goldenen Tabletten dargeboten- dazu stellte man Gemüse in allen möglichen Variationen bereit, fügte Schüsseln mit dampfenden Suppen und wohlriechenden Soßen dazu. ~Die Henkersmahlzeit
“Ich möchte kurz ein Wort an die hier anwesenden richten” schalt die Stimme des Wächters durch das Geklimper von Besteck, welches leiser wurde, als er sich erhob. “Eine Uralte Tradition zu feiern- trafen wir hier aufeinander” setzte er an und ließ seinen Blick über die Häupter der Menschen gleiten “Unsere Gemeinschaft genießend, sitzen wir nun hier- und dennoch ist uns nicht mehr bewusst wieso wir nun hier sitzen” seine Stimme wurde von den Wänden wieder geworfen “Denn wir sitzen hier bloß der Feierlichkeiten wegen- nicht?” sein Blick wurde streng “Oder sollte sich der weiseste unter dein Weisen irren?” seine Stimme war weniger freundlich sondern mahnend geworden “Denn die Opfer, welche man euch dargebracht hat als dass ihr nun so leben könnt wie ihr es just in diesem Moment tut” er holte mit der Hand aus und sämtliches Licht in der Halle wurde gedämmt “Oder erinnert sich noch einer unter euch an die Geschichte, das Märchen, die Sage…. Die Wahrheit?” hauchte er schon fast und dennoch konnte man ihn hören. Zitternd loderten die kümmerlichen Flammen an den Kerzenständern auf und ließen die Dämmerung wanken “Kriege der Götter-? Bruch der Welt-?” er rückte seinen Stuhl zurück, knarzend kratzte er über den Boden- die Menschen zuckten vereinzelt. “Tod der Welt?!” raunte er und die Kerzen erloschen ganz “Nun- derjenige, welcher behauptet zu wissen wieso wir hier sitzen möge sich erheben!” seine Stimme hatte kein Echo mehr- die Dunkelheit verschluckte sie.
Er lachte leise auf “Keiner?” er trat in die Mitte des Saals “Keiner?!”
“Der Tod unserer Götter- Diener dieser Welt- hat euch das Leben geschenkt! Ihre Liebe hat eure Leben behütet! Sie sind vergangen um euch fortgehen zu lassen!” seine Stimme wurde eindringlicher “Wir feiern den Tod von Dâurkhatrân, Diener und König der Finsternis! Lord der Schatten- dem Weltenfresser . Das ist der Sieg- welchen wir feiern! Wir feiern die Opferungsbereitschaft unserer Patrone, wir feiern den Untergang der Dunkelheit” er ging zurück zu seinem Stuhl “Bis zu dem Tag, an dem sie wieder erwacht!” er stellte sich vor seinen Platz “Dann-” hauchte er “Lasset Lichter leuchten…” und die Lichter entflammten erneut, schenkten wieder flackernde Wärme- und der letzte Schauer lief über die Rücken.
Javier griff nach seinem Glas “Auf die Götter! Auf den Frieden! Auf die Liebe! Auf die Gemeinschaft! Auf euren König!” er nahm einen Schluck Wein “Und darauf, dass euch niemals die Lichter ausgelöscht werden…”
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyFr 17 Dez 2010 - 21:02

Stille breitete sich in dem großen Festsaal aus. Alle Gesichter waren nach vorn gewandt- dem König entgegen. Niemand rührte sich, niemand öffnete den Mund, keiner sprach. Alles wartete darauf, dass der König seine Ansprache fortsetzte. Mit dem Läuten der Kirchenglocken war Ruhe eingekehrt. Paare hatten ihren Tanz zum Ende geführt, andere Adelige hatten ihre Unterhaltungen beendet. Die Aufmerksamkeit lag auf dem König, welcher nun zu seinen Untertanen sprach. Die Menschen verfolgten seine Worte gespannt, obwohl sie wussten, was er sagen würde. Erneut hatte er seine Gäste begrüßt und kurz die Ursache der Feierlichkeiten genannt. Sicherlich kannte jeder den Grund, weshalb sie an diesem Abend zusammentrafen, beisammen saßen und den Tag feierten, aber dennoch gehörten diese Worte gesprochen. Nicht viel sagte er. Das Fest sei am besten mit einem großen Festmahl zu feiern. Daher wünschte er allen Anwesenden nur noch einen wohlgesonnenen Appetit in der Hoffnung, dass für jeden seiner Gäste etwas dabei war. Kaum, dass er zum Abschluss lachend in seine Hände geklatscht hatte, betraten Pagen gehetzt den Saal und begannen eilig, die langen Tafeln mit allerlei Speisen zu füllen. Frisches Fleisch, Gemüse, kochende Suppen und andere Leckereien fanden sich neben edel glänzendem Geschirr, hochglanzpoliertem Besteck und Weingläsern auf den massiven hözernen Tischen wieder. Bald war alles an Ort und Stelle, die Pagen hatten den Saal verlassen, die Menschenmenge der Gäste begann sich aufzulösen auf der Suche nach freien Plätzen.
Vor dem Thron des Königs war eine weitere lange Tafeln hergerichtet worden- die Speisetafel des König. Dieser schritt soeben die letzten Stufen hinunter und trat auf die beiden Wächter zu. Schweigend wartete Arisu, mit sanftem Lächeln auf den Lippen. Freundlich bot er ihr seinen Arm an, bat sie- eine Wächterin- ihn zu seinem Tisch zu begleiten und mit ihnen zu speisen. Wie nicht anders zu erwarten, interessierte er sich für die Geschichten einer Wächterin. Für die Geschichten Arisus. Das Mädchen erwiderte den freundlichen Blick des Königs und hakte sich bei ihm unter. "Sehr gerne doch, Euer Hoheit."
Es war nicht verwunderlich, dass man ihre Erzählungen hören wollte. Selbst für den König war es eine Ehre, dass sie und Javier bei ihm erschienen waren. Der junge Wächter schien ein alter Freund des Königs zu sein. Doch Arisu hatte ihn an diesem Abend erst kennengelernt, hatte ihn das erste Mal gesehen. Sie waren sich völlig fremd. Er kannte sie nicht, er wollte sie kennenlernen. Arisu hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie war lange Zeit nicht mehr unter solch freundlichen Menschen gewesen. Der König war beliebt in seinem Volk. Die Menschen ehrten ihn für seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und seine freundliche Art. Bereitwillig war sie dem kleinen Julian gefolgt. Sie hatte in der Stadt einige über den König reden hören, hatte aufgeschnappt, welch ein großartiger König er war. Dann war der Kleine aufgetaucht, hatte sie zu ihnen in die Festsäle eingeladen. Somit war Arisu mit ihm gegangen, Hand in Hand waren sie den Weg angetreten und nun war sie hier.
Gemeinsam traten sie an die lange Tafel, Arisu setzte sich auf einen der edlen Stühle und der König ließ sich zu ihrer Rechten nieder. Sowohl Javier- der andere junge Wächter, die beiden kleinen Jungen Casper und Julian als auch ein paar hohe Adelige saßen nun gemeinsam mit dem König und Arisu an der Speisetafel, welche mit gold schimmerndem Geschirr gedeckt und wunderbar riechenden Speisen gefüllt war. Die Gäste begannen sich an den Köstlichkeiten zu bedienen, ließen sie genüsslich auf der Zunge zergehen. Die Stimmung war ausgelassen, hier und dort wurde gelacht, man erzählte wieder jeglichen Klatsch und Tratsch. Stimmengewirr schwebte im Saal herum. Noch immer tuschelten einige der Gäste und sahen heimlich immer wieder zu der Speisetafel, an der sich die beiden Wächter befanden. Andere wiederrum sprachen von ihren Leben oder über aktuelle Dinge.Darunter mischte sich das Klingen des Bestecks, als Javier auf einmal das Wort an alle Gäste richtete und sich erhob. Das Klimpern wurde leiser, die Stimmen der Gäste erstarben. Arisu beobachtete das Schauspiel mit einer Mischung aus stillem Interesse und Faszination. Der junge Herr hatte ein unglaubliches Talent des Sprechens. Seine Worte waren klug gewählt. Er fragte die Anwesenden nach dem wirklichen Grund der Feierlichkeiten. Er fragte sie nach den Geschehnissen, welche Jahrtausende zurücklagen und langsam in Vergessenheit gerieten. Es hatte viele Opfer gegeben, viele Wesen, welche die Welt zu dem gemacht hatten, wie sie nun war und wie die Menschen darauf leben konnten. Die Opfer waren gestorben in dem bitteren Kampf gegen Dâurkhatrân, er hatte die Welt zerstört. Sie war zebrochen, in abertausende kleine Splitter, welche nur mit den Portalen der Wächter zu erreichen waren. Die Stimme des Wächters war kaum mehr als ein Wispern und doch konnte man ihn deutlich verstehen. Keiner sprach mehr, kein Klimpern von Besteck war zu vernehmen. Mit einer ausholenden Bewegung dämmerte er den Schein des Lichtes im ganzen Saal. Es verlieh seinen Worten etwas Geheimnisvolles und Düsteres. Die Anspannung war deutlich zu spüren. Sie legte sich um die Menschen, wie ein dichter Nebelschleier. Seine Stimme klang ernst, als das Licht entgültig erlosch. Mittlerweile stand mitten im Saal, es war dunkel, die schweren Vorhänge verschluckten sein Echo. Keiner wagte zu sprechen, keiner wagte ihm zu antworten. Schließlich beantwortete er alle seine Fragen selbst. Jeder wusste, wovon er sprach. Jeder kannte die Wahrheit. Dieses Fest wurde zum Sieg über den Weltenfresser Dâurkhatrân gefeiert.
Schritte näherten sich der Königstafel. Javier ließ das Licht wieder scheinen, er war an seinen Platz zurückgekehrt. “Auf die Götter! Auf den Frieden! Auf die Liebe! Auf die Gemeinschaft! Auf euren König! Und darauf, dass euch niemals die Lichter ausgelöscht werden…”, waren seine letzten Worte, welche er mit seinem erhobenen Weinglas ausgesprochen hatte. Der Saal wurde mit Stille gefüllt. Wieder lag die Aufmerksamkeit nur auf ihm- auf dem Wächter. Alle starrten ihn an. Keiner regte sich. Arisu schmunzelte. Wieder hatte er die volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wieder stand er im Mittelpunkt des Geschehens. Einige der Gäste hatten sich nach dieser bewegenden Rede endlich wieder gefasst. Sie erhoben ihre Gläser und prosteten sich zu, wie der Wächter es ihnen vorgemacht hatte. Immer mehr Anwesenden taten es ihnen gleich und bald hatten alle ihre Gläser in der Hand und tranken auf die Feierlichkeiten.
Auch Arisu nippte an ihrem teuren Rotwein. Javier ließ sich in seinem Stuhl nieder. Die kindliche Wächterin sah ihn schweigend an. Ein Lächeln zierte ihren Mund. Während sie sich lieber unauffällig im Hintergrund hielt, schien er geradezu darauf aus zu sein, die Aufmerksamkeit aller zu haben. Wie unterschiedlich die beiden Wächter doch waren und wie gleich dennoch. Schwer vorzustellen, dass sie etwas wie Artgenossen waren. Aber- er hatte sicher Gründe für sein Verhalten, nicht wahr? Er war, wie er war. Wäre er es nicht, wäre er schließlich nicht er.
Inzwischen hatten sich alle wieder dem Essen zugewandt. Waren die Stimmen vorhin noch zum Schweigen gebracht worden, so merkte man nun nichts mehr davon. Man hatte da weitergemacht, wo man aufgehört hatte. Nichts erinnerte an das vor wenigen Minuten Geschehene. Außer die Erinnerung daran... .
"Hübsche Rede, Javier.", meldete sich Arisu lächelnd an den jungen Wächter gewandt zu Wort. Der König war in ein Gespräch mit einem adeligen Mann verwickelt, doch man sah ihm an, dass er gerne das Wort an die junge Wächterin richten wollte. Sie dagegen war erfreut darüber, nicht im Mittelpunkt zu stehen.
---
Im Saal war die Stimmung bestens. Alle waren gut gelaunt, keiner konnte sich beschweren. Doch ebenso ahnte keiner, was sich draußen hinter der Stadt anbahnte. Heftiger Wind wehte über die Landschaft. Die Temperatur schien um einige Grade zu sinken. Dunkle Mächte machten sich kaum spürbar breit. Gefahr nahte. Noch war es weit entfernt. Wie lange jedoch würde es brauchen, um die Stadt zu erreichen?
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyMo 20 Dez 2010 - 21:52

Das Gespenstische war verschwunden- die Dunkelheit lodernd in die letzen Ecken des Raumes gejagt- es waren Stimmen in die Stille gehallt und Unbehagen hatte dem Behagen Vortritt gelassen. Nach der Predigt des Wächters war wieder die Festlichkeit zurück gekommen- hatte sich das Lachen wieder auf den Gesichtern ausgebreitet und den Ernst fortgewischt.
Kopfschüttelnd ließ sich Javier wieder in den Stuhl aus kostbarem Holz fallen und rückte an die einladende Tafel. Seine dünnen Finger haschten nach dem filigranen Tafelsilber, welches beim Erheben im Licht der Kerzen schimmerte, sanft die Wärme reflektierte. Er hob das Messer vor sein Antlitz und Blutrot schimmerte ihm entgegen, blinzelte ihn mit gleicher Bestürztheit an. Was war nur aus den Menschen geworden- wie sie all ihre Traditionen vergaßen, all ihre Pflichten gegenüber Ekladinja- all ihre Pflichten gegenüber ihrer verschiedenen Götter, all ihre Pflichten gegenüber sich selbst und all ihre Pflichten gegenüber den Frieden und den Fortbestand ihrer Welt.
Er tat sich nicht viel von dem Essen auf- ein wenig Braten und etwas Brot- er brauchte nicht viel auch verspürte er nicht den Hunger um dieses Festmahl zu würdigen- er war exquisit bescheiden. Nur dem Wein schenkte er Zuspruch zu genüge, öfter als nötig leerte er das Kristallglas und ließ sich nachschenken. Die rote Flüssigkeit schwankte in dem klaren Glas und in bedrückendes Schweigen hüllte sich der sonst so redefreudige Mann, antwortete nur knapp auf Fragen und ersparte sich jeglicher eloquenter Ausschmückung.
Zwischen den Fingern hindurch rann der Sand der Zeit und schritt unaufhaltsam tiefer in die Nacht hinein- mit jedem Schritt, mit jeder Sekunde. Doch die Zeit war an diesem Abend doch so unwichtig- wer achtete schon auf die Uhr wenn niemand sie sehen konnte? Und wer zog sich lieber zurück in das Schweigen der Nacht wenn die Festlichkeiten noch nicht einmal ihren Höhepunkt erlangt hatten? Vermutlich niemand und so war es auch. Der Saal schien nur noch mehr gefüllt zu werden und die Menschen rückten näher zusammen um niemanden den Platz in ihrer Gemeinschaft zu verwehren. Es wurden mehr und es wurden mehr. Warm war es und der Geruch von Speisen lag in der Luft- der Alkohol sorgte selbst für die gelockerte Stimmung- dafür, dass hochernste Fassaden brachen und fahren gelassen wurden. Ein Feste wie es im Buche steht….
Das Reigen der Geigen setzte wieder ein- süßlicher Klang, welcher die frohren Gemüter nur zurück lockte auf die Tanzfläche. Die Melodien weich und zart, langsame Tanze um wieder Sicherheit zu geben- um nichts zu überstürzen. Javier schloss die Augen und lauschte der Musik, verlor sich in ihrer Seele, folgte den Noten und wurde hineingerissen in die Farbe des Stückes, in das Bunt des Tanzes.
Ruckartig riss er die Augen auf und erhob sich von seinem Stuhl, ein schiefes Grinsen im Gesicht. Schwungvoll trat er um den Tisch herum und trat an den Platz, welcher von der anderen Wächterin beansprucht wurde. “Meine herzallerliebste Arisu” hauchte er, man roch den Wein aus seinem Atem “Darf ich bitten?” Er lächelte charmant als sie irritiert zu ihm aufblinzelte- mit verwirrtem Ausdruck das Gesicht hob. Was hat er vor? stand greifbar auf ihren Zügen, vielleicht hatte er sich zu abrupt aus seiner Trance gerissen- vielleicht war er zu schnell zu ihr geeilt und hatte sie nur verunsichert, vielleicht. Doch er wollte gar nicht erst eine Antwort abwarten- das würde nur zu lange dauern. Er nahm sie am Arm und hob sie aus ihrem Stuhl und führte sie hinter sich auf die Tanzfläche- liebte nicht jede Frau den Tanz?
Einige neidende Blicke erreichten die andere Wächterin- andere lächelten einfach nur, und wieder andere begannen leise zu tuscheln. Bestimmend legte er seine rechte Hand an ihre Hüfte und ergriff mit der anderen ihre Hand und nahm elegante Tanzhaltung ein. “Auf drei-” wisperte er und schloss die Augen. Der Bogen wurde auf die Saiten gelegt- kratzend begann die Musik. “Eins-” er richtete die Schultern “Zwei-” er drückte die Schultern durch “Drei-” mit Schwung tat er den ersten Schritt und setzte ihn hart und abrupt auf den Boden: Tango
Drei Schritte vorwärts- absetzen.
Promenade, drei Schritte seitwärts- absetzen.
Zwei Schritt- Wiege- absetzen.
Drehung, rechts- Schritt nach vorn- absetzen.
Majestätisch, vollkommen im Takt setzte er die Schritte führte seine Dame, dem Reigen nach, der Musik verfallen. Der Rhythmus perfekt- die Haltung tadellos- der Tanz glanzvoll.
Und dann schlugen die Glocken der Stadt zwölf Uhr, Mitternacht!
Dong! ~ Schritt nach vorn.
Dong! ~ Schritt nach vorn.
Dong! ~ Schritt nach vorn.
Dong! ~ absetzen!
Dong! ~ Schritt seitwärts.
Dong! ~ Schritt seitwärts.
Dong! ~ Schritt seitwärts.
Dong! ~ absetzen!
Dong! ~ Schritt nach vorn.
Dong! ~ Schritt nach vorn.
Dong! ~ Wiege.
Dong! ~ absetzen!
Der letzte Schlag der Uhr ging in tosendem Donner unter. Musik verstummte. Tänzer erstarrten. Licht erlosch. Für einige winzige Augenblicke herrschte vollkommene Stille- nicht einmal die Herzen schienen zu schlagen- alles war verstummt- erstickt in undurchdringlicher Finsternis.
Es war Zeit- das Siegel gebrochen- er war kurz davor erneut die Welt zu betreten.
Panisch gongte nun die Glocke vom Haupttor her, hell, aufgebracht, panisch. Die Wache schlug Alarm!
Schreie wurden laut und Panik ergriff die Menschen, welche aneinander gedrückt im Dunkel verharrten. Javier keuchte auf und seine Artgenossin tat es ihm gleich- unsagbarer Schmerz durchfuhr ihn für einen Augenblick- so als risse man etwas entzwei und dann war es vorbei.
Zuckend brach ein Blitz durch die Nacht- schien den Himmel zu spalten, grollend folgte der Donner und ließ die Tische erzittern. Der Feind war da.
Niemand regte sich- die Angst war zu stark. Bis sich schließlich jemand aus seiner Starre reißen konnte und zu dem Portal lief- zu den Toren des Thronsaals, welche nur noch die Sicht auf die Stadt versperrten. Er wollte es gerade aufdrücken als es erzitterte und aus den Halterungen brach. Es barst aus dem Stein und stürzte in den Saal- begrub krachend den Mann unter sich und riss einen Teil der Gäste zu Boden.
Der Körper eines gigantischen Wesens zeichnete sich vor dem Mond ab, es stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus und trat ins Innere des Saals, sein kantiger Körper hob sich von dem strahlenden Mond ab und in dem spärlichen Mondlicht konnte man eine Kreatur erkennen, deren Rücken mit Stacheln bespickt war, ihre Rasiermesserzähne blitzen auf als es erneut seinen Schrei in die Welt jagte. Einige Adelige fielen auf die Knie- sich die Ohren zu haltend.
Javier starrte auf die Kreatur- starrte auf das Monster- starrte auf den Dämon. “Licht-” hauchte er tonlos “Wir brauchen Licht…” seine Stimme war ohne Ton, vielleicht konnte ihn Arisu hören.
“ZU DEN WAFFEN!!” donnerte die mächtige Stimme des Königs durch die dunkle Stille und kreischend zog er seinen Stahl, alles erwachte aus seiner Starre- Wachen schoben sich durch die Menge, versuchten das Ungetüm zu erreichen- Stahl blitzte auf im fahlen Mondschein.
“Alles was hilft ist Licht….”
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyDi 21 Dez 2010 - 10:48

Lebendige Stimmen hallten unentwegt in dem großen Königssaal wider. Überall wurden Gespräche geführt, ob ernst, ob lustig, ob spannend. Hier und dort ein Lacher, flüsternd oder lauthals. Kaum einer machte sich Gedanken um irgendetwas. Kaum einer dachte an die Hintergründe dieses Festes. Sie gerieten viel zu schnell in Vergessenheit. Die Menschen waren zu sehr auf die Fröhlichkeit konzentriert, genossen das Fest in vollen Zügen, ohne den Anlass wirklich zu würdigen. Stattdessen nutzten sie die Feier, um sich an einem großen Festmahl und ausreichend teuren Alkohol zu erfreuen. Sicherlich, es war der Brauch, welcher lange Zeit Jahr um Jahr gefeiert wurde. Doch damals hatte man all dies noch zu schätzen gewusst, hatte gewusst, was geschehen war und diese Taten gewürdigt. Und nun war es nur der Anlass zum Feiern. Nichts weiter.
Arisu sah sich die Anwesenden an, beobachtete sie, während sie sich ein wenig Essen auftat. Nicht viel- ein wenig Gemüse und Braten. Hunger hatte sie kaum. Auch an dem Wein begnügte sie sich nur zurückhaltend. Ab und zu leerte sie ihr edles Glas und ließ sich nachschenken. Die Zeit zog unsichtbar an ihr vorbei. Gnadenlos verstrich sie, Minuten um Minuten, Sekunden um Sekunden. Doch was war schon Zeit an einem solchen Abend? Der Saal füllte sich. Mehr und mehr Menschen gesellten sich zu den adeligen Anwesenden, alle rutschten dichter beieinander, damit niemand ausgeschlossen wurde. Arisus Augen wanderten über die Köpfe der Menschen hinweg, beobachteten die Handlungen der Menschen. Fragen beantwortete sie- höflich wie sie war- bereitwillig, jedoch ohne weiter darauf einzugehen und ihre Erzählungen hübsch auszuschmücken- ohne in den Mittelpunkt des Geschehens zu gelangen.
Bald war jeder Magen gefüllt, die Teller schmutzig, das Besteck darauf liegend, die Schüsseln Suppen und andere Speisen nahezu aufgegessen. Alkohol wurde stets neu eingeschüttet, er sorgte für lockere Stimmung unter den Anwesenden. Erneut setzte Musik ein, leise und weich. Geigenstäbe strichen sanft über die Saiten, vollzogen wundersame Melodien, welche die Menschen zum Tanze anregten. Stühle rückten zurück, Gäste erhoben sich, schritten in Paaren auf die Tanzfläche. Durchgestreckter Rücken, erhobene Köpfe schwebten sie über den Marmor- fließend, ruhig zur langsamen Musik. Still sah Arisu den Pärchen zu, die Mundwinkel leicht den Augen entgegen gezogen, der Musik lauschend. Wie berauschend dieses Spiel der Melodien und der Frohsinn der Menschen doch sein konnten.
In ihrem Augenwinkel bewegte sich etwas ruckartig. Sie wendete ihre Augen von den Tanzenden, legte sie ruhend auf Javier, welcher mit langen Schritten direkt auf sie zu trat. Überrascht blinzelte sie zu ihm hinauf. Wie bitte? Er bat sie um einen Tanz? Lange Zeit hatte sie nicht mehr getanzt, nicht mit einem Mann, nicht so. Bevor sie antworten konnte, nahm er sie bei dem Arm und nahm sie mit sich. Elegant schritten sie zur Tanzfläche. Arisu wisperte lächelnd: „Mit Vergnügen, Javier.“ Neidische Blicke spürte sie in ihrem Rücken, flüsterndes Getuschel machte sich breit. Einige der weiblichen Gäste hätten viel darum gegeben, um von Javier zu einem Tanz aufgefordert zu werden.
Arisu nahm gerade Haltung ein, hob den Kopf, sah ihren Gegenüber- den jungen Wächter- an. Dieser hatte bereits seine Hand an ihre Hüfte gelegt und mit der anderen die ihre erfasst- fest und sanft zugleich hielt er sie. Die andere Hand auf seine Schulter gelegt, wartete Arisu auf die Melodie der Geigen. Sicher führte der Herr seine Dame über den marmornen Boden. Elegant, nahezu perfekt vollführten sie diesen Tanz, bis die Uhr Mitternacht schlug.
Der letzte Schritt war getan. Musik und Gespräche erstarben, kein Schritt wurde gesetzt. Alles war still- dunkel. Kein Licht brannte mehr. Im nächsten Moment brach schiere Panik aus. Vom Haupttor her schrillten die Alarmglocken, Menschen kreischten durcheinander unfähig, sich zu bewegen. Fürchterlicher Schmerz zog durch den Kopf der Wächterin ebenso wie ihren Nebenmann. Das Tor brach aus seiner Halterung, schlug krachend in den Saal hinein auf schreiende Gäste. Furchtbar!
Arisu starrte auf die Kreatur, welche sich vor dem Mond abzeichnete. Groß. Riesig groß. Kreischend stieß der Dämon einen Laut aus, unerträglich. Der König war aus seiner Starre erlöst, forderte seine Wachen auf, die Kreatur zu bekämpfen. Diese schlugen sich hindurch durch dich verängstigten Menschen, versuchten dem Dämon schaden zuzufügen. Neben sich hörte Arisu Javier flüstern, es helfe nur Licht. Gebrochen war die Barriere. Es war frei. Frei aus seinem langen Schlaf.
Qualvolle Schreie zerrissen die Nacht, die Wächter hatten keine Chance, sie allein konnten das Monster nicht besiegen! In der ganzen Stadt wimmelte es von solch Kreaturen. Lautes Geschrei drang ins Innere der Wächterin, taten ihr in der Seele weh. Von weit her- Menschen waren in Gefahr! Aus der Stadt ertönten schrille Schreie, ebenso wie in dem großen Saal. Adelige lagen schmerzerfüllt auf dem Boden, andere rannten panisch herum ohne Ausweg, stolperten über die Gestalten der am Boden Liegenden. Das schneidende Geräusch von Stahl tönte durch den Saal. Doch die Kreatur wurde nicht schwächer. Arisus Blick lag auf dem Dämon, hinter ihm lauerten weitere solcher Geschöpfe, kleiner und doch groß. Das stetige Lächeln war mit einem Mal aus ihrem Gesicht radiert wurden. Die Züge ernst, verkrampft, schmerzerfüllt. Die Schreie hörten nicht auf, hallten weiter durch die Nacht.
Die Wächterin griff nach der Hand des Wächters neben ihr. „Komm mit!“, wisperte sie tonlos, zog ihn mit sich. „Wir müssen etwas unternehmen!“ Blind rannte sie durch die Menge, schob Adelige beiseite, versuchte, das Geschrei zu ignorieren- blendete es aus ihrem Kopf aus. Der Weg war schwer, nicht leicht zu durchkämmen. Panische Menschen drückten sich aneinander, ließen niemanden durch. Doch irgendwie schaffte Arisu es, zu dem Dämon zu gelangen, welcher sich vor den zurück geschreckten Wachen auftürmte. Irgendwo in der Menge hatte sie den anderen Wächter verloren. Vor nicht allzu langer Zeit. Er musste in ihrer Nähe sein, sie spürte ihn. Dennoch konnte sie ihn nicht sehen. Dunkle Mächte waberten in der ganzen Stadt herum. Die Macht des Bösen. Macht, welche Jahrhunderte geruht hatte und nun wieder frei war. Diese drang bis in das Herz der Wächterin, hatte eisern den Griff um ihr pulsierendes Lebensorgan gelegt. Qualvoller Schmerz erfüllte Arisu.
Mit Schrecken beobachtete sie, wie die Wachen des Königs nun versuchten, das Ungetüm zu bändigen. Dieses wehrte sich mit all seinen Kräften, stieß abermals einen ohrenbetäubenden Schrei aus und schlug die Wachen von sich weg, welche in hohem Bogen meterweit durch den Saal geschleudert wurden.
Licht… wir brauchen Licht… .
„JAVIER!“, hallte die Stimme der Wächterin durch den Saal. Sie konnte nur hoffen, dass er sie unter dem Tosen des Dämons gehört hatte.
Anschließend lag ihre volle Aufmerksamkeit auf der Kreatur und ihr selbst. Der Schimmer, welcher sie stets umgab wurde stärker. Ihr Herz begann unter Schmerzen von innen heraus zu strahlen. Es kostete sie einiges an Kraft, lange konnte sie das nicht aushalten. Der Schein, welcher durch sie entstand verschreckte das Monstrum- ein wenig. Zu wenig! Ihre Kraft allein war zu schwach! Auch als Wächterin konnte sie allein nicht gegen den Feind ankommen. Arisu spürte, wie ihre Kraft wieder nachließ, spürte, wie die dunkle Macht sie übertrumpfte. Angestrengt hielt sie gegen das Böse, kleiner wurde das Licht um ihr Herz.
Hilfe… Sie brauchte Hilfe… Sehr viel Hilfe… .
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyDi 21 Dez 2010 - 22:38

Hell und blutig schimmerte die Hand des Soldaten, welcher nach der Kordel griff, die Kordel zu der Glocke um Alarm zu schlagen- fiebrig glänzte der Schaft des Schwertes in seiner Kehle- röchelnd erstarb die Wache.
Wuselnd brach die Front aus Dämonen über die Stadt hinein- traf die vollkommen ahnungslosen Menschen. Seit Jahrhunderten hatte man nicht mehr gegen eine derartige Streitmacht von Dämonen gekämpft- man hatte es schon fast vergessen. Niemand wusste was er tun sollte und viele hatten nicht einmal realisiert was überhaupt geschah als man ihnen auch schon den Kopf abschlug. Das Blut glich nun dem verschütteten Wein- die ersten Häuser waren schon leer und tot- die äußersten Gebiete der Stadt wurden vom Tode heimgesucht. Kreischend und schreiend rannte das normale Volk durch die Gassen und Straßen ihrer gigantischen Hauptstadt- hinauf zu der Feste, welche hoch über der Stadt thronte und majestätisch über die Häuser und Stallungen zu wachen schien.
An sich war die Stadt befestigt bis auf den letzten Mann, starke Mauern und Tore aus härtestem Holz umgaben die Wohnhäuser der Schutzbedürftigen und die Stadt war schwer einzunehmen- zu schwer. Doch der Feind hatte sie getroffen wo sie am schwächsten war. In den nächtlichen Stunden in den man Feiern austrug. Viele aus dem Heer des Königs und viele aus der Wache waren bei ihren Familien und tranken ihr Bier. Niemand hatte sich auch nur in den dunkelsten Albträumen dieses Grauen ausgemahlt. Wer hätte schon ahnen können, dass aus diesem friedfertigen Fest ein blutiges Massaker wurde?
“BEISEITE!!” schrien die Wachen des Königs und suchten sich grob ihren Weg durch die Feiernden- auf den Feind! Panisch wich die adlige Zivilbevölkerung zurück- stieß um Bänke, Tisch und Stuhl. Alle rannten durcheinander, alle versuchten sich selbst zu retten- niemand achtete auf den Rest.
Doch der Stahl konnte dem Monster nicht so viel anhaben, wie sie es sich gewünscht hatten. Sicherlich würde der Dämon sterben- aber nicht so. Zumal es zu dunkel war um gezielte Hiebe ausführen zu können oder gar mit tödlicher Zielgenauigkeit auf den Feind zugehen konnte. Der Alkohol war ein weiterer Grund warum die Menschen nicht mehr ganz beisammen waren- der Feind war deutlich im Vorteil. Die Dunkelheit riss an den Menschen und stärkte die Emporkömmlinge aus dem Schattenreich. Die Erde erzitterte…
Nicht mehr lange und die Barriere würde vollends brechen- dann würde der Herr und Meister dieser Schergen seinen Regentenstab erneut an sich reißen und die Welt in schwarzes Verderben reißen und diesmal waren sich allein, alle Götter und deren Macht waren verschieden und deren Denkmäler verblichen. Nichts konnte dem Feind nun noch den Eintritt verwehren…
Javier stand mitten unter ihnen- unter der panischen Masse aus Mensch und Adel- er spürte wie jemand nach seiner Hand griff und ihn von seinem Platz zerrte, ihn hinein zog in den Tumult aus fliehender Angst- sie würden alle elendig verrecken.
Vollkommen benebelt von den Schreien und der Angst taumelte der Wächter hinter der anderen her-- folgte ihr ohne zu folgen, er wurde einfach mit ihr genommen. Wohin sie wollte war ihm nur schleierhaft- er verstand nicht was sie wollte, wohin sie wollte. Er versuchte nur diesen Schmerz loszuwerden- diese plötzliche Bewusstlosigkeit- dieses Taube- dieses unsagbare stechende Schmerz im herzen, welcher einem alle Sinne lahm legte. Es kam alles so überraschend- nicht einmal er hatte mir derartigem Umschwung gerechnet- wie auch?
Plötzlich jagte jemand zwischen ihnen hindurch- die haltende Hand wurde fortgerissen und Javier blieb zurück- von der Seite rempelte man den Wächter an und niemand nahm mehr Rücksicht auf irgendwas- selbst den König rempelte man- alles war außer Rand und Band geraten- was nicht zuletzt an der gewirkten Magie des Dämonenfürsten lag.
Taumelnd versuchte sich der Wächter zu fangen- versuchte das Gleichgewicht zu halten, versuchte nicht zu stürzen und scheiterte. Hart schlug er mit dem Hinterkopf auf den kalten Marmor auf und sofort wurde es schwarz in seiner Welt. Er merkte nicht die Schritte- welche man über ihn hinweg setzte- merkte nicht die Tritte, welche man ihm unbewusst versetzte. Er war gezogen worden hinein in das Dunkle.
“ALLE MANN IN VERTEIDIGUNGSPOSITION!!” donnerte der nächste Befehl des Königs durch den Tanzsaal- welcher sich immer mehr zu leeren schien. Er suchte in der Menge seine Kinder, suchte in dem Tumult sein eigen Fleisch und Blut- wo waren sie nur? “CASPER? JULIAN?” seine Stimme wurde von den Wänden wieder geworfen und dennoch blieb die Antwort aus- niemand antwortete ihm auf sein Gerufe.
Knirschend brach der Körper eines Soldaten unter den Füßen des Dämons und zwei weitere wurden durch seine Klauen zerfetzt und starben noch ehe sie auf dem Boden aufkamen. Damen fielen ohnmächtig zu Boden und der Dämon schritt weiter in den Saal- seine Schergen- niedere Dämonen warteten draußen- begierig auf die Anweisungen ihres Meisters wartend.
Doch dann geschah etwas- was den Dämon aufschreckte, ihn weichen ließ, zurück in die Schatten der Nacht. Doch das Licht, welches von der kleinen und zierlichen Wächterin ausging schimmerte durch die dunkle Halle- welche nicht einen Funken Licht zuzulassen schien.
Der Dämon kreischte und sein Kopf schnellte in Richtung des Mädchens “Wächterabschaum!” knurrte er und seine Klauen knackten als er die Finger zur Faust ballte- das Licht verebbte bereits wieder. “Tötet sie!” raunte er mit kratziger und dunkler Stimme und johlend stürzten die niederen durch das Portal und stürzten sich auf das Mädchen- ihre Mäuler weit aufgesperrt ihre Krallen ausgefahren- ein dutzend wenn nicht sogar mehr. Fluchend und in rasende Euphorie versetzt erreichten die Viecher das Mädchen- die ersten holten aus um die dünne Haut in Fetzen zu schlagen.
Schwarz und kalt erreichten die Krallen das Gesicht des Mädchens ehe die Kreatur zerbarst. Brennend gingen die Diener der Schatten unter Schmerzensschreien zu Boden. Das Feuer zerrte an ihren Leibern und ließ sie zu kalter Asche zerrieseln.
Die Augen des Dämonenfürsten suchten den Raum ab- kalt, stechend und blieben an dem wieder aufgestandenen und dennoch schwankenden anderen Wächter hängen. Er trat einige Schritte auf ihn zu- die Wachen wurden einfach fortgewischt wie Staub. “Du-” knurrte er “Was glaubst du- was für ein Wicht du doch bist?” er holte aus und riss den Mann von den Füßen, drückte ihn in seiner Faust zusammen- er knurrte dunkel.
“Eh-” ein erstickender Laut drang aus dem Munde des jungen Mannes, dessen Körper zwischen den Fingern des Ungetüms zerdrückt zu werden drohte- “L-L-” er keuchte auf und seine Rippen waren kurz davor knackend nachzugeben- “Lumin- LUMINE DEI!!”
Und jaulend vor Schmerz ließ der Dämon ihn fallen- erneut schlug er auf den Marmor auf und wich panisch zurück- denn der Körper des Wächters strahlte unheimlich grelles Licht aus, welches die Dunkelheit vertrieb- die Schatten weichen ließ….
Und der Fürst krachte gegen einer der wuchtigen Säulen- Staub rieselte von der hohen Decke. Er schrie auf vor Schmerz- und er hielt sich eine der mächtigen Pranken vor das Gesicht- das Licht schien ihn zu zerfressen- ihn aufzulösen.
Doch dann erstarb es- erstarb das helle Licht und hinter der zusammen gesunkenen Gestalt des Wächters erhob sich ein Mann- einen Dolch in der Hand, Blut tropfte herab….
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyMi 22 Dez 2010 - 17:11

Stumm saß er dort- auf seinem Stuhl an der langen Tafel. Sein Blick war auf die anderen Gäste gerichtet. Lachen hallte durch den Saal, Erzählungen, welche mit wilder Gestik unterstrichen wurde. Kein Wort verließ seinen Hals, kein Laut kam über seine schmalen Lippen. Gemeinsam mit einigen anderen Adeligen saß er in dem Festsaal, nicht abgewandt hatte er sich. Es wirkte, als gehörte er dazu. Als würde er mit Freunden beisammen sitzen und sich mit ihnen unterhalten. Der Unterschied jedoch bestand darin, dass er kein Wort sprach. Desinteressiert hatte er sich seiner Gesellschaft zugewandt und beobachtete sie. Tänzer wirbelten elegant auf der Tanzfläche umher, passend zu dem Spiel der Geigen. Einige Frauen tauschten sich über ihre Ehegatten aus, fingen beinahe an, über sie herzuziehen. Andere erzählten sich Geschichten aus ihrem Leben, fügten hier und dort Sachen hinzu, erfanden Dinge, um beeindruckend zu sein.
Welch ein Abschaum. Was war nur aus den Menschen geworden? Was wurde ihnen angetan, dass sie so schlecht geworden waren? Nach außen waren alle freundlich und zuvorkommend. Sie benahmen sich tadellos- perfekt. Wie es sich für die Menschheit, für die Allgemeinheit, gehörte. Doch hinter jedem Lächeln verbarg sich das wahre Gesicht eines Jeden, die wahre Persönlichkeit. Es war wie auf einem Maskenball. Jeder Mensch hinter einer Maske versteckt. Bloß nicht erkannt werden, bloß nicht zeigen, wer man wirklich war. Nur vorspielen, jemand anderes zu sein. Unter den engsten Vertrauten, brachte man es fertig, sich zu zeigen. Dort war man, wer man war. Doch in der Öffentlichkeit setzten sie immer wieder ihre Masken auf. Solch unehrliches Gesindel! Sie hatten es nicht verdient, zu leben! Niemals! Bald würde sich alles ändern….
Ihr Herz hämmerte laut in ihrer Brust, schlug gegen ihren Brustkorb, schmerzte unerträglich. Die Macht, welche von den Dämonen ausging, war dunkel. Dunkel und abgrundtief böse. Sie drang tief in sie ein, durch Kleidung und Haut, bis zu ihrem Herzen, in ihren Kopf. Arisu spürte die Schwäche, welche sich langsam vor ihre Stärke drängte. Sie spürte, wie sie ihre Kraft verlor. Nicht länger konnte sie das Licht ihres Herzens strahlen lassen, zu stark waren die eisernen Ketten, welche die Dunkelheit umgelegt hatte. Zu mächtig der Schmerz, welcher ihre Sinne benebelte, welcher sie in Fetzen zu zerreißen schien. Das Licht schwächte ab, wurde kleiner und dunkler, das Monstrum unaufhaltsam.
Keuchend stand Arisu vor ihm. Schreie hallten durch den Saal, panische wie auch schmerzerfüllte. Bewusstlose Gäste lagen auf dem marmornen Boden neben den Leichen vieler anderer, keiner achtete auf den anderen. Alle wollten hinaus in die Freiheit, weg von den Gestalten. Sie schoben sich hin und her, erschwerten sich selbst den Weg. Es gab weder Vor noch Zurück. Wenige hatten es hinaus geschafft, zu viele auf einmal suchten den Weg aus dem Saal. Viele stolperten oder wurden angerempelt und stürzten, verfielen der dunklen tückischen Bewusstlosigkeit.
Die Wachen hatten ihre Strategie geändert, versuchten nun, sich zu verteidigen, ihr Leben zu schützen. Doch die monströsen Gestalten waren in der Überzahl. Zu viele, um sie zu bekämpfen, zu mächtig. Einzig mit einem Hieb von der Seite wurden mehrere Wachen hinfort geschleudert- geschleudert in den Tod. Zerfetzt, zerrissen in ihre Einzelteile, kaum ein Knochen nicht gebrochen. Der Tod ließ nicht lange auf die Wachen warten, keine Sekunde nach einem Angriff empfing er sie mit offenen Armen, hinein in die Dunkelheit.
In der Stadt war der Tumult ebenso groß. Zertrümmerte Häuser, zerbrochene Fenster, nirgendwo mehr die einstige festliche Stimmung. Ein einziges Chaos. Dämonen. Überall. Das Volk floh- floh vor ihnen, rannte den Festsälen entgegen. Mütter schrieen nach ihren Kindern, suchten verzweifelt jede Ecke mit ihren Blicken ab. Doch die Kreaturen folgten ihnen. Viel zu schnell. Keine Zeit seine Familienmitglieder zu retten und zu beschützen. Die lange Hauptstraße war überfüllt mit niederem Fußvolk. Menschen versuchten schnellstmöglich aus der Stadt zu fliehen, rannten, stießen sich einander beiseite, stolperten und stürzten. Kinderstimmen hallten durch die Nacht, schallten von den Häuserwänden wider, welche nicht zerstört worden waren. Weinend hockten sie im Schatten der zertrümmerten Häuser in der Hoffnung, dort sicher zu sein. Kraftlose Stimmen, gebrochen. Völlig verzweifelt blieben sie zurück, wurden von Dämonen überrascht und getötet….
Das Licht der Wächterin war erloschen, lediglich der stetige Schein umgab sie weiterhin. Rasend vor Wut befahl der Dämon seinen Artgenossen, das Mädchen zu töten, welches gewagt hatte, gegen ihn vorzugehen. Gierig stürzten seine Untertanen vor, hasteten auf Arisu zu. Schwer atmend stand sie vor ihnen. Mit ausgefahren Krallen begann der Erste, nach ihr zu schlagen, holte aus in der Absicht ihren zierlichen Körper zu zerfetzen. Doch nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht zerbrach der Dämon, zerfiel in graue Asche, welche leise auf den Boden rieselte.
Ehe Arisu wusste wie ihr geschehen war, hatte der Dämonenfürst seine Faust um eine Gestalt geschlungen, schien diese beinahe zu zerquetschen. Angestrengt starrte sie auf die Klauen des Monstrums. Javier!!, fuhr ihr durch den Sinn. Auf einmal erstrahlte sein Körper. Grelles Licht erhellte den Saal, ließ die Dunkelheit schwinden. Die Menschen schlugen die Hände vor die Augen, sie waren das Licht nach all der Dunkelheit nicht gewöhnt. Der Dämon kreischte auf, stieß einen markerschütternden Schrei aus. Er wankte, hatte den Wächter bereits losgelassen und krachte gegen eine Säule in dem großen Saal. Das Gebäude erzitterte, gab jedoch nicht nach. Im grellen Schein des Lichtes beobachtete Arisu dieses Schauspiel, welches kein Spiel war, es war todbringender Ernst- im nächsten Augenblick war das Licht erloschen. Erschrocken drehte Arisu sich um, die Augen entsetzt geweitet, als sie erkannte, wie sich jemand vor dem Körper des jungen Wächters erhob, einen blutigen Dolch in der Hand haltend. Javiers Körper lag auf dem kalten Boden, die Augen geschlossen. Eine tiefe Wunde klaffte in der Magengegend. Beinahe friedlich wirkte er.
Ihr Blick wanderte von Javier hinauf zu dem Mann. In einer nicht solch ernsten Situation hätten ihre Mundwinkel gezuckt, doch der ernste Ausdruck blieb auf ihrem Gesicht haften. Sie kannte ihn, sie hatte ihn gesehen. An diesem Abend, auf diesem Fest, in diesem Saal. Er war einer der Adeligen, einer der Gäste des Königs höchstpersönlich. Er hatte sich auffällig ruhig verhalten. Arisu hatte die Menschen beobachtet, er war ihr ins Auge gestochen. Wie er dort gesessen hatte, neben all den Adeligen. Ausdruckslos, kein Wort hatte er gesprochen, während die anderen Gäste frohsinnig gefeiert hatten. Sie hatten lautstarke Unterhaltungen geführt, hatten gelacht, hatten Spaß gehabt, doch er- er hatte den gesamten Abend nur dort gesessen. Ohne auch nur ein Wort zu sagen.
Nach Atem ringend stand er dort, das Gesicht verzerrt zu einer grässlichen Fratze, Blut tropfte von dem Dolch. Wut stieg in Arisu auf. Die Dämonen näherten sich ihr ein weiteres Mal, diesmal gab es schließlich keinen Wächter, welcher sie beschützen konnte.
Die Menschen waren wie erstarrt. Entsetzt sahen sie den Mann an, bewegungsunfähig, gefangen- wie in einem Bann. Kein Laut drang mehr aus ihrem Mund, kein Schrei entwich ihren Lippen. Selbst der König, welcher verzweifelt nach seinen Kindern suchte, hatte innegehalten. Für einen Augenblick war es totenstill in dem Saal. Fassungslos waren alle Blicke auf den Mann und den jungen Wächter gerichtet. Keiner konnte glauben, was geschehen war.
„NEHMT IHN FEST!“, brüllte Arisu schließlich in den Saal in der Hoffnung, jemand würde ihrem Befehlt folgen. „NA LOS! MACHT SCHON!“ Einen Moment hielt sie inne, bis sie schrie: „Notfalls… TÖTET IHN! UND SORGT EUCH UM JAVIER! SCHNELL!!“
Es dauerte einen Moment, bis sich endlich jemand regte. Mit ihm erwachten auch andere aus ihrer Starre. Ein paar der überlebenden Wachen rannten auf den Mann zu, welcher sich blitzschnell umdrehte und davonrennen wollte, doch die Wache hatte ihn rechtzeitig erreicht. Mit großem Kraftaufwand hielten sie ihn fest. Der Mann zerrte, schrie, versuchte sich loszureißen. Ein irrer Ausdruck trat auf sein Gesicht. Es schien, als hätte er den Verstand vollkommen verloren. Beinahe wäre er entwischt, doch sofort kam den Wachen jemand zu Hilfe.
Einige Adelige und Diener des Königs kümmerten sich währenddessen um den Wächter. Er war bewusstlos, hatte einiges an Blut verloren. Schnell wurde sich um seine tiefe Wunde gekümmert. Vorsichtig und doch mit zitternden Händen. Der Schock hatte sich in viele der Menschen festgesetzt.
Arisu drehte sich langsam um, wandte sich von Javier ab- den Kreaturen der Unterwelt zu. Die Augen zusammengekniffen bekämpfte sie die Dämonen, welche sich an ihr zu vergreifen versuchten. Es wurden immer mehr. Von der Stadt kamen sie her. Viel zu viele. Gegen so viele kam sie nicht an. Es musste etwas geschehen, sonst würden sie diesen Kampf gnadenlos verlieren….
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyDo 30 Dez 2010 - 20:27

Stechend fuhr der Schmerz durch seinen Unterleib, keuchend zuckte er noch mehr zusammen. Die Luft abgedrückt von den Pranken des Fürsten, knirschend hob sich der Brustkorb als er nach Luft rang. Fiebrig zitternd tastete er nach seinem Bauch- stieß auf warmes Blut. Seine Augen weiteten sich und er starrte den Mann an, nicht entsetzt, nicht geschockt, nicht wütend, nicht dankend, nicht freuend, bloß… enttäuscht.
Verrat unter Brüdern war stets schlechtes im Schlechten, stetig verpönt und doch so traditionell. Jedem musste dies passieren- jeder verriet und wurde verraten. Sein Körper zuckte nach oben als die kurze Schneide mit einem Ruck wieder hinaus gezogen wurde. Blut rann zwischen seinen dünnen Fingern hindurch- Blut saugte sich durch den Stoff seiner Kleider, warm und erfüllend in klirrender Winterkälte. Röchelnd spuckte er Blut, legte den Kopf auf die Seite um nicht am eigenen Blute zu ersticken. Der Blick des Mannes wurde wahndurchtrieben und er holte erneut aus die Klinge in den sterbenden Korpus zu rammen…
Um den tragisch Sterbenden und den wahnsinnigen Mordenden war es totenstill, entsetztes Schweigen hatte sie versteinert, das redliche Volk und königlichen Adel- alles verstummt im Angesichte des Verräters. Keuchend stieß weißer Atem in die Schwärze so als ob es dem Mörder unermesslich viel Mut und Kraft gekostet hatte dem Wächter den scharfen Stahl zwischen die Rippen zu stechen. Und Sekunde um Sekunde verstrich, der Feind näherte sich…
Wütend und verletzt schrie das Mädchen in den Traum von Tod und Leid, riss die Hände fort, welche sie unsichtbar hielten, welche die Ohren zuhielten und sie zum innehalten drängte.
Wie bröckelnder Stein brach die Starre und hart wurden die eisernen Stiefel auf den Marmor gesetzt, verwirrt, ängstlich ließ man den Dolch aus den Fingern fahren und klirrend auf den kalten Stein fallen. Man wand sich zur Flucht, wollte Fersengeld geben doch- eisern schlossen sich die behandschuhten Pranken der Wachmänner um die Arme des Verräters, hielten ihn ab, ab davon zu entfliehen.
Javier schloss die Augen, er war so schwach, so unglaublich schwach. Es war so plötzlich gekommen- der Einfall der Dunkelheit war wie ein vernichtender Schlag gewesen- hatte ihn nur noch taumelnd zurück gelassen und da war es nur noch ein Leichtes gewesen ihn auszuschalten. Die Wunde brannte- brannte fürchterlich und ihm wurde übel- er konnte sich kaum noch bewegen so als ob etwas ihn lähmen würde- ganz langsam alles in seinem Körper zum Stillstand zwang. Er spuckte hustend Blut und verlor mit zunehmendem Blutfluss das Bewusstsein- ganz langsam. Man eilte ihm zur Hilfe, man versorgte die Wunde behelfsmäßig und hob den jungen Mann hoch- trug ihn fort.
Der König erwachte aus seiner Starre in blankem Entsetzen und rasender Wut- der Wächter war ihm stets ein guter Freund gewesen und jetzt…? Sollte etwa alles aus und vorbei sein?
Einen dunklen Schrei ausstoßend riss er seinen Zweihänder von dem Waffenständer neben seinem Thron. Kreischend schlug der Stahl auf den Boden- als der Griff der zitternden Finger sich leicht lockerte. “MÖRDER!!” raunte die dunkle Stimme der Hoheit und der König trat festen Schrittes auf die Gruppe Wachen zu, welche mit dem Wahnsinnigen zugange waren. “Mörder…” knurrte er, holte mit dem gigantischen Schwert aus und die Wache stob zur Seite “gehören geköpft!” und mit einem lauten Aufschrei enthauptete er den Mann mit einem einzigen Schlag. Blut spritzte. Der Kopf rollte von den Schultern. “Schmor in der Hölle..” fluchte der König und trat den Kopf beiseite. “Männer! Zum ANGRIFF!!” und dann rannte er los, sein Schwert mähte durch die Schattenbrut, welche durch den Saal auf sie zukam. Schwarzes Blut befleckte die gleißende Klinge und den edlen Boden. Schwarzes Blut rann stinkend über den Marmor und spritzte durch die Luft, spritzte in die Gesichter der Kämpfenden, spritzte an Kleider und Rüstung.
Der König schlug eine Schneide durch die Masse an Dämonen und die Niederen wichen vor dem gewaltigen Schwert der menschlichen Majestät zurück. Die Wache fasste Mut durch ihren König und schwang ihre Schwerter mit gestärktem Kampfesmut. Die königliche Garde, hohe Paladine, griff ein, ihre Schwerter waren heilig und die Dämonen wurden langsam unsicher- ihr Fürst regte sich nicht.
Ein Dämon baute sich vor der zierlichen Wächterin auf, welche umringt von Dämonen zu weit vorne war als dass, die Wache sie hätte beschützen können. Während sie sich gegen eine Gruppe anderer erwehrte griffen andere von Hinten an, ihre Klauen schimmerten vom Blut ihrer eigenen und dem der Gefallenen- ihr Blutdurst entfacht.
Schwarzes Blut bespritzte die Wächterin. Schweißgebadet holte die hohe Eminenz aus und durchtrennte mit dem zweiten Schlag den Körper des Dämonen. “Meine Wächterin-” er stieß einen Schrei der Anstrengung aus und zerfetzte mit einem Hieb drei weitere Schattenkinder “flieht!” er hob den gleißenden Stahl und fing die Klauen eines anderen ab “Ich-” er wand sich und brach dem Schattenkrieger mit einem Tritt den Brustkorb. “halte euch den Rücken frei-”
Die Wache, welche nun von den Paladinen unterstützt wurde, schlug die Schattenbrut zurück- Schlag um Schlag. Doch es wurden immer weniger Menschen, den an die Stelle eines gefallenen Dämons traten zwei weitere. Und die Stärke der Männer sank…
“Mylord- es sind zu viele!” tönte die Stimme des Hauptmannes an die Ohren des Königs als er zu ihnen stieß- Arisu vor einem Schlag schützend. “Wir können den Thronsaal nicht mehr lange halten- wir müssen hier raus” er holte aus und schlug einen Dämon, welcher den König hatte angreifen wollen zu Boden.
Erneut ausholend rang der König nach Luft- wie lange schon hatte er nicht mehr so gekämpft? Seine Kräfte schwanden auch langsam dahin- seine schwere Waffe richtete erneut drei Schattenkämpfer. “Wir müssen- hier-” er trat einen Dämon beiseite “raus- ehe der Fürst wieder zu Kräften kommt-”
Der König nickte ihm zu “ZIEHT EUCH ZURÜCK!” donnerte seine kräftige Stimme durch das Kampfgetümmel “IN DIE FESTE!! ALLE MANN!! RÜCKZUG!!”
“Sucht meine Kinder- und flieht ebenfalls in die Feste, Wächterin!” befahl er Arisu und wand sich wieder dem Kampf zu- sah nicht mehr, wie die Wächterin sich umwand und zum Ende der Halle rannte- gemeinsam mit den Adligen durch Seitengänge in den Palast floh. Vom Palast führte ein Weg über eine Brücke zu der Festung, welche auf der Spitze des Berges thronte und bereits den Kampf gegen die Dämonen eröffnet hatte. Die Menschen aus den unteren Stadtgebieten eilten darauf zu- die Tore der Festung noch weit geöffnet- die Männer machten sich bereit….
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyFr 31 Dez 2010 - 13:10

Keuchend vor Anstrengung wehrte sie sich gegen die tödlichen Angriffe der Dämonen. Schmerzlich machte sich die Schwäche bemerkbar. Opfer... so viele Menschen, welche sich dem Kampf gegen die dunkle Macht gestellt und ihn verloren hatten. Die Kraft der Krieger und Wachen ließ nach, während die Dämonenansammlung kein Ende nahm. Hatte man zu Beginn gedacht, man könnte die Geschöpfe der Finsternis auf schnellem Wege ausschalten, so hatte man sich getäuscht. Es schienen immer mehr zu werden. Dämon um Dämon füllte sich der Saal, welcher sich verzweifelt zu leeren versuchte. Panische Schreie hallten durch die kalte Nacht. Erstickt von Schnee und Dunkelheit. Der Hauptsitz der Menschheit wirkte verlassen, einer Ruine ähnlich.
Zerschlagene Häuser, kümmerliche Überreste des einstmaligen Heims vieler Menschen Ekladinjas. Leblose Körper ruhten auf den kalten Steinen der Straßen. Seltsame Formationen bildeten ihre Körperteile, in unnatürlichen Winkeln standen Arme und Beine vom Körper ab. Manches voneinander getrennt, blutig. Starr sahen ihre Augen in eine Richtung. Nicht einmal hatten sie es geschafft, ihren Blick vor ihrem Tode zu senken, ihm nicht entgegen blicken zu müssen. Trüb und ausdruckslos ihre Mienen. Nichts mehr regte sich in der Stadt. Verlassen bis auf das letzte lebendige Wesen. Keine Kinderschreie waren zu hören. Mit einem Mal verstummt. Ermordet von den grausamen Gestalten. Erst hinter den Festsälen, hinter der still gelegten Stadt führte das Entsetzen fort. Dort nahmen auch die Angst- und Hilferufe kein Ende. Menschen rannten der Festung entgegen, dem vorerst sicher scheinenden Ort, schnellstmöglich. Niemand achtete auf den anderen. Selbst Kinder wurden vernachlässigt. Jeder sorgte sich um sein eigenes Leben, nicht auf die ihrer Familien. Die kurzen Beine der Kinder hielten nicht Schritt mit dem der Erwachsenen. In Tränen ausbrechend, kraftlos, kämpften sie sich voran, hinauf in die Festung....
Die Untertanen des Dämonenfürsten drängten sich in den Saal, hin zu ihrem Meister- ihrem Herrn. Arisu wehrte sich mit aller Macht gegen ihre Angreifer, zerstörte sie, einen nach dem anderen. Doch spürte sie ihr nachlassende Kraft, lange konnte sie das nicht ertragen. Nicht mehr. Eine Gruppe von Adeligen hatte den verwundeten Wächter, Javier, versorgt, hatte ihn fortgeschafft aus dem Saal. Der blutrünstige Angreifer Javiers, ein Verräter. Gast im eigenen Saal, in des Königs Festsälen. Er hatte die Menschen verraten, hatte sie eiskalt hintergangen. Das Oberhaupt, der König, verfiel in Wut, tiefster Wut auf den sich windenden Mann, welcher sich aus den eisernen Griffen der Wachen loszureißen versuchte. Ein irrer Blick sah dem König entgegen, grinsend, verfluchend. Gnadenlos köpfte er seinen einstmals Vertrauten- seinen schreienden Gegenüber, bis der Laut ihm im Halse stecken blieb, der Kopf getrennt von dem dazugehörigen Körper.
Es war ein einziges Blutbad. Wo man auch hinsah, möderische Angriffe, zerschlagene Körper, zertrümmert, getrennt in ihre Einzelteile. Rotes Blut vermischte sich mit schwarzem Blut. Augen und Münder vor Schreck geweitet, die Leichen der Krieger. Verlassen von ihren Seelen- tot. Ihr Blut, ihre leblosen Körper waren warm; noch. Doch das Leben würde nicht zu ihnen zurückkehren. Sie würden erstarren, ihr Blut erkalten. Nichts und niemand könnte sie wieder erwecken. Es war zu spät.
Die Kreaturen der Unterwelt wuchsen, nach und nach schlichen sie sich in den Saal, hinter dem Dämonenfürsten durch das Tor kamen ihre massigen Leiber zum Vorschein, angriffslustig stürzten sie sich auf die Wachen und Krieger. Gäste des Königs, Adelige, sein Volk, kämpfte sich hinaus in die Freiheit. Mühsam ging es voran, zu angsterfüllt, um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Angestrengte Mienen, erleichterte Ausrufe, sobald man es aus dem Saal geschafft hatte, schnell ging es weiter, hinauf zur Festung, während innerhalb des Saales das Chaos weiter voranschritt. Zu viel Gedrängel, zu viel Herumgeschubse. Ihre Leiber zerquetscht zwischen den der Anderen. Bewusstlos sanken einige zu Boden, fielen auf den kalten Marmor. Stolpernd traten Menschen auf die liegenden Körper, ob sie noch lebten oder nicht war vollkommen gleich. Eingehüllt in Angst und Schrecken achtete niemand auf sein Umfeld. Langsam leerte sich der Saal von Menschen- Dämonen kamen.
Der König hatte sich zu der Wächterin durchgekämpft, trug ihr auf, sie solle fliehen. Krieger um sie herum bekämpften Kreaturen, welche sich auf Arisu zu stürzen versuchten. Blutig spritzte es überall hin, in Gesichter, auf die Leiber, schwarz und rot. Wie Farbe, mit welcher man sich bemalt hatte. Doch es war keine Farbe, es war das Lebenselixier eines Jeden. Der neue Befehl des Königs lautete- Rückzug! In die Festung! Arisu sollte seine Kinder suchen, sollte sie mit sich nehmen und mit ihnen in die Festung fliehen. Seine Krieger und Wachen würden in diesem Massaker die Stellung halten, würden weiter kämpfen und sie schützen.
Die Wächterin sprach nicht. Sie wartete auf den richtigen Moment, nickte dem König mit ernster Miene zu- und verschwand in der Menge. Eilig drängte sie sich zum hinteren Teil des Saales, murmelte stets die Namen der beiden Jungen, hörte auf schlagende Kinderherzen, was jedoch in einem solchen Tumult schier unmöglich erschien. Geräusche drangen an ihr Ohr, drangen in ihr Bewusstsein, doch es waren keineswegs die Stimmen der Kinder, ihre Herzen. Es waren die Aufschreie, das keuchende Atmen vor Anstrengung. Arisu versuchte, den Menschen möglichst wenig im Weg zu stehen. Sie wollte nicht die Schuld tragen, wenn es jemand nicht schaffte. Vorsichtig und dennoch schnell schlängelte sie sich hindurch, durch die Masse.
Dort! Inmitten der Menschen, hin- und hergeschubst, stolpernd stand ein kleiner Junge. Schreiend, lauthals weinend, Tränen liefen seinem jungen Gesicht hinunter, vereinten sich am Kinn und tropften hart auf den kalten Marmor. "JULIAN!", rief Arisu, kämpfte sich mit aller Macht zu ihm.
Sie kniete nieder, legte ihm behutsam ihre Hand auf die kleine Schulter. Das Königskind blickte auf mit geröteten Augen, fiel er ihr um den Hals. "Meine Dame-", schluchzte er.
"Pscht, ist ja gut...", flüsterte die Wächterin ihm ins Ohr. "Wo ist dein Bruder? Wir müssen hier weg- schnell."
"Er- er ist- wir haben uns verloren!" Wieder ein Aufschluchzen. "Die Menschen sind zwischen uns hindurchgerannt, sie haben mich mit sich gezogen, weg von Casper!"
"Nicht weinen. Alles wird gut... Komm mit, Kleiner. Wir müssen ihn finden." Arisu löste sich aus der Umarmung, erhob sich und nahm die Hand des Kleinen. Deutlich langsamer bahnte sie sich ein weiteres Mal einen Weg durch die Menge, rief den Namen des zweiten Kindes, Julian mit sich nehmend.
Auf einmal zog es an ihrer Hand. Julian hatte ihn entdeckt. Aufgeregt deutete er auf ein am Boden liegendes Etwas, abseits des Gedrängels. Das Kind zerrte, rannte mit Arisu auf Casper zu. Er brach erneut in Tränen aus. "CASPER!", schrie er, "WACH AUF! CASPER!!"
Die Wächterin hörte sein Herz, es schlug, er lebte und schien keine schlimmeren Verletzungen zu haben, nur bewusstlos. "Es ist alles in Ordnung. Er hat nur sein Bewusstsein verloren.", beruhigte sie den weinenden Jungen. Vorsichtig hob sie Casper hoch, trug ihn in ihrem Arm, an freien Hand hielt sie den zweiten Königssohn und machte sich im festen Griff auf in das Gedränge. Kein Leichtes war es, die Menschen zerrten und rissen aneinander, erschwerten Arisu ihr Vorhaben, die Kinder in Sicherheit zu bringen- bis die Naht endlich platzte. Wie eine Barriere, welche zerstört wurde, wie jemand, welcher den Ausgang blockiert und nun die Freiheit erlangt hatte, ging auf einmal alles merkbar schneller. Erleichterte Ausrufe hallten durch den Saal, durch die Winternacht. Das Geschubse und Gedränge nahm langsam ein Ende, die Menschen eilten auf die Festung zu, Arisu so schnell es ihr möglich war hinterher.
Der Weg dorthin zeigte sich als kleines Hindernis. Es ging steil hinauf, Julian an ihrer Hand verlor an Kraft, seine Beine trugen ihn nicht mehr lange, Casper lag noch immer bewusstlos in ihrem Arm. "Halte durch, Kleiner. Wir schaffen das.", ermutigte sie ihren Begleiter. Mühsam gelangten letztlich auch sie in die Festung, die Königskinder waren in Sicherheit- vorerst. Arisu blickte den Festsälen entgegen, sie standen kurz vor dem Einsturz. Von Weitem sah man die letzten Krieger, welche gemeinsam mit dem König den Rückzug antraten, auf die Festung zurannten, hinter ihnen die Dämonen und ihr Fürst. Langsam kämpften sie sich hinauf in die Festung, die Kreaturen bewegten sich schleichend, des Königs Krieger gewannen Abstand. Gerade rechtzeitg- der Saal, in welchem kurz zuvor das Massaker vonstatten gegangen war, brach in sich zusammen, die letzten Bewusstlosen gemeinsam mit einigen Dämonen unter dem gebrochenen Stein begraben. Erdrückt von den schweren Lasten....
Endlich- der König und seine Krieger hatten die Festung erreicht, die Pforten wurden geschlossen, die Wachen machten sich bereit. Kriechend zogen sich die Kreaturen und ihr Fürst hinauf auf den Berg. Pfeile schossen ihnen entgegen, verletzten sie, kreischende Geräusche verließen ihre Mäuler. Krallen griffen aus der Ferne nach der Festung, noch immer angrifflustig. Die Krieger bekämpften sie von ihren Posten mit routinierten Bewegungen. Doch völlig gleich, was sie auch taten, es schienen nicht weniger zu werden. Der Dämonenfürst erlangte langsam seine Kräfte zurück, hatte sich erholt von der himmlischen Helligkeit.
Mit krächzenden Lauten sprach er seine Untertanen an, keiner konnte ihn verstehen. Doch man konnte sehen, wie sich die Unterweltgeschöpfe in Bewegung setzten, schneller als zuvor erklommen sie den Berg, gelangten an die Festung, stießen kreischende Laute aus, während sie sich an den Fugen der Festung hinaufzogen.
Die Krieger des Königs erhöhten ihr Tempo, schossen auf die Dämonen, sie fielen wieder hinab, krachten hart auf den Boden vor der Festung.
Die Nacht schritt gnadenlos voran, der Zeiger der Uhr bewegte sich gleichmäßig immer weiter. Der nicht endende Kampf führte fort. Dämonen gaben nicht auf, ebenso wenig wie die Krieger. Doch es konnte nicht ewig so weitergehen, so konnte man sie nicht ausschalten, man musste den Fürst vernichten. Vorher gäbe es keine Ruhe, so hatten sie keine Chance....
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptySa 1 Jan 2011 - 23:23

Schlag um Schlag wichen sie zurück- Schritt um Schritt schlugen sie den Feind. Die Masse der Dämonen wuchs mit jeder Minute, mit jedem Zentimeter, den die Zeiger der Kirchturmuhren zurücklegten. Knackend und mühselig fassten die Räder ineinander, Zahn in Zahn und drehten sich in ihrem Trott der Monotonie. Die Zeit schien rasend zu schleichen und während jede Minute zu lange zu dauern schien waren es doch zu wenige um dem Feind zu entkommen.
Schabend und kratzend traf Horn auf Stahl. Schreiend und jaulend fiel man auf die Knie. Außer Atem und kraftlos drängte man zurück und wurde zurückgedrängt. Relativ zur Masse der Dämonen schwand die Chance, schwand jede Möglichkeit auf den Sieg.
Blutig schoss schartiger Stahl durch den Brustkorb ehe kantiger Panzer einen erdrückte. Die Anzahl, der sowieso schon geringen Anzahl an Soldaten, war um drei Viertel dezimiert worden. Auf einen Mann des Königreiches kamen zwei Dutzend Schattenkinder. Und es wurden immer mehr…
Das normale Volk mischte sich mit dem Hochadel- das weit geöffnete Tor der Feste war nicht breit genug- die Menschen quetschten und drückten. Auf den Zinnen griff man zu den Bögen, legte die Pfeile an und spannte die Sehnen- bereit den Feind zu empfangen. Die gesamte Hauptstadt- oder das was davon noch übrig geblieben war- bewegte sich auf diese Feste zu. Brüllend versuchten Offiziere mit Befehlen Ordnung in die fliehende Meute zu bringen- doch sie hatten nur mäßigen Erfolg. Man trennte die Männer von ihren Familien und beorderte sie in die Waffenkammern- es wurde jeder Mann gebraucht. Frauen und Kinder schickte man in die Katakomben- hinein in die unterirdischen Höhlen- hinein in den Höhlenkomplex, welcher tief in den Berg hinein geschlagen worden war. Tränen, Blut und Angst befleckte die Menschen, schockte sie und lähmte sie. Niemand war auf derartiges vorbereitet gewesen- niemand hätte dies für möglich gehalten. Doch langsam aber sicher, brachte man eine Ordnung in dieses Chaos- die Stadt war erwacht und niemand fragte sich noch was passiert war- nur noch die Rettung zählte.
Das Volk drängte sich ängstlich in die Höhlen und war doch erleichtert Schutz gefunden zu haben. Auch wenn die gesamte Stadt die Kapazitäten der Feste zu genüge auslastete wurde niemand außen vor gelassen. Die Männer wurden spärlich berüstet und auf die Mauern geschickt- wo sie zu der Verteidigung ihres Volkes beitragen sollten. Denn die Armee des Königs war nicht mobilisiert- die Wache und die Soldaten, welche bereit waren hetzen bereits zu den Festsälen um den König zu unterstützen- der Rest machte sich kampfbereit und ging in der Feste auf Position. Der Fluss an Flüchtenden ebbte zunehmend ab und der Feind rückte näher an die Burg heran. In höchster Eilung wurde Kampfgerät tauglich gemacht- es musste Platz geschaffen werden. Und unter dem strengen Ton des Oberpaladins herrschte sittliche Ordnung und geregeltes Treiben mehr und mehr. Die Menschen verstanden schließlich, dass ihre Panik und das damit entstandene Chaos ihnen nicht weiterhalf- aber erst wenn sie schon in Sicherheit waren- vor den starken Mauern rannte man immer noch um das eigene Leben. Doch die Zahl der Flüchtlinge wurde geringer…
Verletzte brachte man in die Hallen in der Hauptfeste- gigantische Hallen aus härtestem Stein, der innerste Ring der Festung- die letzte Bastion der Menschen. Tische und Bänke wurden zusammen geschoben und teilweise als Operationstisch benutzt. Man brauchte Platz für behelfsmäßige Betten. Man schleppte Stroh an und drapierte es zu Lagern- auf denen die Verwundeten abgelegt wurden. Mit gemeinsamen Kräften errichtete man ein schlichtes Lazarett. Unter dem normalen Volk wurde nach Ärzten und Kräuterfrauen geschickt und mit der Verpflegung der Hilfsbedürftigen beauftragt. Oberste Kriegsherren versammelten sich in der Ahnenhalle- dort wo der eigentliche Sitz des Königs war.
Langsam herrschte Ordnung und die Hoffnung stieg. Die Befehle waren klar und die Gemüter der Panischen gefasster. Der größte Schock war überstanden…
Die Truppe, welche tapfer gegen den Ansturm im Adelsdistrikt standhielt hatte das prunke Festsaalgebäude verlassen und kämpfte nun auf den dahinter gelegenen Plätzen vor dem königlichen Palast um ihr Leben. Knirschend gab die Konstruktion nach und die Säulen knickten um- das gesamte Gebäude stürzte dem Erdboden entgegen. Tonnen von weißem Stein begrub die wuselnde Höllenbrut unter sich- Staub wurde aufgewirbelt. “LAUFT!!” hallte die Stimme des Königs durch das hereinbrechende Chaos und die Soldaten nahmen ihre Beine in die Hand- während die Dämonen noch versuchten unter den Trümmer hervor zu klettern- doch vergeblich ihre Artgenossen rannten über den Schutt und zerdrückten die Verschütteten somit. Der Fürst erhob sich vor dem Trümmerhaufen und hinter ihm stand ein gesamtes Heer von Dämonen.
Ein Battalion von Königsstreitern rannte den Fliehenden entgegen und sorgte dafür, dass ihnen die Schatten nicht in den Rücken fielen.
Der Trupp um den König näherte sich langsam der Festung- zu langsam, zu erschöpft um noch zu rennen. Die Schatten hatten zwar inne gehalten und formatierten sich neu aber es war nur eine Frage der Zeit wann sie losstürzen würden- sie mussten eilen.
Es waren nur noch einige Meter, welche den König und seine Leibgarde von der schützenden Festung trennten, nur noch ein paar Meter und sie würden die Brücke erreichen. Kreischend setzte sich der Feind in Bewegung- und sie waren schnell.
“FEUER!!” hallte es von der Bastion her und von den hohen Zinnen der Mauern sauste ein Regen aus Pfeilen hinab und erfasste den heranpreschenden Feind. Kreischend gingen die ersten Reihen zu Boden und rollten ihren Freunden entgegen.
Der König hatte die Brücke erreicht…
Der dünne Wall aus Rittern konnte nicht lange standhalten und die Dämonen waren gefährlich nah an den erschöpften Oberst der Menschen heran gekommen- die Wache zückte ihre Waffen um den König zu schützen. Wieder spritzte schwarzes Blut, wieder spalteten sich Schädel unter den Hieben der Garde. Die nächste Salve von Pfeilen erfolgte…
Und sie traf so viele, dass eine erneute Lücke zwischen König und Dämonen klaffte- der Graben, die Schneise des Todes.
Endlich- endlich passierte der König mit seiner Garderie das Portal in die Festung. Knarrend schlossen sich die dicken Flügel des Haupttores und ein dicker Balken wurde vorgelegt. Der Feind war ausgesperrt…
Ein lautes ‘Ein Hoch auf den König!’ schallte von dem Torhaus her und die gesamte Besatzung wiederholte es- der König brach zusammen. Und wieder- wieder ließ der Schock die Menschheit erstarren. “Der KÖNIG!” klang es entsetzt in die Nacht. Die Garde war sofort an der Seite ihres Königs- ihre Waffen waren scheppernd zu Boden geworfen worden- zwei Paladine stützen ihre Majestät.
Der Hauptmann, welcher mit dem König gekommen war wandte sich von seinem König “WORAUF WARTET IHR?” donnerte er wütend “KONZENTRIERT AUCH AUF DEN FEIND!! VERDAMMT!!”
Während der Befehl des Hauptmannes wiederholt wurde und auf den Mauern und Türmen die strenge Stimme eines Höhergestellten ertönte brachte man den König weg- durch das Tor im zweiten Ring dann die Treppenstufen hinauf zu dem Tor, welches in den innersten Ring führte.
Die Truppen setzten zu der Verteidigung der Feste alles was sie hatten- ihre Arme spannten die Bögen und Armbrüste und feuerten die todbringenden Bolzen ab. Man bildete zwei Reihen- die eine trat vor, während die andere sich zurück zog und nachlud und so sauste Salve um Salve in die Leiber der Schatten- doch es wurden nicht weniger…
Das Tor in den Thronsaal wurde aufgestoßen und der König, gestützt von seinen Mannen, taumelte herein- den Kopf gesenkt und die Arme waren um den Oberkörper geschlungen.
“Der König…” raunte es durch die Ansammlungen von Lordschaften und Kriegsmänner und alle starrten entsetzt ob des Bildes, welches sich vor ihnen auftat.
Der König wurde an der Tafel vorbei geführt und man ließ ihn auf seinem Thron hernieder- wo er ziemlich erschöpft drein blickte- hing nahezu in dem steinernen Stuhl. Und Blut rann aus seiner Brust- er war verletzt. Ein Schlag hatte seine dünne Festtagskleidung durchfetzt und sich tief in die Brust des Herrschers gezogen.
“Schickt nach einem Heiler!” befahl der oberste aller Paladine und trat an die Seite des König- streifte sich die eisernen Handschuhe von den Armen und warf sie zu Boden. “Wie steht es um die Bevölkerung-?” fragte er stellvertretend für den König. Er machte sich daran die Brust des Königs freizulegen. “Die Frauen und Kinder hat man in den Höhlen untergebracht-” begann der Kastellan der Burg “Die Männer hat man in den Waffenkammern mit dem Nötigsten ausgestattet und auf den Wällen postiert- auch Jungen haben wir eingezogen”
Der König schaute ihn an und spuckte einen Schwall Blut aus und öffnete den Mund, wollte etwas sagen. “Schsch- eure Majestät” unterband es der oberste Paladin und schüttelte leicht den Kopf “Schont eure Kräfte”
“Wie steht es um die Verwundeten-?”
“Wir haben die oberen Räumlichkeiten des Bergfriedes zu einem Lazarett umfunktioniert. Der Apotheker und der Arzt sind bereits da- wir haben Frauen damit beauftragt zu helfen…”
“Gut-”
Der König hustete den nächsten Schwall Blut- der Schnitt in seiner Brust war tief und man konnte die Krallen auf der Haut erahnen- wie sie die Haut zerfetzten. Schwarzes Blut war in die Wunde geflossen, gemischt mit dem roten Blute des Menschenkönigs. “Wo bleibt denn der Heiler!”
“W-Wächterin” röchelte der König “Schickt- mir… die Wächterin…” bat er leise und schmerzverzerrt.
Draußen tobte der Kampf- die Dämonen sprangen an die hohen Mauern und versuchten in den Fugen der Steine halt zu finden. Doch sie konnten sie nicht erklimmen- die Brut brannte gegen die steinernen Wälle wie Wasser auf Stein. Doch- in den hinteren Reihen regte es sich- riesige Dämonen stemmten die Trümmer der Festsäle und traten auf die Feste zu- bereit die Brocken zu werfen.
Andere Dämonen rammten sich gegen das Haupttor- es hielt stand, fragte sich nur wie lange…
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptySo 2 Jan 2011 - 18:32

Die blauen Augen wanderten verängstigt über den Anblick, welcher sich vor ihnen erbot. Die kleinen Hände klammerten sich an den Saum eines Kleides, griffen fest hinein, als wollten sie niemals wieder loslassen. Der Rücken lehnte an eine kalte steinerne Wand, die Beine angezogen, eingerollt, wie im warmen Mutterleib. Wie ein sicherer Schutz, das Gefühl von Sicherheit dicht bei seiner Begleiterin.
"Geht nicht...", bat eine brüchige Stimme, erstickt von Tränen, als sich der zierliche Körper in dem Kleid, welches von kleinen Fingern festgehalten wurde, erhob. "Bleibt, Wächterin. Bitte, geht nicht..."
Behutsam strich eine Hand über die weißblonden Haare des Kindes, strichen vom Haupthaar hinunter zur Wange- wischten sanft die Tränen weg, welche unaufhaltsam aus den Augenwinkeln fielen. Lächelnd ließ sich das Mädchen nieder. "Hab keine Angst, Kleiner.", flüsterte sie ihm ins Ohr. "Ich bin da... Ich bleibe bei euch."
Die Kinderhände legten sich um den Körper der Wächterin, der Junge drängte sich an sie, suchte schützenden Halt bei ihr. Arisu hielt ihn fest, ließ ihre Hand beruhigend über seinen Rücken streichen. Immer wieder erzitterte die kleine Gestalt, geschüttelt von leisen Schluchzern. Wie schwer musste ein solcher Moment für ein so junges Kind sein? Womit hatten solch unschuldige Kinder diese Erfahrung verdient? Auf einen Schlag war ihre kleine Kinderwelt zerstört worden. Ihre Augen hatten etwas gesehen, was sie nicht hatten sehen sollen. Schreckliche Kreaturen, welche sie in ihren Träumen verfolgten, welche ihren Schlaf unruhig machten und Alpträume hervorriefen. Ein blutiges Gemetzel, leblose Körper, vor Schreck geweitete Augen und Münder- all diese Anblicke waren für immer in seinen jungen Kinderkopf gebrannt.
Still saß Arisu mit den Kindern dort, in der Hauptfeste, zu ihrer Rechten das Königskind Julian, auf der anderen Seite sein bewusstloser Bruder Casper. Beide lagen sie in ihren Armen, keiner sprach. Julian verbarg sein Gesicht in ihrer Kleidung, nässte das seidene Kleid mit seinen Tränen. Abseits, um niemandem im Weg zu stehen, hockten sie dicht beieinander auf dem kühlen Boden. Beschäftigte Menschen eilten durch den großen Raum, improvisierten Betten für Verletzte. Ärzte und Apotheker versorgten ihre Wunden. Ab und zu blickte jemand in ihre Richtung, doch keiner sprach sie an, ließen sie mit den Kindern allein. Frauen und ihr Nachwuchs waren in Katakomben gebracht worden, getrennt von ihren Ehegatten, welche für den Kampf benötigt wurden. Ordnung kehrte ein. Das Volk beruhigte sich, erholte sich langsam von dem Schock, welcher sich tief in ihren Gliedern festgesetzt hatte. Sicherlich, sie hatten Angst, große Angst vor dem, was noch vor ihnen stand. Doch sie hatten einsehen können, dass Panik ihnen nicht weiterhalf. Geordnet, ohne zu drängen, betraten sie nach und nach die in den Berg geschlagenen Höhlen, während die Männer mit Waffen ausgerüstet auf die Mauern geschickt wurden, um den Kriegern und Wachen zu helfen.
Außerhalb der Festung kreischte und schrie es- die Kreaturen der Unterwelt stießen fürchterliche Laute aus. Sie drangen durch die geöffneten Pforten hinein in Festung, der Schall verbreitete sich wie eine wabernde laute Masse, drängte sich an die Ohren der Menschen. Als stünde jemand direkt neben einem und schrie mit aller Kraft...
Julian zuckte zusammen. "Pscht...", murmelte Arisu. "Alles wird gut."
Den Blick fest auf die Pforten gerichtet, wartete die Wächterin auf Anzeichen, welche bedeuteten, dass der König die Feste erreicht hatte. Nur aus dem Augenwinkel nahm sie Ärzte, Verletzte und Helfende wahr. Betten wurden aus Tischen und Stroh hergerichtet, auf welchen die Verwundeten verarztet wurden. Ernste Mienen auf vielen Gesichtern, andere schmerzerfüllt.
Da- etwas regte sich! Der König! Er war in der Festung. Er hatte es geschafft. Seine Männer betraten dicht hinter ihm den Raum, die Pforten wurden schnellstens geschlossen, schwer krachten die Torflügel ineinander, die Festung war sicher. Das Kreischen der Dämonen wurde abgedämpft. Die Welt erzitterte leicht, als die Festsäle in sich zusammenbrachen- dann sackte der König in seiner Gestalt zusammen. Für einen Moment herrschte Stille- Entsetzen machte sich breit. Die Arbeit wurde unterbrochen, alle Blicke waren auf die Majestät gerichtet. Schwarzes Dämonenblut klebte an seinem Körper, rotes Blut sog sich in der dünnen Kleidung ein. Es war sein eigenes Blut, welches aus einer klaffenden Wunde aus der Brust stammte. Paladine stützten ihn, hielten ihn weitestgehend aufrecht. Das Königskind hatte mitbekommen, dass sein Vater sicher in der Festung war. Er hob den Blick, doch Arisu drückte ihn sanft zurück. Er sollte nicht in Panik ausbrechen, er sollte seinen Vater nicht in diesem Zustand sehen. "Nicht, Julian, es geht ihm gut. Lassen wir ihn..."
Die Wächterin sah ihm nicht in die Augen, beobachtete nur das Geschehen vor sich, doch sie spürte seinen fragenden Blick auf sich ruhen. Stumm beobachtete sie, wie der König fortgetragen wurde, der Hauptmann hatte seinen Befehl ausgesprochen, eilig setzten sich die Menschen wieder an ihr Vorhaben.
In der kalten Nacht hörte man noch immer das Kreischen der Dänonen, sie kamen näher. Die Männer arbeiteten mit routinierten Handgriffen, spannten Pfeile auf die Bögen, machten Armbrüste bereit- und schossen. Krallen schlugen auf Stein, kratzende Geräusche erklangen, gedämpft von dicken Steinwänden. Dämonen schlugen gegen das Haupttor, versuchten in die Festung einzudringen. Immer wieder- dumpfes Krachen, schwer und träge. Doch es gab nicht nach, hielt eisern stand. Der König war fort, war in einen anderen Raum gebracht worden. Minuten verstrichen, endlos zogen sie sich in die Länge und vergingen doch rasend schnell. Murmelnde Gespräche schwebten durch die Luft, Ärzte sprachen mit Apothekern über den Zustand der Verletzten, versorgten konzentriert die Menschen.
Das Königskind Julian beruhigte sich langsam, seine Tränen versiegten, sein kleiner Körper erzitterte seltener. Lautlos lag er in ihren Armen, erschöpft atmete er ein und aus. Die Tür des Thronsaals wurde aufgestoßen- ein Paladin betrat den Raum, sah sich suchend um. Sein Blick fiel auf die Wächterin, ernst sah er sie an, setzte sich in Bewegung. Schritt um Schritt setzte er seine Füße vorwärts direkt auf sie zu.
"Madame-", erklang die tiefe Stimme des Paladins. "Der König wünscht Euch und seine Kinder zu sehen. Wärt Ihr so freundlich-?" Nichts Freundliches schwang in seiner Stimme mit, nichts Unfreundliches, lediglich ernst- angespannt.
Arisu nickte ihm zu, senkte ihren Blick. "Julian-", wisperte sie.
Das königliche Kind hob den Kopf erneut, sah dem vor ihnen stehenden Mann ins Gesicht- dann fragend in das Gesicht der Wächterin. Ihm waren vor Erschöpfung die Augen zugefallen, er war in einen leichten Schlaf gesunken. "Dein Vater- er möchte uns sehen."
Die runden Kinderaugen weiteten sich. Überrascht und erfreut. Langsam erhob sich Arisu von dem kalten Boden, nahm den weiterhin bewusstlosen Casper auf ihren Arm, die andere Hand hatte sich Julian gegriffen und hielt sie fest umklammert. Der Paladin drehte sich auf dem Absatz um, kehrte zurück zu seiner Majestät- gemeinsam mit seinen Begleitern. Nervös tappte der kleine Junge neben der Wächterin her- es schien, als spürte er, dass etwas nicht stimmte.
Seine Kinnlade klappte hinunter, sein Mund und seine Augen vor Entsetzen geöffnet. Kein Laut kam aus seinem Hals, nichtmal ein Schrei. Vor ihm saß sein Vater, eingesunken in seinem Thron. Erschöpft und ausgelaugt wirkte er. In seiner Brust klaffte eine große Wunde, Krallen hatten schwere Verletzungen hinterlassen. Die kleine Hand hielt sich krampfhaft fest. "P- Papa..."
Der König hob den Kopf, schmerzerfüllt schenkte der seinem Sohn ein Lächeln- bis sein Blick über Arisu zu dem kleinen Casper wanderte. "Casper! Was ist mit ihm? Was-?", rief er aufgeregt, sprang auf, um gleich darauf zurückzutaumeln und in seinen prunkvollen Thron zu fallen.
Das kleine Kinderherz schlug. Es pochte in seiner Brust, unaufhaltsam, tapfer lebte es weiter, gleichmäßig. "Euer Hoheit-", beruhigte Arisu ihn. "Macht Euch keine Sorgen, Eurem Sohn geht es gut. Er hat keine Verletzungen, bloß ohnmächtig ist er. Sicher wird er bald erwachen. Bitte- schont Eure Kräfte."
Als hätte jemand mit dem Finger geschnippt, wandte sich der kleine Körper in den Armen der Wächterin und öffnete stöhnend die Augen. Ein irritierter Ausdruck stand auf seinem Gesicht, als er Arisu über sich sah. Er wusste nicht wo er war, konnte sich einen Moment nicht erinnern, was geschehen war. Die Wächterin setzte ihn ab, behutsam, etwas wackelig stand er auf seinen kurzen Beinchen. Julian rannte auf seinen Vater zu. "Papa! Papa! Was ist passiert?", rief er verängstigt, hielt sich an der Armlehne des Throns fest. "Warum bist du verletzt?" Das zweite Königskind, Casper, erinnerte sich wieder an die grausamen Geschehnisse, folgte seinem Bruder, ebenso besorgt, wie es ein Kind sein konnte.
"Pscht... Es geht mir-" Der König holte Luft, schwer sogen seine Lungen die kostbare Luft ein und stießen sie anschließend wieder aus. "..Gut. Habt keine Angst." Mit diesen Worten wandte er sich an die Wächterin, welche lautlos etwas abseits gewartet hatte. "Meine Wächterin... Ich- danke Euch dafür, dass Ihr meine Söhne sicher hier her gebracht habt. Bitte-... bringt die beiden in die Katakomben. Dort sind sie sicherer. Man wird sich um sie kümmern."
"Sicher- Euer Hoheit." Arisu legte sanft ihre Hände an die Schultern der Jungs, zog sie vorsichtig weg von ihrem Vater. "Kommt mit. Euer Vater braucht nun seine Ruhe. Macht euch keine Sorgen." Lange sahen sie dem König nach, während ihre Beine sie aus dem Raum trugen- bis er nicht mehr zu sehen war.
Hand in Hand bahnten sie sich einen Weg durch die improvisierten Betten, auf welchen die Kriegsopfer sich wanden vor Schmerzen oder still dalagen, manche bewusstlos. Die Höhlen waren gefüllt mit Menschen, vor allem Frauen und ihre Kinder suchten Schutz zwischen dem Stein ebenso wie ältere Menschen und Adelige. Eine Frau mittleren Alters eilte auf die drei Gestalten zu, ließ sich auf die Knie nieder und nahm die Schützlinge der Wächterin in den Arm, hielt sie fest. Arisu hatte sie gesehen, auf dem Fest, auch sie war einer der Gäste gewesen, hatte sogar an der Speisetafel der Majestät gesessen. "Tantchen-", riefen die kleinen Brüder erfreut, drückten ihre Tante an sich.
"Wächterin- Arisu. Ich danke Euch, dass Ihr Casper und Julian sicher hergebracht habt. Ich gebe hier weiter auf sie Acht-"
"Sehr Wohl, Madame." Lächelnd neigte sie sich hinunter. "Seid schön brav."
Schließlich wandte sich die Wächterin ab, verließ die Katakomben, kehrte zurück in die Hauptfeste. Suchend glitt ihr Blick über die Köpfe hinweg, zwischen den Tischen hindurch, über die Gesichter der Liegenden. Weit hinten in einer Ecke lag ihr Artgenosse- Javier. Auf seinem Gesicht lag ein ruhiger, gar unschuldiger Ausdruck. Leichten Fußes trat Arisu auf ihn zu....
Vor der Festung ging der nicht endende Kampf weiter. Die Kreaturen stemmten sich gegen das Haupttor, welches unter ihrem Gewicht ächzende Laute von sich gab und dennoch tapfer standhielt. Krieger des Königs hatten alle Hände damit zu tun, Munition nachzuladen und die Dämonen zu bekämpfen. Schuss um Schuss, Pfeil um Pfeil sausten in kurzen Abständen die spitzen Waffen wie ein Regen auf die Dämonen hinab, ließen schwarzes Blut fließen und spritzen, ließen die Kreaturen krachend zu Boden fallen. Von den Festsälen bewegten sich auch die letzten Wesen auf die Festung zu, hervorgekrochen unter den schweren Steinsäulen. Egal, was die Wachen taten, egal, wie sehr sie sich um Schnelligkeit und Treffsicherheit bemühten, egal wie oft sie letztlich trafen, es wurden nicht weniger. Sie schienen aus dem Nichts zu kommen, sie waren einfach da, der Dämonenfürst mitten unter ihnen. Ihre Krallenfäuste griffen nach der Festung, hinterließen leichte Spuren auf dem Gestein. Warum wurden es nicht weniger? Weshalb wurden es immer mehr? Wenn es weiterging, wie bisher, würde das Volk- die Menschen- früher oder später verlieren....
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptySo 2 Jan 2011 - 21:54

So sehr es die niedere Schattenbrut auch versuchte- wie sehr sie ihre schartigen Körper gegen das eisenbeschlagene Tor warfen- es bewegte sich keinen Millimeter. Es stand robust und solide seinen Dienst und verwehrte dem Feind den Einzug in die Hochburg der Menschheit. Die Besatzung des Torhauses tat alles daran, die Angreifer des Tores zu attackieren und auszuschalten. Auch wenn das Tor stark war und nicht diesen Angriffe nachgab, war es doch besser es vor jedem Schaden zu bewahren. Immerhin war dies der Schlüssel um in die Feste zu kommen. Die gigantischen und meterdicken Mauern einzureißen war ein Ding der Unmöglichkeit, denn keine Kraft konnte die Steine auseinander drücken und die Mauern zum Einsturz bringen. Und destruktive Magie von derartigem Ausmaße war nahezu göttlich und keinem so niederen Fürst der Dämonen zuzuschreiben. Ihre Mauern konnten nicht durchbrochen werden nur das hölzerne Tor war dahingegen schwach. Es war nur aus Holz und auch wenn es überdurschnittliche Dicke besaß und von außen mit härtestem Eisen beschlagen war- war es deutlich einfacher es zu durchbrechen als die Mauern. Ihre Aufgabe also war es das Tor zu beschützen. Solange das Tor standhielt waren die Menschen sicher…
Die wuchtigen Körper der Riesendämonen marschierten auf die hell erleuchtete Feste zu- mussten in Reichweite gelangen um die Trümmer auf die Mauern schlagen zu lassen- verheerenden Schaden anzurichten.
Auf Bitten des Königs entsandte das Oberhaupt des Paladinordens einen seiner Männer die Wächterin zu suchen. Und alsbald kehrte dieser auch wieder zurück- anscheinend hatte die Wächterin mit den Königskindern nur in einem der Räume, die man zum Lazarett umgebaut hatte, verweilt und auf den königlichen Nachwuchs Acht gegeben. Quietschend schwangen die Flügel der Tür zu den Hallen auf und dem Paladin folgten besagte und gesuchte Personen. Auch wenn der Herr der Paladine es selbst nicht für sonderlich ratsam erachtete die Kinder ihrer Majestät nun zu ihm zu schicken- trat er beiseite um den Kindern Platz zu machen. Es war Wunsch des Königs gewesen und irgendwo auch sehr verständlich- vielleicht sah er sie nun zum letzten Mal, wer wusste das schon so genau?
Keiner konnte nun absehen, wie die Schlacht ihr Ende finden sollte. Ob sie schlussendlich doch einfach nur überrannt wurden, weil die Festungsanlagen den Kräften der Dunkelheit nicht gewachsen waren, stand in den Sternen.
Mühselig wand sich der König in seinem Thron um seine Kinder zu erblicken- sein ein und alles nach dem Tode seiner geliebten Frau. Die Stimme Julians nahte an seine Ohren und der erste Stein fiel dem Mann von seinem Herzen doch als er die Wächterin erblickte und somit auch seinen anderen Sohn schien es für einen kurzen Moment still zu stehen. Wenn er in dem ganzen Tumult, welcher der plötzlich losgebrochene Kampf hervorgerufen hatte, auch noch seine Söhne verloren hätte…
Er sprang auf- wollte seinen Sohn berühren doch sein geschundener Leib protestierte und er musste taumelnd wieder zurück in seinen Thron- der Paladinfürst schalt ihn mit strengem Blick. Doch die Worte der Wächterin ließen ihn einen erleichterten Seufzer seufzen. Er hatte schon mit dem schlimmsten gerechnet. Ein müdes, schmerzensverzerrtes Lächeln erschien auf der Totenmaskerade des Königs- er war so froh seine Kinder zu sehen.
Auf die Fragen der kindlichen Besorgnis antwortete er nicht- es war schwer zu sprechen. Die Häupter seiner Nachfahren lagen auf der Armlehne seines steinernen Thrones- er steckte die blutigen Finger nach ihnen aus, fuhr ihnen durch das goldene Haar und lächelte zufrieden. Die Schmerzen schienen plötzlich nicht einmal mehr halb so stark im Angesichte der Prinzen. Jetzt hatte es sich gelohnt in den Kampf geschritten zu sein- nur um sie zu beschützen, um einjeden in seinem Volke zu beschützen. Er spürte ihr seidiges Haar durch seine rauen Finger gleiten und vergaß für einen Moment die momentane Situation- ehe er seinen Blick von den beiden abwandte und sich an die Wächterin richtete. Mit Worten des Dankes, welcher aus ganzem Herzen kam, schickte er sie mit den Kleinen hinunter in die Sicherheit der Höhlen. Tief unter den Mauern des innersten Ringes- in Mitten des schützenden Berges.
Mit wehender Robe rauschte der Heiler an Arisu und den beiden Kindern vorbei, auf dem Weg zum König. Wenn er sich nicht beeilte dann war alles verloren. Wenn den Menschen ihr Oberhaupt genommen wurde, dann würde ein Machtkampf ausbrechen und das Volk der Menschen würde in diesen Mauern ihr Ende finden. Doch der König sollte nicht sterben, zumindest nicht an diesem Tag. Der Mann kam vor der Hoheit zum stehen und begutachtete die Kriegsverletzung und zog die Augenbrauen hoch. Das sah wirklich heftig aus- der Schlag war tief gewesen und der König hatte einiges an Glück gehabt, dass man das Herz verfehlt hatte. “Meine Majestät…” entfloh es dem Mann entsetzt und er schaute den König besorgt an. Hinter dem älteren Herren kam ein Jüngling zum stehen- eine große Tasche mit sich schleppend. “Ich- habe ihr Utensil, Meister” meinte er und schaute auf den verletzten König- öffnete sofort die Tasche und kramte darin herum. Der ältere Herr ließ sich Wasser bringen und machte sich dann daran- die Wunde zu reinigen. Der König verbiss sich in seiner eigenen Lippe um nicht aufzuschreien vor Schmerzen. Das schwarze Blut der Dämonen drohte den König zu vergiften- ihn umzubringen. Sie mussten schnell sein damit ihnen der König nicht an derartiger Banalität starb. Der Mann hatte sein Werk schließlich beendet und kippte eine Flüssigkeit in die klaffende Wunde des Königs- welcher lauthals aufschrie und sein Schrei hallte durch die Feste, verlor sich jedoch in dem Getöse des Krieges. Der Mann ließ seinen Novizen die Brust des Königs verbinden ehe er mit dem Zauber begann und dem König die Heilung gewährte, welche er brauchte. Das Fleisch wuchs wieder zusammen- die Blutung wurde hauptsächlich gestillt und das rohe Fleisch wurde bedeckt von dünner Haut. Der Rest musste auf natürlichem Wege verheilen doch das dürfte kein Problem darstellen- noch ein Zauber und der König war wieder bei Kräften. Der Heiler verabschiedete sich mit einer Verbeugung und eilte wieder in die Hallen zu den Verletzten.
Donnernd schlug Stein auf die Wälle und ließ sie zittern- Menschen starben, wurden erdrückt unter den Lasten, andere stürzten von den Mauern und wurden von den Schatten zerfleischt. Das Bombardement der Dämonen hatte eingesetzt. Die steinernen Wälle zitterten und die Menschen wurden erschlagen. Brocken trafen das Tor- welches knarrend erzitterte. Die Ketten, welche dafür sorgten, dass man die Flügel aufziehen konnten, klirrten lauthals als der Schlag das Tor beben ließ.
Die Steine krachten auf die Festungsanlagen- krachten in die Türme- in die Innenhöfe. Der Boden zitterte leicht unter der Wucht der Aufschläge. Der Fürst hatte seine volle Stärke wieder erlangt und der Fein preschte mit unsagbarer Kraft und Wut gegen die Burg der Menschen- bereit sie auszulöschen, niemanden zu verschonen.
Der Horizont verdunkelte sich- das Licht der Sterne wurde verschluckt und der Mond verblasste, es wurde dunkler und dunkler- der Fürst webte seine Zauber. Gestärkt durch die Macht des Schattengottes, welcher die Welt noch nicht betreten konnte. Der Gott, welcher nach wie vor auf seinem Splitter festsaß- Scherben bringen Glück? Vielleicht war es das Glück der Bevölkerung Ekladinja’s, dass die Welt gebrochen war und der Fürst der Schatten nicht von seinem hinunter kam- solange er nicht einen Weg gefunden hatte ihn zu verlassen. Denn für ihn war es unbekannt die Welt in Scherben zu sehen…
Die Dunkelheit drohte die Lichter zu ersticken- das Licht der Fackeln kam kaum noch gegen die Schwärze an, welche sich überall verbreitete. Der hohe Rat beriet sich im Thronsaal- beratschlagte kommendes Vorgehen. Wägt und stimmte ab. Doch die Schatten nahmen überhand…
Berstend brach das solide Tor- die hölzerne Blockade barst in Splitter und die Schattenbrut brach hindurch. Die Reste der Flügel knallten gegen die Wände der Mauern und die Dämonen waren durchgebrochen.
Und plötzlich zitterte die Erde- plötzlich- einem Erdbeben gleich- erzitterten die Grundfesten der Burg. Zwischen hektischem Geschrei und forschen Befehlen und eindringenden Truppen wurden die Tore zum zweiten Ring panisch geschlossen und Staub wurde durch das plötzliche Beben der Erde aufgewirbelt. In der Burg hetzten die Paladine mitsamt des Königs durch das Tor hinaus in die schwarze Nacht um zu sehen woher der Beben rühren konnte….
Mit einem ohrenbetäubenden Donnergrollen verharrte die Erde, stand mit einem Mal wieder still. Verwunderung auf beiden Seiten blieb nicht aus und dann wie Blitze, welche durch die Nacht schellten blendete ein Licht durch die Feste und ließ die Dämonen zurück zucken.
Im verebbenden Schein der ersten Lichtwelle erschien jemand im Innenhof und dann war es wieder dunkel- und in der nächsten Sekunde brach erneut ein Licht vom Himmel und stürzte durch die Dunkelheit- ließ den Nachthimmel durchscheinen- wie durch ein Loch in einem Tuch und schlug in dem Innenhof des ersten Ringes ein- weitere folgten, es wurden mehr und mehr und mit einem letzen Donnerschlag schlug der letzte Lichtblitz in die Feste ein und es war totenstill.
“Magier!” hallte es vom Wachthaus her “Magier!”
“Grundgütiger-” entfuhr es dem Paladinoberhaupt “Der Orden der Erde- eure Majestät die Priester der Erde sind gekommen-”
Und mit dem Auftreten der Erdmagier wendete sich plötzlich das Blatt. Die Dämonen wurden mit Zaubern vernichtet- viele auf einmal. Vielleicht fünfzig Magier waren erschienen und mischten nun ordentlich auf- die Dämonen waren der Kampfmagie des Ordens nicht gewachsen und wurden hingemäht wie Stroh- die Magier traten Schritt um Schritt nach vorn und räumten binnen Minuten den gesamten ersten Ring frei. Während ein Teil von ihnen sich mit den Truppen auseinander setzte, welche sich in die Burg gekämpft hatten, eilte ein kleiner Teil auf die Mauern. Ein Magier sorgte dafür, dass das Haupttor sich wieder zusammensetzte und sich mit einem lauten Rums wieder schloss. Die Magier auf den Mauern hoben ihre Stäbe und die Steine, welche man nach der Festung warf barsten in der Luft und die zerkleinerten Brocken stürzten auf das Heer von Dämonen nieder, erschlug sie.
Das Ordensoberhaupt wurde zum König durchgelassen- die Menschheit konnte aufatmen.
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyMo 3 Jan 2011 - 23:50

Die schlanke Frau hielt die Königskinder fest in ihren Armen, drückte sie sanft an sich- froh darüber, ihre Neffen heil bei sich zu haben. Sie hatte nach den Kleinen gesucht, hatte den ganzen Saal durchforsten wollen, doch sie war von der Masse mitgerissen worden, zu groß war die Panik der Menschen gewesen. Angerempelt, geschubst, geschoben wurde sie Richtung Ausgang- keine Chance, die Jungen ausfindig zu machen. Umso erfreuter war sie nun, Casper und Julian lebend in den Armen halten zu können. Tränen der Erleichterung stiegen ihr in die Augen. Ihre Hände wanderten hinauf zu den Köpfen der Kinder, ihr Körper rückte ein wenig zurück, so dass sie in die jungen Gesichter blicken konnte. Lächelnd strich sie durch die goldigen Haare, verwuschelte sie.
"Aber Tante-" Casper streckte sich, stellte sich auf die Zehenspitzen und wischte seiner Tante die Tränen mit der kleinen Kinderhand weg. "So wein doch nicht."
"Genau, wir sind doch da!", bestätigte sein Bruder Julian.
Ein weiteres Mal, drückte die Frau sie an sich, bevor sie von ihnen abließ. "Ich bin einfach froh, dass es euch gut geht..."
Langsam richtete sie sich auf, nahm an die eine Seite Casper, an die andere Julian und durchquerte mit ihnen die Katakomen hin zu ihrer königlichen Familie. Die Menschen, das halbe Volk des Königs hatte sich in den Berghöhlen versammelt. Frauen redeten beruhigend auf ihre Kinder ein, sprachen ihnen gut zu. Der Schock saß vor allem bei ihnen noch tief in ihren jungen kindlichen und gebrechlichen Körpern. Manche hatten ihre Geschwister verloren, manche ihre Eltern, ihre Mutter oder ihren Vater oder aber die gesamte Familie. Manche waren ganz allein, hatten niemanden mehr. Von einem Moment auf den anderen war alles zerstört worden. Viele Kinder weinten noch immer, Tränen rannen von ihren Gesichtern, tropften auf den kalten Boden. Überlebende Eltern sorgten sich um sie, hielten sie im Arm und überwanden gemeinsam mit ihnen die vor kurzem geschehenen Erlebnisse. Andere- meist ältere Kinder- hielten sie tapfer zurück, blendeten die Bilder aus ihrem Kopf aus, wollten die schrecklichen Kreaturen und das Massaker nur vergessen. Wiederrum andere saßen allein an den Steinwänden gelehnt, vollkommen in sich gezogen, nicht ansprechbar. Das waren die, von welchen die gesamte Familie ausgelöscht wurde, einfach weg. Stumm saßen sie da, die Beine angezogen, die Arme um die Beine geschlungen. Ihr Blick war leer, kein Wort drang zu ihnen hindurch, wenn Freunde sie ansprachen. Wie in Watte gepackt, wurde jeder laut abgedämpft- unverständlich.
Die Erwachsenen unter dem Volk hatten für Ordnung gesorgt, es wurde ruhiger, es gab kein Gedrängel. Jeder hatte Platz gefunden, niemand wurde ausgeschlossen. Einige redeten leise über die vorangegangenen Vorfälle, stellten Theorien zum Geschehen auf, kaum einer gab zu, wie achtlos die Menschen doch geworden waren- wie sie so vieles vernachlässigt haben.
Die Wächterin hatte die kleinen Prinzen sicher fortgebracht, sie in die schützenden Wälle der Katakomben geschickt, hin zu ihrer Tante. Doch sie selbst konnte nicht in den Katakomben bleiben, auch als Frau nicht. In der Hauptfeste herrschte noch immer reges Treiben. Heiler, Ärzte und Apotheker versorgten die vor Schmerz verkrümmten Körper vieler Wachen und Krieger. Überall wurden schwere Fleischwunden mit der Kraft der Heiler verschlossen, Ärzte und Apotheker verbanden diese Stellen, damit sie auf natürlichem Wege vollständig verheilen konnten und stellten die Menschen ruhig, welche durch Hiebe der Kreaturen aus der Unterwelt schlimme Rippen-, Bein- oder Armbrüche erlitten hatten.
Auch der König hatte eine tiefe Wunde ertragen müssen. Tief hatten sich die schmutzigen Krallen der Dämonen in seine Haut gerammt, hatten sie verkratzt, nahezu zerfleischt. Es hatte schlimm ausgesehen, furchtbar schlimm. Nur wenige Zentimeter war sein erschöpft schlagendes Herz verfehlt worden, nur knapp überlebte sein wichtigstes Lebensorgan, durch die ungenaue Zielung des Riesendämons. Die Verletzung hatte ihm stark zugesetzt, hatte ihm einen Großteil seiner Kräfte genommen, doch sein Herz schlug. Es pochte weiter in seiner Brust, pochte und gab nicht auf. Mühsam, es kostete einiges an Anstrengung, manche Schläge drohten auszusetzen- unregelmäßig hielt es trotz alldem tapfer stand. Der König lebte! Sobald die Wächterin und die kleinen Prinzen sich auf den Weg zu den Katakomben gemacht hatten, kurz bevor sie die Tür hinaus passiert hatten, waren Heiler und Ärzte an ihnen vorbei gerannt. Eilig waren sie auf den König zugeschritten, hatten sofort begonnen, ihn zu heilen, das schwarz schimmernde Dämonenblut aus der Fleischwunde zu entfernen und sie zu verschließen.
Arisu schritt mit schnellen fließenden Bewegungen in eine der hintersten Ecke zu. Das sonst so stetige Lächeln war seit wenigen Stunden wie ausradiert, es war nicht mehr dort, wo es hingehörte, es war weg- kaum mehr hatte sie es zeigen können, nicht in einem solch blutigen Kampf, welcher vor der Feste noch immer erbittert geführt wurde. Nur vor den kleinen Jungen hatte sie es geschafft, ihre Mundwinkel gen Augen zu schieben, nur den unschuldigen Kleinen hatte sie ein Lächeln geschenkt, damit sie zur Ruhe kommen konnten, nicht panisch wurden, bei der angestrengten ernsten Miene.
Vor den Pforten der sicheren Festung tobte weiterhin die blutige Schlacht zwischen Dämonen und Kriegern. Schnelle Hände luden Munition aus Pfeilen nach, sorgten für Vorrat. Befehle hallten durch die eisige Nacht, erklangen laut aus den Mündern der höhergestellten Paladine. Rabenschwarz schien der Himmel, kein Lichtschein ließ die dichte Schwärze durch, kein dumpf schimmernder Mond drang zur Erde hindurch, kein Stern erleuchtete die Menschheit. Die Dämonen warfen sich kreischend gegen die Pforten, immer mehr Gewicht belastete die mit Eisen beschlagenen dicken Holztore. Pfeile regneten mit schneidenden Geräuschen auf sie hinab, verletzten sie, durchstachen ihre Körper mit ihren scharfen Spitzen, schwarzes Blut tröpfelte zu Boden. Schreiend krachten sie zusammen, geschwächt sackten ihre Körper ineinander- doch schneller als man sehen konnte, regenertieren sich ihre Kräfte, sie erhoben sich, rasend vor Wut richteten sie sich ein weiteres Mal auf und schlugen erneut zu. Ihr Fürst, ihr dämonischer Meister stieß wilde Schreie in die Nacht aus. Keiner wusste, was er wollte, kein Mensch konnte wissen, was er seinen Untertanen befahl, doch sehe konnten sie es. Die ohnehin schon unglaubliche Macht schien stärker und stärker zu werden. Mehr und Mehr Kreaturen der Unterwelt gesellten sich zu ihnen, vor die Festung, stemmten sich gegen ihren Schwachpunkt- die Pforten. Angespannt hielten die Männer dagegen, versuchten alles ihnen Mögliche, um sie zurückzuhalten, waghalsig bekämpften sie die Dämonen und konnten doch nicht siegen- nicht auf diese Art und Weise...
Die kindliche Wächterin sah sich immer wieder nach den Toren um- in der Festung hallten die krachenden Geräusche lange nach. Laut und dumpf drangen die Schlachtlaute in ihre Ohree. Gedämpfte Schreie waren zu vernehmen, Holz splitterte, die Belastung wurden den hölzernen Toren langsam aber sicher zu groß. Vor einem Tisch blieb sie stehen. Er war mit viel Stroh ausgestattet, machte ihn weich- so weich es möglich war. Auf dem Tisch, welcher als Krankenbett diente, lag eine Person. Still ruhte sie in dem Bett, die Augen waren geschlossen. Vermutlich schlief sie- oder war noch immer bewusstlos. Das Gesicht glich dem eines Engels, nicht etwa, weil es wie das eines Engels aussah. Nein- es erinnerte nur nicht an die Geschehnisse, welche sich vor der Feste stetig abspielten. Nichts in dem Gesicht erinnerte im Gerinsten an die Schlacht, welche es gesehen hatte, welche all dies miterlebt hatte. Kein verkrampfter Ausdruck, kein sorgenvolles Zeichen war zu erkennen. Vollkommen ruhig und blass, aber nicht kränklich blass.
Ursprüngliche Verletzungen schienen fast verheilt zu sein- die Heiler hatten gute Arbeit geleistet. Keine gebrochenen Knochen, keine Kratzer, nur weiße Mulden um den Bauch gebunden- dort hatte der Verräter ihm sein Messer hinein gerammt. Die Schmerzen hatten unerträglich sein müssen, bevor er in die schwarze Tiefe gesunken war, das Gefühl, man könnte nicht mehr atmen, man könnte keinen Atemzug mehr tun, völlig gleich, wie sehr man sich anstrengte. Wenn er aufwachte, würde er kaum Schmerzen haben- vielleicht wäre er ein wenig benommen, sollte sich vor allem schonen- doch er würde keinen unerträglichen Schmerzen unterliegen müssen, dank der wundersamen Heilung.
Arisu schlich langsam um sein Bett herum, setzte sich zu dem Wächter. Es dauerte nicht lange, bis er sich regte- sein Körper zuckte, die Hände wanderten zu seinem Magen, er war auf Schmerzen gefasst gewesen, doch da war nichts. Nur die sauberen Mulden, welche zur restlichen Selbstheilung beitrugen. Langsam hoben sich seine Lider, blinzelnd öffnete er die Augen, schien für einen Moment nicht zu wissen, wo er war. Seine Augen wandten sich Arisu zu, er sah sie zunächst nur als verschwommener Schatten. Er stöhnte leise auf, die Erinnerung kehrte zu ihm zurück.
"Arisu...", murmelte er, öffnete die Augen ganz. "Wo bin ich? Was ist mit den Dämonen? Was sitzt du hier herum- wir müssen die Dämonen ausschalten!" Ruckartig setzte er sich auf, doch die Wächterin drückte ihn sanft aber bestimmt zurück in das kratzige Stroh.
"Bleib liegen-" Ihre Mundwinkel zuckten, leicht schoben sie sich nach oben, doch ihre Augen blieben ernst. "Es gab viele Opfer- die Dämonen sind noch da. Alle Männer bekämpfen sie, doch es scheint nichts zu helfen- hör nur..."
Für einen Moment herrschte Stille zwischen den Wächtern, beide lauschten sie auf die dumpfen Schläge. Erneut versuchte Javier sich aufzusetzen, als Arisu den Kopf schüttelte. "Es hat keinen Sinn. Du musst dich schonen, du bist erst vor wenigen Minuten erwacht und noch geschwächt. Man braucht dich, doch warte auf den richtigen Moment, ruh d-..."
Abrupt hielt die kleine Wächterin inne, unterbrochen von dem lauten Knacken des splitternden Holzes. Die Dämonen hatten es geschafft, sie hatten die Pforten durchdrungen, hatten sie berstend zertrümmert. Gleich darauf krochen die ersten Unterweltgeschöpfe ins Innere der Festung. Arisu war aufgesprungen, sah dem Geschehen entsetzt zu. Bevor sie jedoch etwas unternehmen konnte, geschah etwas noch Ungläubigeres. Die Welt erzitterte, alles schien zu beben. Der König und seine Paladine kamen herausgestürzt- alle Blicke waren in eine Richtung gewandt, die der Menschen ebenso wie die der Dämonen.
Grelle Lichtblitze durchzuckten den Himmel, schlugen krachend in die Festung ein, die Dämonen geblendet zogen sich erschreckt zurück, das Blatt wendete sich.
Nach der Lautstärke kam die Stille. "Magier!", rief es in einer anderen Ecke. In Sekundenschnelle waren die Pforten wieder zusammengesetzt, jeder Splitter an seinem ursprünglichen Platz, die Torflügel zurück in den Angeln, verschlossen.
Kurz darauf betraten das Ordensoberhaupt die Festung, schritt auf den König und seine Paladine zu. Draußen schlugen weiterhin Steine nieder, stürzten auf die Dämonenschar nieder, erschlug sie. Die Kraft der Menschen war gestärkt worden, die Magier kamen zu Hilfe. Die Dämonen wurden zurückgeschlagen.
Arisu warf einen Blick auf Javier, welcher neben ihr alles miterlebt hatte. "Komm-", flüsterte sie, achtete jedoch nicht darauf, ob er ihr folgte oder nicht. Schnellen Schrittes trugen ihre Füße sie auf die kleine Gruppe zu. Sie verneigte sich leicht.
"Euer Hoheit-", wandte sich das Oberhaupt direkt dem König zu. "Wie konnte das geschehen? Was ist passiert?"
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyFr 14 Jan 2011 - 20:05

Hinter ihm schlugen die Pforten zu und versiegelten sich so als habe niemand sie je geöffnet. Das Oberhaupt des Erdmagierordens, der Nachfahre des jüngsten Gottes- wenn man der Legende glaubte, welche besagte, dass die Oberhäupter der Orden Kinder und Abkommen der Göttlichen waren. Wenn man der Legende glaubte dann waren sie diejenigen, in deren Adern Götterblut floss. Der gesamte Klerus der Menschheit bestand aus den Priestern des Firithwilya, nur machte es einen Unterschied, ob es nur hohe Gebildete oder geschulte Arkanisten waren. In den Augen der Menschen ist seine Magnifizenz die Spektabilität Erzmagier Throndrus von Zareth der weiseste aller Menschen, der Hüter unschätzbarer Geheimnisse und Arkanien. Sein Auftreten war äußerst selten und niemand aus dem normalen Volke hatte ihn je Angesicht zu Angesicht gegen übergestanden. Er war ein Mysterium ebenso wie seine Herkunft. Vor einigen Jahrzehnten hatte sich der oberste Rat der Erdpriesterschaft gegen das hohe Haus der königlichen Familie gestellt auf Grund eines heftigen Streites zwischen der Spektabilität und des Hochkönigs. Der Vater des jetzigen Königs hatte sich nicht damit abfinden wollen, dass seine Magnifizenz einen Teil der königlichen Armee hatte haben wollen um eine Expedition zu wagen wenn er doch einen Orden höchster Magier unter sich hatte. Und so hatten sich zu diesem Streit immer mehr Punkte hinzugefügt und die beiden Fronten waren aneinander geraten und schließlich im Streit auseinander gegangen. Der hohe Orden hatte seine Magier von der Stadt abgezogen und nur mit dem Thronwechsel hatte sich die Lage etwas gelockert, so dass wenigstens die Kirchen wieder besetzt worden waren doch dennoch hatte sich das Oberhaupt der Priesterschaft nicht sehr versöhnlich erwiesen. Seit jenem Streit war der Hochmagicus nicht mehr an den Hof des Königs gekommen. Der alte Mann trat durch das Tor hinein in die Ahnenhalle und sein Stab schlug auf den Boden mit jedem seiner Schritte. Er schritt, in all seiner Würde betrat er die Hallen und dennoch schien er unglaublich schnell für einen so alten Menschen zu sein. Er erreichte die Tafel des Königs, an dem sich der Rat aus Adel und Militär zusammen gefunden hatte und warf einen wirschen Blick in die Runde.
“Euer Hoheit” brachte er ausdruckslos über die Lippen und seine Stimme war ohne jegliche Emotion, ohne jeglichen Ausdruck. Er würde sich nicht verbeugen, nein, das hatte er wirklich nicht nötig. Der König stand nicht über ihm, denn dieser war auch nur ein Diener der hohen Göttlichkeit und nicht umgekehrt. “Wie konnte das geschehen? Was ist passiert?” raunte er schon unfreundlicher, anklagend. “Wie konnte es einem so hohen König der Menschheit passieren, dass ein derartiges Heer der Unterwelt es widerstandslos durch die Stadt bis hinauf in diese Feste der Könige kommen konnte?” der Blick des Mannes wurde mahnend und streng- wie der des eines alten Lehrmeister. Ironie und belächelnder Sarkasmus spielte mit, wurde von der Stimme getragen.
Der König richtete seinen Blick auf den gebrechlich wirkenden Magier und erhob sich von seinem Thron, fiel auf die Knie und faltete seine Hände “Meine heilige Magnifizenz-”
“Dafür haben wir keine Zeit” schnitt die Stimme des obersten Magiers dazwischen “Beantwortet die Frage!”
Der König erhob sich wie ein gescholtenes Kind und dachte sich grummelnd seinen Teil über den Magier “Wir wissen nicht, was passiert ist, Magister. Plötzlich brachen sie über uns hinein- wir befanden uns in Mitten der Siegesfest-Festlichkeiten und wurden von ihnen im Rausch der Feier überrumpelt” meinte der König, möglichst nicht herausfordernd und trotzig zu wirken.
Der Mann hob seine buschigen Augenbrauen und sein Blick wanderte zu der Tür, welche in die hinterlegenden Hallen führte, und erblickte die Wächterin. “Wie kann derart Heer vollkommen unbemerkt bleiben?” meinte er leise und nicht überzeugt “Ist euer Hoheit schon derartiger Blinde und Taubheit verfallen, dass er nicht einmal mehr seine Stadt überwachen kann?”
“Sie haben kein Recht mich zu verurteilen! Und schon gar nicht zu beleidigen, alter Mann!”
Und dann erhoben sich die Stimmen seiner Spektabilität und seiner Hoheit…

Blutrot schimmerte die Welt vor seinem inneren Auge, blutrot floss es aus seinem Mund und bald schon folgte dem lebenden Rot das tote Schwarz. Die Augen waren geschlossen und es wurde schwarz in seiner Welt, er spürte nur noch wie man ihn hoch hob und eilig davon trug ehe sein Bewusstsein vollkommen aussetzte und er zurück sank in die finstere Lautlosigkeit. Er hörte nicht mehr das Kreischen des Stahls und der Kehlen aberhunderter Dämonen, hörte nicht die panischen Schreie, hörte nicht die trauerbekundenden Angsttränen zu Boden stürzen, hörte nicht sein Herz, welches zum Stillstand gezwungen werden sollte. Sein Körper war kalt, eisig kalt und nur sein warmes Blut lief über seine Finger, welche immer noch die klaffende Wunde bedeckten und dennoch nicht das Rinnen und Reißen des Blutes hinaus aus dem schwachen Körper verhindern konnten. Kalt, lähmend, tötend floss das Gift durch seine Adern- jenes Gift, welches die todbringende Klinge benetzt hatte und nun in seinen Leib geraten war- jenes Gift was ihn erkalten ließ. Mit hängenden Gliedmaßen lag in den Armen eines Edelmannes, welcher ihn in seiner Hast hinauf in die Feste trug. Er fühlte nicht, merkte nicht, nahm nicht wahr, wie man ihn auf eines dieser behelfsmäßigen Strohbahnen legte. Das Stroh war genau so weich wie ein Fels für ihn just in diesen Momenten war kaltes wie heißes und alles wie nichts.
Schleppend kam das Bewusstsein mit dröhnenden Schlägen wieder, dumpf kehrte die Umwelt zurück, ihre Geräusche gedämpft, ihre Kälte gemildert, ihre Töne geschwächt und ihr Licht gedämmt. Vor seinen Augen hing ein Schleier durch den er in die Welt blinzelte, kaum etwas erkennen konnte. Er erwartete die Welle des Schmerzes, wartete auf das schneidende Stechen seiner Wunde und doch trat es nicht ein. Seine Eisfinger tasteten sich über seinen entblößten Oberkörper, an dem getrocknetes Blut, vermischt mit Wasser klebte. Doch an Stelle des rohen Fleisches stießen seine Finger bloß auf weiche Mulden. Leicht verwundert tastete er weiter über den Verband und drückte leicht und zuckte augenblicklich zusammen- er stöhnte auf vor Schmerz. Sein Blick hatte sich geklärt und nun erkannte er auch die Artgenossin, welche nunmehr nicht bloß ein verschwommener Schatten war. “Arisu…” brachte er über die spröden Lippen und schmeckte die Eisennote seines eigenen Blutes und verzog angewidert das Gesicht. Doch die Erinnerungen wurden immer klarer und sein Verstand setzte wieder ein. Die Umgebung war ihm fremd- wo war er? “Wo bin ich?” und dann folgten die ganzen anderen Szenarien, kamen allesamt zurück in den Geist des Wächters “Was ist mit den Dämonen?” und er starrte dann sie an, “Was sitzt du hier herum- wir müssen die Dämonen ausschalten!” keifte er sie an. Ruckartig wollte er sich erheben sie jedoch drückte ihn nur wieder zurück auf dieses kratzige Stroh. Was dachte sie sich denn? Es war jetzt keine Zeit sich um Lappalien wie seine kleine Wunde zu kümmern. Sie hatten den Menschen zur Seite zu stehen und nichts anderes. Wer starb der starb. Wer zurückfiel wurde zurückgelassen- so war das eben im Krieg nur was es ihre Aufgabe, diejenigen die starben und zurückfielen nicht zuzulassen- sie hatten zu kämpfen. Begriff sie denn nicht wie wichtig diese Angelegenheit war? Er schaute sie nur unverständlich an und lauschte den Geräuschen des Krieges, des tobenden Kampfes vor den Toren der Festung. Er hörte wie etwas dumpf gegen das Tor schlug und versuchte sich erneut aufzusetzen doch Arisu hielt ihn zurück, drückte ihn bestimmt auf seine Liege. Er war so schwach- er konnte ihr nicht widerstand leisten. Er hatte keine Kraft mehr. Sie versuchte mit Worten ihn zum liegen zu bewegen- auch wenn ihre Hand um einiges effektiver war. Doch dann brach sie ab und das Tor entzwei. Krachend schlug es gegen den Stein und die Brut der Schatten drängte sich durch das entstandene Loch.
Javier starrte sie entsetzt an- warum hielt sie ihn hier fest? Wo er doch helfen konnte? Doch sie sprang bereits auf und eilte davon. Er schaute ihr kurz nach ehe er sich aufsetzte und es direkt wieder bereute. Schwindlig packte er sich an die Stirn, schloss die Augen und biss sich auf die Lippe. Sein Magen schmerzte, wenn er sich bewegte, sein Körper fühlte sich so taub und kalt an. Er atmete einige Male tief durch und langsam klärten sich sein Kopf und sein Blick- er setzte den Fuß auf den Boden. Einige Ärzte schauten auf und nickten dem Wächter zu, welcher nur wacklig auf seinen Beinen stand und Richtung Tür starrte. Er stützte sich an einer Säule und wagte einen Schritt vorwärts. Langsam und wankend folgte er Arisu, welche schon längst durch die Tür gerauscht war. Ihm war schlecht, ihm war schwindlig…
Das Gift hatte man bekämpft aber es war nicht vollkommen verschwunden- er würde nicht daran sterben aber es schwächte ihn immer noch und auch der hohe Blutverlust stärkte ihn auch nicht wirklich. Er taumelte gegen einen Apotheker, welcher ihn sorgend ansah “Legen sie sich wieder hin..” meinte er und wollte dem Wächter helfen, aber der schlug ihm nur die Hand weg, er brauchte keine Hilfe. Es war kalt- er trug nur das dünne Hemd, welches aufgeknöpft war und seine Hose- die warme Robe mitsamt dem Mantel hatte man ihm ausgezogen und nun fröstelte er in der Winterkälte, welche hier schon abgeschwächt war durch das große Feuer im Kamin- aber der Raum war eben nicht lange genug geheizt worden. Bibbernd legte er seine Arme um den Bauch, welcher wieder weh tat, er verbiss sich den Schmerz und durchtrat die Tür hinein in den Thronsaal und stockte. Er lehnte sich gegen eine Säule im Hintergrund, welche nahe der Türe stand und krümmte sich vor Schmerz- die Wunde war wieder aufgegangen. Blut tränkte den weißen Verband wieder rötlich und Javier biss sich auf die Unterlippe. Er durfte jetzt nicht schwach sein. Er musste doch stark für die Menschen sein.
Vor ihm bot sich der Streit der beiden Oberste auf und niemand schien dazwischen gehen zu können…
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptySa 15 Jan 2011 - 16:16

Die Dämonen waren zurückgeschlagen. Vertrieben aus dem Inneren der Festung, vertrieben aus den sicheren Wänden der Menschheit. Das grelle Licht der Blitze ließ ihre schwarzen Augen brennen. Fürchterlich geblendet von dem hellen Schein in der weiten Dunkelheit der Nacht- in der Dunkelheit der Kreaturen, in ihrem Schwarz. Erleichtert atmeten die Krieger, welche auf den Festungsanlagen um die Sicherheit der Menschen gekämpft hatten, auf. Sie hätten es niemals schaffen können, nie hätten sie die Unterweltkreaturen bis zum Morgengrauen aus ihrer Festung halten können. Zu mächtig war die Schwärze gewesen, zu stark die finstere Macht. Die Sterne waren verschluckt worden, verschwunden unter den magischen Geweben des Schattenfürsten, der Mond war verblasst. Schatten legten sich erdrückend über die gesamte Festung. Sie hätten es nicht geschafft- nicht ohne die Magier, welche ihnen zu Hilfe geeilt waren. Einige der Kriegsmänner konnten ihre Freude nur schwer verbergen- für einen Moment vergaßen sie, dass es noch nicht vorbei war. Freudig stießen sie leise Jubelschreie aus, dachten daran, zu ihren Familien zurückzukehren und ihnen die erfreuliche Nachricht zu überbringen. Doch dieser Kampf war nicht am Ende angelangt. Die Menschen standen deutlich im Vorteil, sie hatten die Magier auf ihrer Seite und die Schattendämonen waren geschwächt von dem grellen Licht. Und dennoch ging die Schlacht nun weiter. Die Krieger, von neuem Mut erfasst, spannten Pfeile auf ihre Bögen und ließen sie auf die Dämonen herabregnen, die Magier setzten ihre Zauber ein und bekämpften sie zusätzlich. Das kreischende Schreien der Wesen war nicht verklungen, nachdem sie aus der Festung vertrieben wurde. Noch immer hallten die fürchterlichen Laute durch die kalte finstere Nacht und umhüllten die Festung wie eine Decke. Sie türmten sich vor ihren Feinden auf, versuchten, ihre Macht wieder zu erlangen...
In der Feste herrschten gemischte Gefühle. Viele Menschen, welche geschäftig durch die Räume wuselten, waren erleichtert, dass die Magier erschienen waren- dass sie sie vor dem ungnädigen Untergang bewahrt hatten. Sie hatten eingegriffen in die unausgeglichene Schlacht, hatten die Dämonen aus der Festung verdrängt und die Pforten verschlossen. Laut schlugen sie ineinander, die Flügel vereinten sich, ließen die Dämonen außen vor, nachdem das Ordensoberhaupt in die Festung geschritten war. Kein beängstigendes Krachen mehr, welches das Eindringen der Dämonen in die Festung bedeutete. Ruhig sorgten sie sich um die Verletzten und besprachen in murmelnden Tönen weiteres Vorgehen. Doch auf der anderen Seite waren die Mienen in den Gesichtern gespannt- sie kannten die Geschichte der Magier und der Menschen. Sie wussten von dem heftigen Streit, sie hatten die Geschichten Jahrzehnte an ihre Kinder weitergegeben. Und nun waren sie hier- die Magier mitsamt ihres Oberhauptes. Lange Zeit hatten sich die Seiten ignoriert, gingen eigene Wege aus Wut auf den Anderen. Anmutig setzte das alte Ordensoberhaupt Fuß vor Fuß, gestreckter Rücken, den Kopf erhoben. Auf seinem Gesicht lag ein kühler Ausdruck. Gewiss- der alte Mann kam nicht mit Freude auf den König zu. Jedoch lag dies nicht nur daran, dass der König sein Volk nicht vor den Kreaturen der Unterwelt beschützen konnte. Er hatte nicht geahnt, was in seinem Land vorgegangen war, was sich in den Tiefen der Unterwelt angebahnt hatte, er hatte nicht den leisesten Schimmer gehabt. An dem Oberhaupt zerrte die Vergangenheit. In seinem Kopf hämmerte immer wieder der fürchterliche Streit zwischen seinem Volk- den Magiern- und dem damaligen Königsreich. Es war lange Zeit her, doch es hatte sich nicht viel verändert seit diesem Auseinandergehen beider Seiten. Sie waren gleichgültig geworden, fühlten kaum Interesse aneinander. Die Seiten waren abgekühlt, lebten lediglich nebeneinander her. Der Mann setzte lange Schritte hart auf den Boden, mit jeden seiner Schritte schlug er seinen langen Stab nieder. Laut hallte er von den hohen Wänden wider, hörbar für jeden übertönte es alle anderen Geräusche.
Die kleine Wächterin tappte mit kurzen schnellen Schritten auf das Oberhaupt zu, welches an der Tafel des Königs stand und kühl auf diesen herabblickte. Vielleicht hätte sie bei ihrem Artgenossen bleiben sollen, er war schwach, seine Wunden waren nicht vollständig verheilt. Sie hatte ihn aufgefordert, mit ihr zu gehen. Zu dem König. In seinem Zustand. Nur kurz wahrte der Gedanke daran- möglicherweise blieb er liegen, weil er seine Schwäche spürte. In dem Moment erreichte Arisu den König und den alten Mann. Stumm neigte sie sich leicht zu Boden, doch der Mann nahm ohnehin kaum Notiz von ihr. Barsch wandte er sich an die Majestät, die Kälte schwang in seinen Worten mit. Eindeutig- der König stand unter dem alten Magier. Er kniete nieder, wollte ehrfurchtsvoll zu einer Antwort ansetzen, doch der Alte schnitt ihm das Wort ab.
Ein solch gebrechlich wirkender Körper besaß solche Macht. Seine Stimme war laut und deutlich- verständlich vermittelte er dem König, was er zu wissen begehrte. Dieser erhob sich, stand nun von Angesicht zu Angesicht dem Mann gegenüber. Ohne Umschweife erklärte er ihm die Sachlage, welche jedoch unbekannt war. Sie lag im Dunkeln. Keiner wusste, wie etwas Derartiges hatte geschehen können. Keiner hatte gewusst, dass diese Nacht ein solches Ende nehmen würde.
“Ist euer Hoheit schon derartiger Blinde und Taubheit verfallen, dass er nicht einmal mehr seine Stadt überwachen kann?”, fragte der alte Magier sarkastisch.
Die Majestät blickte den Mann ausdruckslos an. Diesmal war er es, welcher den Blick zu dem Anderen hinabsenken musste. In seinem Innern brodelte es. Wie konnte er es wagen? Wie wagte er es, ihn auf solch unverschämte Weise zu beleidigen?!
“Sie haben kein Recht mich zu verurteilen! Und schon gar nicht zu beleidigen, alter Mann!”
Der Magier starrte sein Gegenüber wütend an. "Sehr wohl kann ich das! Ihr habt Euch nicht um Eure Pflichten gekümmert! Es hätte niemals dazu kommen dürfen!"
"Es kam aus dem Nichts! Zu plötzlich. Wir hatten keine Chance, uns zu wehren- während der Festlichkeiten!"
"Tze-", zischte der Magier leise. Seine Augen funkelten wütend. "Auch während Euren Festen ist es Eure Pflicht, Euer Volk zu bewachen!"
Das Wortgefecht war noch lange nicht am Ende angelangt. Die Stimmen hallten dröhnend durch den Raum, der Hauptmann des Königs versuchte, seine Majestät zu beschwichtigen. Doch seine Wut übertrumpfte alles. Er würde sich doch nicht gefallen lassen, was dieser alte Magier ihm an den Kopf warf! Er hatte es nicht wissen können. Jedoch ließ sich das Ordensoberhaupt ebenso wenig beruhigen. Er hielt an seinen Worten fest...

Die Wächterin wagte nicht, sich in den Kampf der Worte einzumischen. Stumm stand sie daneben, versuchte innere Ruhe in beide Häupter zu bringen. Doch es war auswegslos, sie ließen sich nicht beruhigen. Sie wandte ihren Kopf Richtung Tür, suchte nach ihrem Artgenossen- ob er ihr gefolgt war.
Dort stand er- gelehnt an eine Säule. Er schien Schmerzen zu erleiden. Arisus Blick glitt an seinem Körper hinunter, blieb an dem rötlichen Verband hängen. Die Wunde war wieder aufgegangen. Hektisch wandte sie sich ab- für einen kurzen Augenblick. Sie nickte den Streitenden zu und ließ sie in ihrem Wortgefecht. Eilig trugen ihre Füße sie zu dem verletzten Wächter.
"Javier!", flüsterte sie besorgt. Die Mulden waren blutgetränkt, seine Blutung schien stark zu sein. Er musste schnell versorgt werden. Arisu hätte bei ihm bleiben sollen. Ihre Bedenken waren berechtigt gewesen. Sie hätte nicht einfach gehen sollen. Sie hätte gewusst haben müssen, dass er nicht einfach stumm liegen bleiben würde! Vorwürfe keimten in ihrem Kopf auf, füllten ihre Gedanken. Doch sie versuchte mühsam, sie zu unterdrücken. Zuerst galt es, ihren Artgenossen schnellstmöglich zu einer Heilerin zu bringen. Vorsichtig berühte Arisu seine Haut. Sie war kühl, sehr kühl, er musste frieren in der winterlichen Kälte, lediglich mit Hose und offenem Hemd bekleidet. Die Halle wurde zwar beheizt, aber das Feuer brannte noch nicht lange genug, um sie vollständig in Wärme zu tauchen. "Du brauchst einen Arzt. Kannst du laufen?" Behutsam legte sie seinen Arm um ihre Schulter und umfasste seine Hüfte, um ihn zu stützen. Sie spürte leichten Widerstand, doch sie gab dem nicht nach. Er war zu schwach, um irgendetwas auszurichten. Weder gegen sie, noch um den Menschen zu helfen. Ein Teil des Giftes strömte durch seine Adern und schwächte ihn erheblich. Er konnte nicht kämpfen, nicht in diesem Zustand. Damit konnte er niemandem helfen, so sehr er es auch wollte.
Langsam schleppten sie sich voran, Javier war zu geschwächt, um sich selbst zu stützen, weshalb sein Gewicht auf Arisu lag. Sie hatten die Tür passiert, waren nur wenige Schritte gegangen, als sich ihr helfende Hände anboten. Besorgte Mienen standen um sie herum und bedachten Javier mit strengen Blicken. Gemeinsam trugen sie ihn zurück in sein Strohbett und versorgten ihn. Die Mulden wurden entfernt. Sein Leib schimmerte rot von Blut, die Wunde war tatsächlich aufgerissen und blutete stark. Sicher hatte er Schmerzen, man sah es an seinem Ausdruck im Gesicht. Arisu war nicht bei ihm geblieben, hatte nicht dafür gesorgt, dass er ruhig liegen blieb. Stattdessen war sie zum König und dem Ordensoberhaupt gegangen und hatte sogar gesagt, er sollte mitkommen! Besorgt beobachtete die Wächterin die ernsten Mienen der Heilerinnen und Ärzte, welche sich daran machten, seine Wunden zu verheilen und seine Schmerzen zu lindern. Er hatte einiges durchgemacht und viel Blut verloren. Warum war er auch nicht von sich aus liegen geblieben? Warum hatte er nicht eingesehen, dass er in diesem Zustand den Menschen nicht helfen konnte und sich ausruhen musste? Sicherlich, er wollte nur den Menschen zur Seite stehen. Doch vorerst galt es, seine Gesundheit wieder zu erlangen. Es durfte nicht ein weiteres Mal passieren. Sie musste sich um ihn kümmern und darauf achten, dass er nichts tat, was seinen Körper zu stark belastete. Nach einer Weile trat eine ältere Dame zu ihr. Ihr Blick war ernst, aber freundlich.
"Wir haben seine Wunden nun einigermaßen versorgt. Bitte sorgt dafür, dass er sich nicht überanstrengt- er braucht Ruhe."
"Vielen Dank, Miss...", erwiderte Arisu mit blassem Lächeln. Sie trat stumm zu Javier und setzte sich auf einen hölzernen Stuhl. Einen Moment betrachtete sie sein Gesicht. Die Schmerzen waren gelindert, doch nicht vollständig weg. Trotz allem machte er Anstalten, sich zu erheben und abermals hielt die Wächterin ihn zurück.
"Javier, du musst dich ausruhen. Deine Verletzungen müssen verheilen. Bitte.", sagte sie sanft. "Es mag schwer sein, ich weiß. Doch du weißt, dass es keine andere Möglichkeit gibt." Kurz hielt sie inne. "Ich bleibe auch hier bei dir."
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyDi 15 Feb 2011 - 21:22

Vernichtend schlug ihn der Schlag und erneut musste der Wächter auf die Knie weichen. Erneut riss das Blutrote an seinen Kräften, zog ihn ohne jegliches Erbarmen in die Ketten der Schwäche. Der Erlaubnis entsagend schlangen sie sich um den Hals des Jungen und klirrend spannte sich Glied um Glied und zog ihn hinab- auf die Knie. Eine Geste des Gebrechens. Ein Salut für die Schwere der Torheit. Demütig senkte sich sein Kopf im Angesichte der Unfähigkeit länger die Kontrolle über sich und jedes seiner Glieder zu haben. Er war gefallen, gestürzt mit den Knien aufgeschürft.
Unfähig dem Sog der Fesseln länger Widerstand zu leisten wankte er in die Arme der Frau, ergriff den Samt ihrer Kleider um daran Halt zu suchen, den drohenden Sturz abzuwenden. Ihr Arm legte sich um seine Taille und zog stützend daran, bewegte ihn zum gehen.
Die Hand, welche sich dir in der Dunkelheit helfend zeigt~
Schwer lag das Gewicht der Feder auf dem Stein, drohte ihn bersten zu lassen unter den Lasten, welchen er sich selbst hatte ausgesetzt. Kaum stark genug all jenes zu tragen, was der andere mit sich zu schleppen hatte, ein Bann der Bürde, ein Päckchen, als welches jeder auf Erden es sich selbst zu tragen hat. Leise rissen die Spalten in das Feste der Belastbarkeit, spalteten es mit der Bürde der menschlichen Göttlichkeit. Helfender Hände aller entsagt, stützende Balken alle zersägt, haltende Festen des Grundes alle enthoben, eingestürzt das tragende Gerüst als Stahl. Der schützenden Rüstung Metal zerfetzt und nackt die Brust dem Feinde entgegen gereckt.
Schwach, schwach, schwach.
Keuchend schlängelte sich sein Weg in die Ferne, in die haltenden Träger ausnahmsloser Körperlicher Glanzverfassung. Stockend ist der Rhythmus zum Leben, die Pausen werden länger und das Lied des Lebens klingt spärlich verklärt nach Jämmerlichkeit. In sich gebrochen, in sich verfallen, ruinenähnlich stemmt er sich gegen den den Druck von äußerlichem Einfluss auf die Welt, seines Seins. Krampfhaft krallen sich filigrane Finger in edle Seiden und klammern sich hoffnungssuchend an die letzte Balustrade vor schwarz gähnendem Abgrund. Flackernd schlägt die Dunkelheit des entgleitenden Bewusstseins über die Grenzen seiner Wahrnehmung, dringt ein, ohne Befugnis, in die Bastion edlen Lebensmutes.
Gebrochen, gebrochen, gebrochen.
Schwankend richtet sich der Horizont seiner Augen in die Fluten aus Rot und Schwarz. Die Atmung zu leise als das sie dem Leben Audienz abverlangen könnte. Zu wenig die Macht der Natur in den schmächtigen Gliedmaßen, zu wenig der Kraft, welche allsamt aufgezerrt zu sein scheint. Ohne in der Lage sein zu können etwas an dem Schieben und Rücken ändern zu können bietet sich der Ruhestätte Stroh ihm auf, empfängt ihn mit kratzender Herzlichkeit. Kalter Stein, raues Holz und schartiges Stroh unter den Schultern und in dem Rücken, liegt er nun, aufgebahrt eines Toten gleich zu Füßen der Besorgnis, welche sich durch flackerndes hoffendes Blau äußert. Ein letztes Mal schlägt des Herzens Gong und erweckt den alten Mut des Vitalen, einmal und dann ist alles schwarz.
Gestorben, gestorben, gestorben.
Ledrige, raue Haut streicht über die fahle, farblose Haut und schließt die Wunden, die Öffnungen in den Körper, welche blutend die Welt einfärben. Mit einem Ruck, mit einem Ruck, mit einem Schlag gegen die Festen grundlegenden Lebens zieht sie sich zurück und weicht dem Einfall von dämmerndem Licht roter Flammen. Zurück gezogen von den binden Fesseln der Pflicht, der sich niemand entsagen kann, der man nicht der Flucht ergreifen kann und bleiben muss bis sie in allen Betreffen Erfüllung fand.
Geboren, geboren, geboren.
Mit dem Öffnen der Lider, strichen die Wimpern feucht von Tränen über die Wangen seiner selbst. Tränen geweint, ohne sie zu vergießen, ohne zu wissen, woher sie stammen. Ein matter Film des Schleiers lag auf ihm- welcher vom Winde hinfort getragen wurde, es wurde klar, klar wie Kristall. Schärfer als die Realität. Ein schmerzendes Geräusch verließ die Lippen des jungen Mannes, als habe man ihm just in jenem Moment in den Magen getreten- ein Ausbleiben von Luft, ein keuchendes Schlucken- ein Laut des Erstickens, erstickend an den Schmerzen der Menschlichkeit. Und den dumpfen Schlägen, welche jene Naivität zufügte. Dieser dumme Glaube alles würde sich bessern wenn man ruhte- wartete und abwartete bis der Zeit genug verstrichen war und jener Punkt gekommen sein sollte an dem er sich zeitig nannte. Doch das Limit war erreicht, die Frist alsbald verstrichen und das letzte Korn gefallen und dann würde es kein Halten mehr geben- dann brach das Glas und sein Inhalt würde die Welt mit Verderben fluten- verstand sie das nicht? All jene Herzen um sie herum schrien danach, riefen all ihre Not, ihre Angst und ihren Hass- all jenes welches der negative zugute kam und die Nahrung des Bösen stellte. Die Fäden des Spielers, welche sich Schwäche nannte, und ihn führte, einer Puppe gleich, mussten reißen. Doch sie band sie nur fester, zog fester an den Riemen, welche ihn auf der Bahre hielten- sie sperrte ihn ein!
Nun war es nicht mehr das Stützen, was ihre Hand an ihm tat sondern das drücken. Sie hob das Joch und zwang ihn dazu ihren Willen auszuhalten- er sollte bleiben, sie wollte bleiben. Schwer lag die Last auf seiner Brust und es schien nahezu so als ob sie ihm jegliche Luft aus den Lungen drückte um seinen Widerstand zu überbieten. “Nimm deine Finger von mir!” knurrte er dunkel und seine Stimme trug derartige Dominanz mit sich, als das sie keinerlei Widerspruch zuließ. Wie aufs Wort zog sie ihre Hand zurück- ob ängstlich, ob verwundert, ob gescholten. Der Blick seiner dunklen Augen war nicht länger schwach und in sich flackernd- sondern starr und gefestigt. Er duldete keine Fesseln! Niemand wies ihn in Schranken, die er selbst nicht aufrecht erhalten konnte, nicht einmal seine sterbliche, fleischliche Hülle. “Was wagst du-” setzte er an und seine Stimme war laut und drohend als er sich aufrichtete, kurz das Gesicht im Schmerze verzog. “Dich mir in den Weg zu stellen?!” er erhob sich und stand vor ihr- sein Haupt schien düsterer zu sein als sonst, ein dunkler Schimmer umgab sein leicht wehendes Haar- obwohl es windstill war. “Was denkst du wer du bist als, dass ich dies erdulden würde!” er richtete seine Finger auf sie “Erfahre selbst die Fesseln der Schwäche, lerne in Ketten zu liegen ohne Verdienst zu sehen, sei gebunden an die Machtlosigkeit, welche andere dir aufzwingen!” Die Worte schlugen ein dunkles Echo an die Wände, hinein in den Raum. “Lerne zu lernen, das NIEMAND! es vermag Kâreanîtûk in die Schranken zu weisen, ihm die Ketten der Willenlosigkeit anzulegen oder ihn am gehen zu hindern!”
Und mit den Worten des Wutes schlossen sich kalte Finger um den zierlichen Leib und schlugen ihn in Eis, rissen an ihm und warfen in an seiner Stelle in das Stroh am Boden- Fesseln schlugen sich um Hals, Hand und Fuß und schnürten das Mädchen an den Boden. Ein kaltes Lachen schlug mit dem Öffnen des Mundes in die Nacht “Gebunden, geschunden- gepeinigt!” und die Fesseln zogen sich enger.
Dann wand er sich um und sein strafender Blick strafte alle, welche es wagten ihn anzuschauen, ihn mit Entsetzen bewunderten. “Niemand bindet mich!” murrte er tat den ersten Schritt. Der Raum war still, nur das Echo seiner Schritte hallte durch den Raum, Schritte energischer Natur, kräftig und zielstrebend. Die Stille brach als die Pforten zum Nebenraum ineinander schlugen und zitternd Ruhe fanden.
Angestrengt versuchte der Oberst aller Paladine seinen Herrn, den König, zu beschwichtigen, hielt ihn mit einem anderen General zurück, dass er nicht auf den Magier losging- und auf der anderen Seite stand ein Magier der obersten Klasse hinter seinem Oberhaupt und beschwor ihn darauf sich zu beruhigen, doch nichts davon bracht wirklichen Erfolg- sondern schürte nur die Wut und den Hass unter einander. Die Schatten in der Welt wurden länger…
Der Hochkönig der Menschen erhob schließlich die Hand gegenüber der Magnifizenz und holte aus zum Schlag ehe er zusammen zuckte und sich der Magier vor ihm aufbaute. “Athorus Elruff!” donnerte die Stimme des Alten, als er den König beim Namen nannte “Ihr seid unwürdig dem Volke der Menschen!” und der Raum wurde dunkler und dunkler- die Stimme des Magiers um so lauter und dunkler “Ihr verdient es zu sterben!” Der Mann hob seine Hand und zog sie hinunter- ein Licht durchflutete den Raum- alle waren geschockt.
“Das.. Genügt…” klang es leise zur Aufmerksamkeit und alle richteten ihren Blick auf den Jungen, welcher den Raum betreten hatte- seine Finger zitternd ausgestreckt. Er hatte den Zauber aufgehalten.
“Noch-” hauchte er und stürzte zu Boden “Ist das Blut nicht getrocknet….”
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyDi 1 März 2011 - 19:40

Kreischend vermischte sich schimmerndes Spitzes mit dumpfem Schwarz. Energisch bohrte es sich durch das Schwarz hindurch, mehr schwarz schwappte aus dem Schwarz, tröpfelte zu Boden und hinterließ dunkle Flecken auf dem weichen Gras. Kreischend fielen schwarze Körper, stürzten unter den Schmerzen der Pfeile, verwundet, verletzt, geschwächt- und doch bereit bis in den Tod zu kämpfen. Wütend brüllte der Schattenfürst auf, seine Untertanen bauten sich vor den Magiern auf, vor der Feste, gewannen an Macht. Noch gab es keinen Grund zur Sorge- noch. Doch die Lage war ernst. Sehr ernst. Im Augenblick waren die Dämonen schwer verwundet von dem für sie viel zu grellen Schein und dem gleich darauf gefolgten Angriff. Schreiend wanden sie sich am Boden, ihrem Fürsten war es egal. Er schien zu wollen, dass sie alsbald wieder aufstanden und sich dem Kampfe erneut stellten, ob sie nun verwundet waren oder nicht.
Schwarz beherrschte die Landschaft, schwarz- überall schwarz! Die dunklen dicht aneinander gedrängten Körper der Schattenwesen, die schwarze Nacht, die beinah undurchdringliche Wolkendecke, welche das Leuchten der Sterne und des Mondes verschluckten. Die Menschen, die Magier, alle dort versuchten, die Dämonen zurückzuhalten. Sie alle kämpften gegen die schwarze Masse an, mussten es vorerst bloß bis zum Morgengrauen durchstehen. Doch man durfte die Dunkelheit nicht unterschätzen. Auch sie hatten machtvolle Kraft. Sie kämpften gegen die magische Helligkeit an, schlossen sie ein in Finsternis- mobilisierten ihre letzten Reserven noch einmal. Niemals würden sich die Dämonen freiwillig zurückziehen, niemals würden sie kapitulieren…

Wer hätte das gedacht? Wer hätte mit solchen Konsequenzen der Fürsorge einer kindlichen Frau gerechnet?
Hart umfassten kalte Hände ihren schmalen Leib, es gab kein Entrinnen, zu stark der Griff. Was hätte es ihr gebracht? Sicherlich, sie wäre weniger hart auf dem mit Stroh ausgelegten Boden aufgeschlagen, doch war dies ein weniger ernstes Problem. Wut spiegelte sich in dem Blick ihres Gegenübers, ehe er die zierliche Gestalt von sich stieß. Strauchelnd rang sie um das Gleichgewicht, doch zu kräftig war der Stoß gewesen- unsanft küsste ihr Leib das Stroh, welches sich kratzig an sie schmiegte. Hart machte ihr Kopf Bekanntschaft mit den kalten Steinen, vor den eisigen blauen Augen tanzten kleine glitzernde Sternchen. Umrisse zogen sich durch ihr Blickfeld, kennzeichneten undeutlich das vor ihr Liegende, ein gräulicher Schleier nahm ihr die Sicht. Als sei man erst vor einem Moment aufgewacht, den Schlaf noch in den müden Augen, welcher die Welt zu Beginn trüb präsentierte. Die Lider der zierlichen Wächterin schlossen sich, ein pochender Schmerz breitete sich hinter ihrer Schädeldecke aus, dumpf geriet ihre Konzentration ins Wanken. Ruhig atmete sie tief ein- und wieder aus, versuchte ihre Gedanken beisammen zu halten.
~Konzentration
Schwere Ketten schlugen sich um ihren Hals und ihre Hand- und Fußgelenke. Lautes Lachen drang an ihre Ohren. Kalt und erbarmungslos. Sanftes Lächeln schlich sich auf die Lippen der am Boden Festgeketteten. Still ruhte der Körper auf dem kalten Stein, ließ es einfach geschehen. Ohnehin hätte Schreien und Zerren sie nicht weitergebracht, hätte ihr bloß Schaden zugefügt, hätte ihr weitere Schmerzen bereitet. Langsam schlug sie die Augen auf, der Blick klärte sich. Was noch vor wenigen Sekunden verschwommen war, war nun scharf und deutlich zu erkennen. Lächelnd schaute sie auf die Gestalt über ihr- der Wächter, welcher in rastlose Wut geraten war. Was sie glaubte, wer er war? Was war er? Javier- war er so anders als sie? Sicherlich, ihre Persönlichkeiten unterschieden sich bereits im Ansatz- und doch gehörten sie derselben Rasse an. Sie beide waren Wächter, mächtige Geschöpfe- welche jedoch auch mit schweren Wunden nicht stets die Starken spielen konnten. Die Wächterin hatte freiwillig ihre Hände zurückgezogen, sein drohender Unterton hatte sie weichen lassen. War sie zu weit gegangen? Hatte sie über ihre Fürsorge vergessen, wer er war?
Er hätte es wissen müssen.
Kalte Wut schien durch seinen Leib zu strömen. Seine Verletzungen beachtete er nicht, als seien es kleine Kratzer. Nicht weiter schlimm. Kein Grund zur Sorge. Unwichtig. Zu kraftvoll war sein- Gerechtigkeitssinn? Dachte er, den Menschen auf diese Weise helfen zu können? Gewiss, es war bewundernswert- stets wollte er kämpfen um der Gesundheit der Menschen Willen. Doch wenn er dem Glauben erlag, genug Kraft in sich zu haben, nach all den Strapazen dieser unerwartet grauenvollen Nacht- so täuschte er sich. Auch sie wollte, dass alle wohl auf waren, wollte die Dämonen nicht noch mehr Schaden anrichten lassen. Man brauchte sie, sie beide. Die Wächter- einer geschwächt. Unmöglich dem Kampf auszusetzen. Warum sah er es bloß nicht ein?
Sie- hätte es wissen müssen.
Die kalten Ketten schnürten sie fest am Boden, machten es ihr schier unmöglich, sich zu bewegen. Sie rieben an ihre schmalen Gelenke, noch enger zogen sie sich um Hand, Fuß und Hals. Unwillkürlich zuckte sie zusammen, bloß kurz, kaum merklich. Das Atmen wurde zunehmend schwerer. Große Last hielt sie auf dem kratzigen Stroh. Ihr Artgenosse stand über ihr, als wollte er ihr zeigen, wer der Stärkere war, wer über wem stand. Ruhig lauschte sie auf seinen Ausbruch- sah zu ihm hinauf, wich weder seinem Blick aus, noch zeigte sie sich eingeschüchtert. Wütend wanderte sein Blick durch die Halle, alles war still geworden. Die Augen aller waren auf Javier und Arisu gerichtet, welche sich jedoch schnell abwandten und sich beschäftigt gaben- sobald er in ihre Richtung schaute. Bis er mit hallenden Schritten davon rauschte. Schritt für Schritt, jedes Mal, wenn er seinen Fuß aufsetzte, erklang das dumpfe Geräusch seiner Sohlen, welche von den hohen Wänden zurückgeworfen wurden. Niemand wagte es, ihm in die Augen zu schauen, geschweige denn einen Ton von sich zu geben.
Kaum war die Tür zum Nebenraum in das eiserne Schloss gefallen, eilte die ältere Dame von zuvor zu der gefesselten Wächterin. „Geht es Ihnen gut?“ Besorgt schaute sie das Mädchen an, zerrte an den schweren Ketten, welche rasselnd protestierten.
Das Lächeln hatte sich nicht aus ihrem Gesicht gestohlen, weiterhin haftete es auf ihren Lippen, beruhigend. „Lassen sie nur, es ist in Ordnung. Sie können nichts tun. Er wird früher oder später sicher zur Vernunft kommen. Sorgen Sie sich um die Verletzten….“
Als hätte er ihre Worte über diese Entfernung wahrgenommen, verschwand der Druck auf ihrem Hals, die Ketten lösten sich und verschwanden, der Klang ihres metallischen Rasselns verstummte, als seien sie niemals dort gewesen. Langsam setzte sich die zierliche Wächterin auf. Kurz rieb sie sich ihre leicht schmerzenden Gelenke, welche wund von dem schweren Metall waren. In solch kurzer Zeit sollte sein Ärger verflogen sein? So plötzlich sollte er zur Vernunft gekommen sein? Grübelnd glitt ihr Blick zu der verschlossenen Tür- als ihr der einzig sinnvolle Grund für seine plötzliche Sinneswandlung durch ihre Gedanken huschte.
Er hatte nicht hören wollen.
Kopfschüttelnd erhob sich der zierliche Leib, strich die Kleidung glatt und schaute sich in der Halle um. Der Großteil der Menschen war tatsächlich wieder an die Arbeit gegangen. Bald waren alle versorgt, viele Verletzte bereits auf dem Weg der Besserung. Elegant setzte Arisu Fuß vor Fuß, tänzelte quer durch den Raum zu der Tür, durch welche noch vor wenigen Minuten ihr Artgenosse verschwunden war. Immer wieder sah sie, wie sich mehrere Augenpaare auf sie richteten und sie beobachteten, während sie mit ihren Händen anderweitig zu tun hatten. „Kümmert euch nicht um mich…“ Es waren bloß gewisperte Worte, doch die kleine Wächterin war sicher, dass man ihre Worte verstanden hatte. Die Pforten zum Nebenraum schlugen ein weiteres Mal auf. Ruhig legten sich ihre Augen auf das Bild, welches sich ihr darbot. Der König und das Oberhaupt der Magier standen mit erhobenen Händen gegenüber, jedoch tat keiner von ihnen etwas. Hinter ihnen standen Paladine und Magier, auch sie hatten innegehalten in ihrer Versuchung, die Oberhäupter zur Vernunft zu bringen. Alle Augen waren auf den Jungen gerichtet, welcher am Boden lag- bewusstlos.
Lächelnd wechselte ihr Blick zwischen den wutentbrannten Oberhäuptern und den Wächter hin und her. Hatte er sie im letzten Moment aufgehalten? Oder waren sie bloß irritiert, dass er vor ihnen zusammengebrochen war?
„Bitte…“, begann sie ruhig. „Verzeiht… Es hat doch keinen Sinn, wenn Ihr nun gegeneinander kämpft.“ Langsam schritt sie auf Javier zu, kniete sich neben ihn. „Auf diese Weise ist Eurem Volk doch auch nicht geholfen, Majestät. Und… die Magier sind doch gekommen, um zu helfen. Oder nicht? Sicherlich, Eure Wut ist durchaus verständlich. Doch die Menschen dieses Landes vertrauen auf ihre Majestät. Sie vertrauen auf sein Können im Ernstfall.“ Ihr Blick glitt zu dem Wächter. Müde sah er aus. Müde und erschöpft. „Ist es nun nicht wichtiger, die Dämonen zu vertreiben und die Menschen zu retten? Wenn dies erst einmal geschafft ist, könnt Ihr, Eure Majestät – und Ihr, Magier, diese Angelegenheit in Ruhe klären.“ Schweigend hörten sie die Worte der kleinen Wächterin an. Niemand unterbrach sie. Vielleicht konnte sie sie tatsächlich vorerst beruhigen. „Es wird doch eine sicher eine Lösung geben, nicht wahr? Aber nun… steht die Sicherheit des Volkes an erster Stelle….“
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyDo 3 März 2011 - 22:30

Kalt, war es. Kalt, war es auf den Scherben der Menschen, in den interkontinentalen Gebirgen, in welchen die brennende Hauptstadt gebettet war. Ihr roter Schein verlor sich in dem Schwarz aus Nacht und Tod, verlor sich in der Kälte und erstarrte. Niemand konnte sehen, niemand würde sehen- das Leuchtfeuer, welches mit Leichen genährt wurde. Ihre grotesken Fratzen, Schmerz wie gestempelt in ihre bleichen Glieder, benetzt von Blut. Lodernd leckten die Flammen der Nacht entgegen, streckten ihre brennenden Finger nach den Sternen, jene, welche nicht einmal mehr erahnt werden konnten in den Schlieren aus Rauch und Schatten. Dunkelheit, weit und breit. Dunkelheit, zum töten gefreit. Gigantisch war ihr Druck, den sie auf die Gemüter ausübte, jeder Schlag ließ das reine und gute Helle in den Herzen der Menschen weichen- Hoffnung musste der Angst weichen und Leben starb einen blutigen Tod. Es war eine Nacht, eine Henkersnacht. Schwerter konnten nichts ausrichten, wenn sie nicht geführt wurden und Schilde schützen niemanden, wenn niemand sie zum Schutze erhob. Es war ein Kartenhaus, welches der Sturm entzweit und es bis in die Grundfesten teilt, zermürbt und schlussendlich vernichtet.
Der Mensch war nicht einmal mehr annähernd in der Position dem Feind ein Gegner zu sein- der Mensch war schwach, ertrunken in den berauschenden Tränken aus Alkohol, gebrandmarkt von Tod. Der Schatten, welche sie alle in Dunkelheit hüllte und ihnen all das Licht nahm, war schier undurchdringlich.
Selbst das Feuer, welches die Marionetten des Schattens gelegt hatten konnte dieses Dunkel nicht durchdringen und es in seine Schranken weisen. Nur der Ruß und der beißende Geruch von verkohlendem Fleisch umwabberte die Stadt, nahm die frische Luft zum atmen. Er stach in den Augen und brachte viele zum Husten auch die Sicht verschlechterte sich zunehmend. Der Feind hüllte sich in den Mantel der Verderbnis.
Taktisches Handeln wurde zu blinder Raserei- die Pfeile sausten wahllos von den Sehnen der hölzernen Bögen und suchten sich selbst ihre Ziele. Die Treffgenauigkeit nahm ab, mit jeder Minute, mit jedem Meter, welcher dem Feuer einheim fiel, welches Zerstörung über die Stadt brachte, der untere Ring der Stadt stand bereits lichterloh in Flammen. Scheiterhaufen, von teils noch lebenden Menschen türmten sich im Kreise um die letzte Bastion, die Hoffnung, des Menschengeschlechts. Und sie alle brannten. Sie alle würden brennen- brennen in den schwarzen Flammen der Hölle. Schreie des Schmerzes, Schreie schierer Qualen, Schreie des Lieds- Hilfegerufe, Gottesersuche hallten durch die Nacht, ehe die Flammen sie verschlungen, sie zum Schweigen brachten und doch die Schreie nur noch lauter erklingen ließen. Brennendes Blut und brennende Leiber brachten pestlichen Gestank über all jene, welche noch standen, standen gegen den Feind. Es war nur noch eine Frage der Zeit- und mit jedem Korn, welches durch die Weltuhr rann, rückte die Antwort näher.
Die Macht des Fürsten schien sich zu sammeln- die Toten gaben ihm Kraft, all die brennenden Seelen- denn Feuer löschte Seelen, löschte sie aus und ihre Qual stärkte die Macht der Schatten, die Macht der Dämonen, der Tod war auf ihrer Seite. Doch die Zahl der Höllenkinder war endlich- sie waren um ein Vielfaches dezimiert worden. Sinnloses vergeuden von Streitkräften musste aufhören- bis hin zu dem finalen, gar vernichtenden Schlag gegen das, was so fieberhaft versuchte ihnen zu entgehen.

“Noch ist das Blut nicht getrocknet…
Jedes Auge richtete sich auf den Jungen, welcher mit einem dumpfen Schlag auf dem marmornen Boden aufschlug und reglos liegen blieb. Keiner rührte sich- nur das schwere Atmen des Königs unterbrach die entsetzte Stille- welche sich ausgebreitet hatte. Niemand sagte ein Wort, niemand tat etwas- alles war erstarrt und in sich eingefroren.
Erst die Pforte, welche erneut aufschlug ließ die Stille verfliegen- die geöffneten Münder schlossen sich, die Gesten wurden ausgeführt und die Gemüter fanden sich wieder. Blinzelnd öffneten sich die Augen aller.
Der König erhob sich aus seiner Position und blickte auf alle unter ihm herab. Sah ein Volk, welches sich uneins war und ein Ganzes mussten sie bilden um dem Feind nicht zum Opfer zu fallen. Er holte Luft und setzte dann zum sprechen an. “Sie hat Recht-!” sagte er bestimmend und nun richteten sich die Blicke auf ihn- alle bis auf die des Ordensoberhauptes. “Mein- Unser Volk wird in die Knie gezwungen von einem Heer der Dunkelheit. Einer Schar aus unwürdigen Speichelleckern des Teufels! Der Schattengott hat uns seine Schoßhündchen geschickt! Und wie reagieren wir?”
Er machte eine Pause und er konnte sehen wie die Häupter seiner Herolde und Kriegsfürsten beschämt zu Boden richteten- einander nicht ansahen sondern voreinander flüchteten um niemanden schuldend anzusehen.
“Es ergötzt sich an alten Rauheiten und sieht tatenlos zu- wartet bis ihre Elite einen Entschluss fällt. Doch diese schreitet nur blind zum Streit und verliert all das aus den Augen, was so wichtig ist” antwortete schließlich der Hochmagier und blickte den König als auch seinen Vorgesetzten anklagend an.
Der König nickte “Er hat recht! Seht uns an! Wir streiten während unser Volk stirbt! Wir sollten dem Krieg mit Taktik entgegen gehen und nicht selber Krieg üben! Raufen wir uns zusammen!”
“Bevor sich seine Exzellenz in moralbringenden Kriegsreden verliert bleibt es anzumerken, dass die Wächterin die Unwahrheit spricht- oder Falsches wagt zu verlangen” schollt die kalte Stimme der Spektabilität. “Ich bin nicht gekommen um zu helfen! Ich bin gekommen um zu beenden!” sein bohrender Blick lag auf dem Mädchen. “Des Weiteren wäre es mir nicht bewusst wann eine Frau hier etwas anzumerken hat, nicht wahr? Kümmert euch um eure eigenen Probleme- ihr seid ja nicht einmal dazu im Stande! Wie wollt ihr dann ein Volk retten?” Er drehte sich wieder um und fixierte den König “Außerdem retten wir keine Menschenseele wenn wir den Feind vertreiben!” murrte er und dann drehte er sich mit einer Bewegung um und marschierte zum Ausgang- die beiden Hochmagier folgten ihm. Hinter ihnen schlugen die Torflügel zum Thronsaal zu.

Der König, die Paladine und all die anderen Kriegsherren schauten ihnen nach.
“Mein König” sprach der Hauptmann an “Meine Männer, die Wachen der Stadt, warten auf ihren Befehl” er ging vor dem König auf die Knie.
“Mein König, die Söldner, welche mich auf meiner Reise hierher begleiteten, stehen ebenfalls zum Kampf bereit” gab ein Adliger kund und schaute zum König.
“Die Garde steht immer zu euren Diensten, euer Hoheit” sagte der Paladinfürst und legte dem König eine Hand auf die Schulter “Wie lauten ihre Befehle?”
“Bringt mir meine Rüstung” sagte der König und schaute seine Männer an “Wir stehen diese Prüfung durch- auch wenn es unsere letzte sein sollte!”
“Auf unseren König!”

Er schaute in das Meer aus Flammen, welches die Stadt umgab und ein Bild des Schreckens vor ihm abzeichnete, und seufzte. “Asche zu Asche, Staub zu Staub…” murmelte er. Seine Lichtbarriere verglomm langsam- er würde sie nicht aufrecht erhalten- sie stand ihm nur im Weg auch wenn es das letzte war, was die Dämonen aufhielt. Die Kraft der Schatten war stark, doch nicht stark genug. Sie hatten es hier nicht mit einem allzu hohen Fürsten der Dämonen zu tun. Untere Mittelklasse vielleicht- wenn nicht niedriger. Sie hatten nur das Überraschungsmoment auf ihrer Seite gehabt, welches ihnen diesen triumphierenden Schlag ermöglicht hatte. Die beiden Magier, von denen er flankiert wurde sahen ebenso nachdenklich aus wie er. Es musste etwas passieren und zwar schnell. Im Moment konnte die Menschheit keinen weiteren Schlag verkraften- sie taumelten schon- der nächste Schlag würde sie zu Boden reißen. Sie mussten schnell sein.
“Sie versuchen es mit dunkler Magie- wir halten dagegen” legte er bestimmt fest. Und trat in den Innenhof- vor die bebende Wand- das Tor, welches gerade eben zusammen gesetzt worden war. Die Magier immer noch an seiner Seite, ein weiterer eilte hinzu. “Magister…”
“Schon gut- es ist alles zu seinem Besten!” unterbrach das Oberhaupt und schaute kurz zu dem dritten Magier. “Es liegt jetzt an uns- wir können einem derart an Militär geschwächtem Volk keinen Schlag mehr zumuten”
“Was wollt Ihr tun?”
“Wir werden sie zerschlagen” meinte er und breitete seine Arme aus. “Zeit mit dem Spruch zu beginnen. Ihr haltet die Barriere und zum richtigen Zeitpunkt hebt sie auf!”
Die drei Magier nickten und die Barriere des Lichts über ihnen gewann wieder an Stärke- hielt dem Druck der Schatten an.
Das Oberhaupt der Erdmagier schloss die Augen und begann mit dem Spruch. Er psalmodierte in einer Sprache, welche die normalen Menschen nicht verstehen konnte. Seine Stimme leise und doch hallte sie leise nach- Wellen enormer Energie gingen von dem alten Mann aus- die Dämonen wurden darauf aufmerksam. Die Stimme des Mannes schwoll an und ein Echo wurde von dem anderen gejagt und ein Gesang dunkler Worte erhob sich gegen die Worte des Schattenfürsten.
Ein lautes Kreischen war zu hören und die gesamte Festung erzitterte- riss Männer von ihren Beinen und die Barriere über ihnen flimmerte bedrohlich- lies die Schatten tanzen. Doch die Magier sorgten schnell wieder für die Standfestigkeit- nein der Dämonenfürst war wirklich nicht sonderlich stark. Die Magier traten alle einen Schritt von ihrem Oberhaupt, welcher umgeben war von fokussiertem Mana- seine Gewänder schlugen mit seinem Haar und Bart um ihn- sein Stab war hoch erhoben.
Und mit einem mal erlosch das Licht der Barriere und die Dunkelheit brach hinein in die Festung und griff nach ihnen- verschlang sie, und niemand konnte mehr die Hand vor seinen Augen sehen. Es war stock finster und dann rannte das Dämonenpack auf die Feste zu- kreischend, brüllend!
All jenes Licht war erloschen- und die Finsternis griff nach den Herzen der Menschen, welche sich bemühten das Licht der Fackeln wieder zu entfachen. Doch die Schatten nahmen überhand…

Mit einem letzten Wort verstummte auch der lautstarke Spruch des Magiers- das Echo verklang und mit Wucht schlug der hölzerne Stab des Mannes zu Boden und eine gewaltige Welle ging von dem Magier aus, enorme Macht! Der Himmel riss über ihnen auf- die Schatten wurden durchzogen von einer gewaltigen Macht- einem Blitz gleich. Und wie Steine schlug es in die Masse aus Dämonen ein- der Lichtstrahl- brach auf sie herab und zerschlug die Dämonen. Das gleißende Licht löste die Finsternis auf- sie zerstob. Unter ohrenbetäubendem Kreischen verbrannten die Dämonen und zerfielen zu Asche- zerbrachen und vergossen all ihr schwarzes Blut. Das Licht verebbte und das Licht der Sterne und des Mondes legte sich fahl wieder auf die Stadt an den Bergen. Das Feuer brannte immer noch- die Stadt erleuchtete in dem Rot der Flammen und dem fahlen Silber des Gestirns. Die Armee vor den Toren der Feste war vernichtet und der oberste Magier richtete sich zufrieden auf- sein Werk war vollbracht.

Der Rest an schwarzer Brut setzte sich in Bewegung- versuchte zu flüchten, hinaus aus der Stadt doch knarrend schlossen sich die mächtigen Tore vor ihnen. Und aus der Zitadelle der Burg rannte der König, seine Krieger im Gefolge und das Tor der Burg öffnete sich- gab den Weg frei auf die Stadt- auf den Feind. Die Soldaten kamen von den Mauern. Der König und die Paladinen saßen auf, auf ihre edlen Kriegsrösser und wiehernder Hufe zog der Vernichtungsschlag gegen das Überbleibsel aus.

Und am Horizont erwachte bereits der Morgen….
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptySa 5 März 2011 - 13:50

Hart schlugen sie ihr wie Peitschenhiebe ins Gesicht. Hart trafen sie sie in ihr Herz. Hart drangen sie in ihre Gehirnzellen, in ihr Bewusstsein. Ihr Lächeln erfror nicht, verlor weder Charme, noch verlor es Mitgefühl, doch in ihrem Inneren brodelte es. Völlig kalt ließ sie es nicht. Er hatte doch recht. Irgendwo. Er hatte recht. Was hatte sie schon getan, um dem Volk, welches in einer einzigen Nacht auf solch eine drastisch niedrige Zahl dezimiert worden war, zu helfen? Was hatte sie getan, um das Volk vor der Dunkelheit zu bewahren? Es im Namen der heiligen Wächter zu schützen? Sie hatte weder an der Front gekämpft, noch hatte sie alle Menschen sicher in die Festung bringen können. Stattdessen hatte sie sich um die Kinder des Königs und um ihren Artgenossen gesorgt. Sicherlich, sie hatte nicht bloß instinktiv gehandelt. Sie hatte sich etwas dabei gedacht- bei der Sorge um ihren Artgenossen. Sie brauchten ihn doch. Bloß war ihr Plan fehlgeschlagen. Und sie hätte es sich denken können. Es hätte ihr bewusst sein müssen, wie er reagierte. Natürlich konnte er nicht tatenlos liegen bleiben. Natürlich mussten sie an der Front kämpfen. Der Blick des Magieroberhauptes bohrte sich durch den zierlichen Körper, stechend trafen seine Augen auf die ihre. Sie ertrug es nicht, senkte den Kopf und schaute auf den vor ihr liegenden Javier an. Strich ihm vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Nun war es entgültig vorbei mit seiner Kraft. Es war eine lange Nacht für ihn gewesen. Er brauchte Ruhe, bald würde der Morgen anbrechen. Die junge Frau horchte auf, als sich Schritte von ihr entfernten. War sie tatsächlich nicht in der Lage, ihre eigenen Probleme zu regeln?
Langsam schüttelte sie ihren Kopf. Nein. Er lag im Unrecht. Sie konnte sich durchaus um ihre eigenen Probleme kümmern. Sie konnte das Volk retten. Sie half ihnen auf andere Weise, beruhigte sie und lenkte sie ab von ihrer Furcht. Gewiss, sie war eine gute Kämpferin, sie war durchaus in der Lage, sich den Dämonen an der Front zu stellen. Möglicherweise hätte sie es auch tun sollen. Doch selbst wenn sie sich nicht an ihre Aufgabe gehalten hatte, hatte sie den Menschen auf andere Weise helfen können... Der König schien auf ihrer Seite zu stehen. Anders als gewünscht wurde der Streit zwischen der Majestät und dem Ordensoberhaupt beendet, doch- er war vorerst beendet, und beide Seiten konzentrierten sich auf den gemeinsamen Feind. Lächelnd hob sie den Kopf wieder an. Sie durfte sich nicht von den harten Worten des Magieroberhauptes beeinflussen lassen. Sie wusste, wo ihre Stärken und ihre Schwächen lagen und wusste, diese vernünftig einzusetzen.
Bald waren auch der König und seine Paladine aus dem Saal an die Front des böswilligen Kampfes getreten, die Majestät hatte angeordnet, den Krieg zu beenden, und wolle es das Letzte sein, was sie taten. Arisu war allein mit dem bewusstlosen Javier. Leise erhob sich die kleine Gestalt, hielt Ausschau nach der Heilerin. In dem Raum, in welchem die Kriegsverletzten untergebracht waren, kehrte endlich Ruhe ein. Die letzten Wunden wurden geheilt, bis zu dem Punkt, an welchem sie auf natürlichem Wege verheilen mussten. Erschöpft ließen sich die Heiler und Apotheker auf dem kalten Stein nieder und ruhten sich aus. Sie hatten gute Arbeit geleistet und sich die Pause redlich verdient.
"Miss, es tut mir Leid, Sie darum zu bitten. Sie sind sicher erschöpft, doch könnten Sie sich nochmals um Javier sorgen?" Lächelnd schaute sie auf die rundliche Frau herab, einen Moment der Ruhe gönnend. "Ich muss raus. Vor die Festung."
"Sicher doch. Sicher.", murmelte die Frau zerstreut und begab sich auf den Weg zu dem Wächter, während die Wächterin eilig den Weg aus der Festung antrat.

Nach der Dunkelheit kommt die Helligkeit.
Grelles Licht erhellte den Himmel abermals, laut krachend schlug die gigantische Macht des Magiers auf die Dämonen ein. Kreischend stießen die Dämonen ihre Laute des Schmerzes, des Leids- der Wut aus. Blut tropfte aus ihren massigen Körpern, befleckten die Welt mit Schwärze. Bröckelnd gaben ihre schwarzen Körper nach, bröselnd zerfielen sie zu Asche, geschlagen. Schimmernd gab der Mond sein dämmriges Licht preis, glitzernd strahlten die Sterne vom Himmel, die Wolken mit einem Mal vertrieben. Erhellten die schwarze Welt mit ihrem Schein. Der König und seine Paladine setzten zum finalen Schlag an. Die Dämonen gefangen in der Stadt, aufgehalten von den Stadttoren- geflüchtet aus Angst, Angst dasselbe Schicksal zu erleiden, wie ihre armseligen Artgenossen. Doch sie hatten keine Chance. Angeritten auf ihren Kriegrössern raus aus der Festung vernichteten sie die Überbleibsel der Schattenkreaturen. Schlag um Schlag, laut kreischte es in die klare Nacht, ehe die Schreie abrupt verstummten. Blut befleckte den Boden, Schwarz zerfiel zu einem Häuflein Asche. Es war geschafft. Sie waren besiegt. Die Spannung löste sich von der Welt, die schwarze Macht war wie ausradiert. Nicht mehr dort, negative Energie verschwand. Alles schwere Last der Dunkelheit fiel von dem Volk ab. Der Frieden war zurückgekehrt, vorerst.
Die südliche Stadt glühte in einem feurigen Rot, Flammen fraßen sich durch das Holz, durch alles brennbares Material. Bald war es vorbei, das Feuer ging bereits zurück, verbreitete sich nicht weiter und löschte sich früher oder später von allein aus. Nicht allzu wichtig in einem solchen Moment. Ohnehin war beinahe die halbe Stadt zerstört worden von Feuer, von den Kreaturen der Unterwelt, von der Dunkelheit. Der Teil würde wieder aufgebaut. Die Menschheit würde sich unterstützen, sie alle würden sich gegenseitig helfen.
Am Rande der Festung, gleich neben der riesigen Pforte hatte die kleine Gestalt gestanden, hatte angespannt das Schauspiel beobachtet. Ihr Gesicht enthielt weiterhin ein sanftes Lächeln, weder ein besorgter, noch ein ernster Ausdruck schlich sich auf ihr Gesicht. Noch bevor der beendende Schlag gefallen war, hatte sie gewusst, dass es geschafft war. Der Anblick, welcher sich vor ihr auftat, gab ein einziges Schlachtfeld preis. Blut klebte überall, am erdigen Boden, an den steinernen Wänden der Festung, an den Magiern und Menschen selbst. Schwarz schimmerte es, ehe es trocknete, vermischte sich mit Rot. Arisu schmunzelte. Es war vorbei, die Unterwelt war geschlagen. Und die Magier hatten dazu beigetragen, das Magieroberhaupt, ebenso wie seine Hochmagier. Sie hatten behauptet, nur beenden zu wollen. Doch in gewisser Weise hatten sie ihnen durchaus geholfen. Oder war es etwa keine Hilfe, den Kampf vollends zu beenden? War es keine Hilfe, mit den Menschen gegen die Dämonenschar zu kämpfen und sie zu besiegen? Das Volk vor dem Untergang zu bewahren? War es nicht doch Hilfe? Gewiss war es das, selbst wenn man es nicht zugeben wollte....
Windig schlug ihnen der nahende Morgen entgegen. Rötlich färbte sich der Himmel, tauchte die kalte Nacht in warmes Licht. Stolz sah man der Sonne entgegen, glücklich, überlebt zu haben. Erleichterte Seelen. Das Flammenmeer der im Tal liegenden Stadt war erloschen. Gräulicher Rauch stieg gen Himmel empor und verflog gemeinsam mit dem Wind. Kühl zerrte er an der Kleidung der Krieger, eisig zerschnitt er die Winterluft. Jubelrufe wurden ausgestoßen, die Freude konnte nicht länger unterdrückt werden.
"Ein Hoch auf den König!", rief einer der Kriegsmänner- andere stimmten ein.
Jemand gab in der Festung Entwarnung. Die Tür zu den Katakomben wurden geöffnet, alles stürzte hinaus an die frische kalte Luft. Das Getummel suchte sich seine Familien zusammen. Ein rührender Augenblick der Freude. Tränen strömten über Gesichter, glitzerten im schwachen Licht der aufgehenden Sonne. Familien schlossen sich glücklich in ihre Arme, vereint, lebend. Küsse wurden untereinander getauscht, Kinder strahlten übers ganze Gesicht. Sie verstanden nicht, was passiert war, und waren doch glücklich, ihre Väter wiederzusehen. Sie reckten und streckten sich den Erwachsenen entgegen, drückten sie fest an sich, sobald sie neben den Kleinen niedergekniet waren. Kaum einer sprach über den Vorfall der Nacht, sie vermieden es vorerst, wollten die Zeit mit ihren Familien genießen. Erschöpfte Ausdrücke in den Gesichtern der Männer, besorgt glückliche Gesichter bei den Frauen, müde glückliches Strahlen in den Kinderaugen. Manch einer suchte seine kleinen Spielgefährten, Familien trafen auf befreundete Familien.
Bloß konnte nicht jeder die Glückseligkeit teilen. Es gab Menschen, welche auf einen Schlag alles verloren hatten, oder auch bloß einen Teil. Sie standen am Rande, allein, oder mit den verbleibenden Familienmitgliedern, und trauerten um ihre Kriegsgefallenen- bis jemand zu ihnen kam, ihnen hilfreich die Hand hinhielten. Sicherlich, die Trauer war doch groß, es waren viele um ihr Leben gekommen. Dieses Gefühl versiegte nicht einmal in diesem Moment. Gemeinsam dachte man an die Gefallenen. Hilfesuchend griff man nach hilfsbereiten Händen. Keiner musste allein bleiben.
~Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Stumm stand Arisu an die Wand gelehnt und schaute die glücklichen Gesichter an, welche sich auf dem Schlachtfeld wiederfanden.
"Wächterin! Meine Dame!" Lächelnd drehte sich die Wächterin um. Helle junge Stimmen drangen an ihr Ohr, glückliche Gesichter lachten ihr entgegen. "Es geht Euch gut. Wie schön!" Langsam strichen ihre zierlichen Hände durch die goldblonden Haare der Königkinder, kurz schloss sie sie in ihre Arme.
"Ja, vielen Dank- Mir geht es gut. Und euer Vater ist ebenfalls wohl auf." Erfreut sahen sich die Kinder an, suchten die Hände ihrer Tante, zogen an ihr und begaben sich auf den Weg zu dem König. Casper drehte sich zu Arisu um, schaute sie an. "Vielen Dank, meine Dame."
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. "Na los, nun geh und suche deinen Vater."
Das kleine Kind nickte. Gemeinsam mit seiner Tante und seinem Bruder stieg er über das Schlachtfeld. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten den Himmel. "Papa! Papa!", riefen die Kinder, rannten auf den König zu. Glücklich schlossen sie einander in die Arme.
"Es geht euch gut.", murmelte erleichtert.
"Ja, das hast du der Wächterin und Tante Anabell zu verdanken."
Der König nickte, schaute die schlanke Frau vor ihm dankend an und wandte sich dann wieder seinen Kindern zu. Es war, als herrschte Frieden auf Erden. Ein unvergesslicher Augenblick, eine schrecklich grausame Nacht, welche niemals vergessen werden konnte. Und doch schien sich alles zum Guten gewendet zu haben....

Die Wächterin wandte sich ab, betrat die Festung. Ihr Blick glitt über die Verwundeten, friedlich schliefen sie. Die rundliche Heilerin trat auf sie zu. "Ich habe mich um Javier gekümmert. Doch seine Körpertemperatur ist etwas gesunken. Er ist noch nicht wach."
Arisu nickte und schaute die Frau freundlich an. "Haben Sie vielen Dank, Sie haben gute Arbeit geleistet. Wir bringen ihn am besten hinunter in die Stadt. Dort ist es wärmer. Und auch die anderen Verletzten sollten dort untergebracht werden."
Mit einem Lächeln wandte sich die Frau ab. "Ich werde mich darum kümmern."
Wieder suchte sich die Wächterin den Weg zu dem bekannten Strohbett, in welches man Javier gebracht hatte. Müde lag er dort, schwache Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab, die Haut fahl. Man sollte ihn schnell von hier fortschaffen, er brauchte Wärme und Ruhe. Der Krieg war ohnehin vorbei. Bald war alles vorbereitet, man brachte Javier hinunter in die Stadt. Die Menschenmasse auf dem Schlachtfeld löste sich langsam auf, gemeinsam machte man sich bereit, fasste einander an den Händen und besah sich die Stadt. Glücklicherweise war nur ein Teil der Stadt zerstört, der südliche Teil war niedergebrannt bis auf die Grundmauern, Teile einiger Mauern durch die Massen der Schattenkreaturen zerstört. Leblose Körper wurden gleich fortgebracht, bevor man sie ansehen konnte. Der Schaden war groß, es würde einige Zeit dauern, alles wieder herzurichten. Doch wenn alle einander unter die Arme griffen, würden sie es schaffen.
Arisu schritt langsam durch die Stadt, es war früher Morgen, die kalte Luft verteilte Frische in der Stadt, die Sonne war aufgegangen. Ihr Blick glitt von links nach rechts, und wieder zurück, während sie das Haus suchte und schließlich fand. Leise betrat sie besagtes Haus, nickten den sich darin sitzenden Menschen lächelnd zu und schlich die Treppe hinauf. Vorsichtig öffnete sie die Tür zu ihrer Linken und schloss sie hinter sich. Fahles Sonnenlicht fiel auf das blasse Gesicht. In einem großen gemütlichen Bett lag die Gestalt, schlief. Die Temperatur war wieder gestiegen. Er war auf dem Wege der Besserung. Javier...
Lächelnd strich sie ihm durch die Haare, setzte sich auf einen Sessel, welcher in der Ecke des kleinen Zimmers stand, und gähnte. Die Nacht war lang und hart gewesen. "Der Krieg ist vorbei- hörst du Javier?", murmelte sie, bevor ihr die Augen zufielen....
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Rex Dei
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BeitragThema: Re: ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir)   ~ si deus me relinquit ego deum relinquo (Privi von Verenchen-chan und mir) EmptyDo 17 März 2011 - 13:08

Gigantisch schwappte das Licht der glühenden Morgensonne in die Welt. Drängte hinfort all das Schwarz und die Dunkelheit. Schenkte Liebe und Mut, hob die gedrückte Laune. Es war als schenke die Sonne ihnen ihr Leben. Es war ihre Bestätigung diese furchtbare Nacht überlebt zu haben und nicht dem Tode einheim gefallen zu sein. Es waren der Schnee und das Eis, welche glitzernd das Licht brachen und es in seinen Farben den Morgen schillern ließ. Es war die Hoffnung, welche wie eine Welle durch die Gemüter der Menschen preschte und sie alle in Gänsehaut kleidete. Ein leichter Schauer, dennoch wohltuend. Jauchzen und Jubeln ging durch die geängstigte Meute, welche nun aus den Katakomben geholt wurde. Es war ein Sieg- es war ihr Sieg.
Rauchschwaden wankten leicht in der leichten Brise des Morgens, welcher golden den Menschen Schutz bot. Die Stadt hatte gebrannt und erholte sich- beinahe der gesamte untere Ring der Königsstadt war den Flammen zum Opfer geworden. Ein Teil der Häuser war noch erhalten geblieben, während andere bis in die Grundfesten herab gebrannt waren und nun als Asche in den Wind zogen. Die steinernen, unerschütterlichen Wälle, welche die Stadt schützend umrundeten, waren schwarz gefärbt vom Russ und standen dennoch ihren Dienst. Das Volk zog ein in ihre Stadt, suchte ihre Häuser, welche sie am Vorabend doch so hastig hatten verlassen müssen. Verwandte wurden zu sich aufgenommen, in den Tavernen wurde Platz gemacht für jene, welche nun gänzlich ohne Obdach waren. Die Menschen fassten sich bei den Händen- während die Sonne ihren Lauf schritt. Brüderlichkeit stand nun an erster Stelle für das Volk der Menschen und sie alle wollten brüderlich sein. Der Kampf hatte geendet.
Doch in der Throneshalle war alles anders. Dort würde es jetzt kein ausruhen geben. Sie mussten sich kriegsbereít machen. Es wusste keiner wann das Volk der Schatten wieder zuschlug, wann das Heer wieder vor ihren Toren stand. Es wurde Zeit das Volk der Menschen in den Krieg ziehen zu lassen. Sie mussten schneller sein- sehr schnell sonst würde nachher alles zu spät sein. An oberster Stelle stand fest, dass die spärliche Bemannung der Stadt nicht gegen einen erneuten Schlag halten konnte und wie lange die Magier blieben war auch nicht gewiss. Sie mussten die Armee mobilisieren! Die Provinzen mussten ihren Sold leisten- sie mussten nun alle stark sein. Der König setzte ein Schreiben auf, welches sofort von Boten überbracht werden sollte- wenn sie Glück hatten würde aus dem angrenzenden Land noch vor Sonnenuntergang Verstärkung eintreffen- wenn sie Glück hatten. Gleichzeitig mussten Strukturen der Befehlshandhabung festgelegt werden und die Defensive musste gestärkt werden. Auch mussten die Vorräte der Stadt aufgestockt werden um einer Belagerung auf Dauer standhalten zu können. Es musste viel getan werden und es war so wenig Zeit. Die Schmieden der Stadt liefen auf Hochtouren- das Schlagen von Hämmern auf Eisen hallte durch die verrußten Straßen. Die Schwerter wurden geschärft, die Rüstungen poliert.
Die Verletzen wurden ihrem Schlaf unter der Obhut der Heiler überlassen und die Apotheker, eilten in ihre Läden um genügend Medizin zu fabrizieren. Die Architekten machten sich an die Stabilisierung der Tore und normales Volk machte sich am Aufräumen schmutzig. Kriegsgerät wurde aufgebaut und die Wälle bemannt. Es brauchte seine Zeit um die gesamte Stärke der Menschen zu zentralisieren- noch waren sie schwach, zu schwach…

Vor den blutbefleckten Mauern der Feste sammelten sich die Magier. Ihr Oberhaupt in ihrer Mitte, der Mann, welcher den entscheidenden Streich geführt hatte. Sie waren jene, welche nun das Schild der Menschen waren, jene, welche unsagbare Macht besaßen. Sie waren die Weisen, unter ihnen eine der Säulen dieser Welt. Einer unter ihnen hielt das Gleichgewicht in Waage- sollte es halten. Doch sie waren nur ein Bruchstück, er war nur ein Teil des Ganzen. Mit unglaublicher, göttlicher Macht gesegnet und doch zu schwach um dem Bösen Einhalt gebieten zu können. Ihre Schatten warfen sich lang auf den schwarzen Boden stinkenden Dämonenbluts. Die Kadaver waren noch warm, ihr Blut lief immer noch aus ihren Venen. Das ein oder andere Herz tat noch seinen letzten Schlag um dann zu verstummen auf alle Ewigkeiten.
Ein mildes, triumphierendes Lächeln breitete sich unter dem langen Bart aus- der Schatten, welcher sein spitzer Hut warf- bedeckte seine Augen, welche das Blut untersuchten. Es war eine Kraftquelle- arkane Strömungen umgaben sie- in einem Netz aus Dunkelheit. Das Ordensoberhaupt trat an die Leiche des Dämonenfürsten heran- welche mit jämmerlich weitaufgerissenen gelben Augen in die Leere starrte- und schloss die Augen. Vor seinen Augen schimmerte leicht bläulich die magische Quelle. “Meister-?”
Doch einer der vier Hochmagier hob nur die Hand und brachte den anderen zum schweigen. Sie sollten ihren Meister nicht stören- er dachte nach. Auch wenn er sich nach außen oft barsch und herrisch zeigte war er doch im Grunde fürsorglich und freundlich. Er erachtete es selbst nur als Schwäche und er wollte nicht als schwach angesehen werden- er war stark. Die alte Gestalt hob sich in seiner braunen goldbestickten Robe von dem schwarzen ab- die Sonne ließ sein weißes Haar leuchten. Es war als würde er lauschen- lauschen auf das, was der Morgen brachte obwohl er es nicht hören konnte.
Es schien eine Ewigkeit zu sein, in der er sich nicht regte, einfach nur stand- während der Wind an ihm riss. Doch dann drehte er sich zu ihnen um- zu seinen Dienern. “Wir können nicht alle bleiben. Unser Tempel könnte ein weiteres Ziel dieses Heeres sein. Unsere heilige Stätte hat Vorrang. Wir müssen sie vor dem Untergang bewahren. Die Folgen des Verlusts wären katastrophal.” Ein Teil seiner Magier nickte. Das was ihr Meister da sagte, war durchaus wahr. “Doch wir können die Menschen nicht allein lassen, in diesen Stunden der Angst, Throndrus” richtete sich ein Hochmagicus an seinen Herrn. Die Spektabilität nickte “Wohl wahr. Wir werden ihnen etwas Zeit verschaffen- falls der Feind alsbald wieder anrückt.” er schickte seine Magier an ihm aus dem Weg zu gehen er hatte zu tun. Er fuhr mit den Fingern durch die Luft- führte Bewegungen durch. Am Boden fraß sich eine Linie durch das Meer aus schwarzem Blut- sie schimmerte rotbräunlich und folgte den Gesten des Magistrats. Sie schlang sich, wand sich und schnörkelte sich zu einem Mal- einer Rune- welche schwach schimmerte. Einige der umstehenden Magier lächelten leicht- andere wussten nicht was es bringen würde. Der lange, dünne Finger des Alten hielt schließlich inne und das Mal schloss sich, flammte auf. Der Mann lächelte sanft. “Gespeist mit der Macht Erden, wirst du werden! Genährt von der Macht der Schatten, sollst du nicht ermatten! Folgen meiner Stimme sollst, dem Feinde du entgegen rollst! Geschwungene Zeichen dir zur Stärke, ermöglichen dir steinerne Härte!” der Mann streckte seine Hand aus und vollführte damit Muster und Wendungen- seine Stimme das alte psalmodieren. Über ihnen erglomm ein kleines Licht- welches nun Wellen aussandte, welche sich um die Stadt legten. Flimmernd stob die Luft vor der Feste auf und dann schloss sich der Schild vollständig. Die Rune zu Füßen des Magiers, glühte rot und sog das Schwarze Blute in sich. Das Blut kroch auf die Linien zu.
“Der Schild wird halten bis die Magie im Schattenblut aufgebraucht ist. Die Rune wird dann verblassen und der Schild wird sich auflösen” erklärte er kurz. “Ilanus- du und deine Akolythen werden hier bleiben. Der Rest begleitet mich zurück in die Hallen des Firithwilya.”
Einer der Hochmagier trat mit einer Handvoll niederer Magier bei Seite “Ich werde den Orden repräsentieren, verlasst Euch auf mich” er verbeugte sich und verschwand dann im Inneren der Festung- seine Akolythen folgten ihm. Der Rest des Ordens verschwand so wie sie gekommen waren- sie hatten eingegriffen und das Schlimmste abgewandt, mehr musste vorerst nicht getan werden….

Hell streichelten die Mittagssonnenstrahlen das wabernde Schild und die darunter liegende Stadt. Der Schnee der Berggipfel leuchtete friedlich über ihnen. Vor ihnen streckte sich das Land der Menschen aus- Bauernhöfe, Farmen und Waldflur. Es war Winter und bis es Frühling wurde dauerte es noch.
Die Kälte kratzte an den Hauswänden, kroch durch Ritzen und Spalten und nur die warmen Flammen in den Kaminen brachten Wärme. Es war nicht leicht zu heizen, nicht alle Räume konnten mit der gemütlichen Wärme ausgestattet werden und doch schaffte man es irgendwie nicht zu erfrieren. Man hatte den angeschlagenen Wächter in einem der Stadthäuser des Adels untergebracht. Er lag in einem Gästezimmer, gewickelt in Decken auf einem großen Himmelsbett. Doch sein so ruhiger Schlaf flackerte nur noch, es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis er wieder erwachte. Es war sein Leben, welches nicht geendet hatte. Es war sein Körper, welcher nicht an dem Gift zugrunde gegangen war. Und es war sein Wille, welcher dem Tod die Finger weg schlug.
Müde blinzelte er ins Leben. Seine Hand fuhr sich an die Brust, welche sich stetig heben und senken sollte. Ein schmerzlicher Ausdruck verzog das unschuldige Gesicht- die friedliche Maske erfuhr die Realität. Das stumme Rot starrte an die geschmückte Decke über sich und einige Minuten verstrichen ohne jegliche Taten. Doch dann hob sich die so ausgemergelte Gestalt von Wächter. Sein Oberkörper war eingewickelt in die Bandagen der Heiler und ansonsten unbekleidet. Die Decken rutschten hinunter und leise und zärtlich schmiegte sich die Kälte an die fahle Haut, die erahnen ließ, dass er Blut verloren hatte. Sein Blick lag auf der Wächterin, deren Kopf leicht zur Seite an den Sessel gelehnt war, und beobachtete ihren Schlaf. Sie schien zufrieden zu sein, glücklich fast und doch trübte etwas ihre so reinen Züge. Etwas erschütterte das kleine springende Herz in ihrer Brust- irgendetwas hatte sie erschüttert. Ein Ausdruck wehleidigen Mitleids brach durch den Schmerz hindurch. Er wusste, was sie so erschüttert hatte, was sie viel mehr verschreckt hatte.
Er rutschte an den Rand des großen Himmelbetts und setzte seine Füße auf den dicken, bestickten Teppich. Er fühlte sich weich an, weich und doch robust. Er konnte fühlen, wieder fühlen. Das Gefühl war zurück in seine Glieder gekommen, die Taubheit war mit der Schwärze gegangen. Er setzte sich auf und streckte sich leicht- wobei sein Magen rebellierend schmerzte. Es würde sicher noch einige Zeit dauern, bis alles wieder verheilt war und nur die feine Narbe des Einstichs silbern auf seiner Haut als Erinnerung prangen würde. Er fuhr sanft mit seinen Fingern durch sein dunkles Haar und strich es seine normale Form- vom schlafen war es ganz zerzaust geworden. Ein müdes Lächeln rang er sich ab und trat auf die junge Wächterin zu. “Ich habe dir mit der Faust ins Gesicht geschlagen…” hauchte er und strich ihr sanft über die Wange “Und doch kommst du zu mir zurück? Törichtes Kind.” er ließ von ihr ab und wandte ihr den Rücken zu.
Man hatte ihm seine Kleider bereit gelegt und dafür gesorgt, dass all seine Habseligkeiten, welche er im Gasthof zurück gelassen hatte, zu ihm gebracht worden waren. Die violette Tracht lag auf einer Truhe, welche am Fußende des hohen Bettes stand. Schwach ging er darauf zu und streckte seine Hände nach dem Stoff aus- hob ihn hoch. Man hatte sogar das Loch geflickt, welches man hinein gestochen hatte. Ein freudiges Lächeln suchte ihn erneut heim- all die Erinnerungen, die er mit diesem Kleidungsstück verband. Sachte und achtsam streifte er sich sein Untergewand über und schlüpfte dann in seine Robe, welche sich an ihn schmiegte. Er nahm den Gürtel und schnallte sich ihn um, befestigte seine Tasche daran. Seine wenigen Habseligkeiten fanden alle ihren Weg in jene Tasche und wurden dann in die Dunkelheit des Verschließens getaucht. Er warf sich seinen Mantel über und befestigte ihn mithilfe der silbernen Brosche. Er war reisefertig.

Leise öffnete sich die Tür in das Zimmer und nahezu lautlos schloss man sie achtsam hinter sich. Ein suchender Blick wanderte durch den Raum und hing schließlich an dem schlafenden Weib. Der kleine Körper der Wächterin erhob sich und wurde sanft auf dem Bett gebettet. Sanft strich man die Decken über ihr glatt. Sie hatte sich den Schlaf redlich verdient. Danach setzte er sich in den Sessel, indem die Wächterin eben noch geschlummert hatte, und schlug die Beine übereinander. Er würde warten…
Und zwei blaue Augen hoben ihren Blick als die Wächterin erwachte.
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